Land meiner Träume collin1
singen und irgendein Amateur Sie am Klavier begleitet, denken die Leute, Sie wären ebenfalls eine Amateurin.« David war ganz ihrer Meinung. »Madame hat recht, meine Liebe. Du musst dich nicht nur bezahlen lassen, du wirst auch wählerisch sein m?ssen, bei welchen Gelegenheiten du zusagst, etwas zu singen. Innerhalb k?rzester Zeit werden s?mtliche Damen der feinen Gesellschaft stolz darauf sein, wenn sie die gro?e Meggan Westoby ?berreden k?nnen, ihre Gesellschaft zu zieren.? Meggan lächelte kläglich. »Ich bin noch nicht groß, trotz meiner Stimme.« »Meine Liebe, das Urteil musst du schon mir überlassen. Gouverneur Fox und seine Frau, Lady Fox Young, geben gerne musikalische Abende. Madame wird dafür sorgen, dass du eingeladen wirst, bei nächster Gelegenheit dort zu singen. Glaub mir, meine Liebe, bald liegt dir ganz Adelaide zu Füßen. Anfang nächsten Jahres möchte ich nach Melbourne reisen, um dort meine Geschäftsinteressen auszudehnen. Ich würde diese Gelegenheit gerne nutzen, dich in Melbourne auf die Bühne zu bringen. Ich glaube, die Stadt ist seit der Entdeckung des Goldes ein wenig vornehmer geworden. Und dann noch zwölf Monate, und ich fahre mit dir nach England und Europa.« »Lieber David, du bist so gut zu mir. Durch dich werden die Träume, von denen ich dachte, sie würden nie mehr sein als Träume, Wirklichkeit. Wie kann ich dir das je vergelten?« Er nahm sie in die Arme. »Als ob du mir das vergelten müsstest. Du hast mich sehr glücklich gemacht, als du eingewilligt hast, mich zu heiraten.«
In den nächsten Monaten entwickelte sich Meggans Karriere ganz nach dem Plan ihres Mannes. Ihr Debüt im Haus des Gouverneurs wurde mit stehenden Ovationen aufgenommen. In dem Augenblick, als sie den Applaus mit einem Knicks entgegennahm, wurde ihr Hochgefühl überschattet von einer aufblitzenden Erinnerung daran, wie sie das erste Mal eine solche Berauschtheit erlebt hatte. In einer unvergesslichen Nacht in Burra war Con Trevannick unter den Zuhörern gewesen, und sie hatte das Lied gesungen, das bald ihr ganz besonderes Lied geworden war. Weihnachten und Silvester mit ihren vielen Gesellschaften kamen und gingen vorbei. David hatte ihre Passage nach Melbourne für den fünfzehnten Januar gebucht. »Ich habe Treffen mit mehreren Handelsschifffahrtsunternehmen und Wollhändlern verabredet, die in den letzten Januarwochen in Melbourne sind. Victoria ist wegen der Goldfunde im Aufschwung. Viele, die auf die Goldfelder geströmt sind, werden zweifellos Farmen gründen; einige große Schaffarmen gibt es bereits, und weitere werden folgen. Die Mine in Burra zahlt ihren Aktionären keine großen Dividenden mehr. Ich überlege, meine Grubenanteile zu verkaufen und stattdessen in den Schiffsverkehr zu investieren.« Meggans ausgelassene Vorfreude auf die Reise wurde gedämpft, als sie zwei Tage, bevor sie lossegeln sollten, mit einem Brennen im Hals aufwachte. Sie sagte ihre Stunde bei Madame ab und blieb im Bett. Mrs. Mills bemutterte sie und brachte ihr Zitronengetränke mit Honig. Doch ihrem Hals wollte es nicht besser gehen. Am Abend hatte sie leichte Temperatur. David bestand darauf, dass sofort ein Arzt gerufen wurde. Dr. McDermott, ein leutseliger Schotte mittleren Alters, kam sofort. Er betrat Meggans Schlafzimmer, stellte seine Arzttasche ab, trat ans Bett und legte ihr eine Hand auf die Stirn. »Nun, was haben Sie gemacht, Mrs. Westoby? Ich hoffe, nichts, was Ihrer wunderbaren Stimme schaden könnte. Dann wollen wir uns Sie mal anschauen.« Seine Diagnose war schnell gestellt. »Mandelentzündung. Ich habe schon schlimmere Fälle gesehen, aber ich habe auch schon leichtere Fälle gesehen. Nun, Mrs. Westoby, Sie werden eine Weile nicht singen können und müssen das Bett hüten, bis Sie wieder vollständig genesen sind. Ich lasse Ihnen einige Tabletten bringen, die Sie bitte einnehmen, und dann komme ich morgen wieder, um nach Ihnen zu sehen.« Als David die Diagnose des Arztes hörte, erklärte er, er werde seine Reise nach Melbourne verschieben, um bei seiner Frau zu bleiben. Doch Meggan bestand eisern darauf, dass er seine Pl?ne beibehielt. »Bitte, David«, krächzte sie. »Mein Hals ist zu wund, um zu streiten.« »Bist du dir auch ganz sicher, dass du allein zurechtkommst?« Meggan nickte. »Trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, dich allein zu lassen. Ich bitte Dr. McDermott, eine Krankenschwester zu suchen, die bei dir bleiben kann.« Hannah Rigby war etwa dreißig Jahre alt.
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