Land meiner Träume collin1
einen Blick auf das andere Tischende, wo Joanna ihr Besteck wieder aufgenommen und sich darangemacht hatte, ihr Fleisch zu schneiden. Henry, Will und die Jungen folgten Meggans Blick. Henry nickte leicht, und alle aßen schweigend weiter. Will, der das Thema aufgebracht hatte, das zu diesem unbehaglichen Schweigen gef?hrt hatte, berichtete von einem h?bschen Malachit, den sie am Tag zuvor in ihrem Vorkommen gefunden hatten. »Der macht die schlechte Qualität des Kupfers wieder wett. Am Ende kriegen wir doch einen vernünftigen Lohn.« »Du solltest ihn sehen, Pa«, fügte Hal hinzu. »Ich wette, der hat Edelsteinqualität. Captain Roach kommt morgen, um ihn sich anzusehen.« »Ist er durch und durch von guter Qualität, Sohn?« »Wenn nicht, werfe ich meine Haue weg. So hübsch ist er, mit strahlend blauen Azuritkristallen durchsetzt.« Vor Meggans geistigem Auge erschienen leuchtende Bilder. »Ich wünschte, ich könnte auch einmal unter Tage gehen, um dieses Wunder mit eigenen Augen zu sehen, so eine Malachitfundstelle, die ihr ›Bergmannsgärten‹ nennt.« »Das Schlängeln durch die schmalen Gänge würde dir ebenso wenig gefallen wie das trübe Licht der Strossen, selbst wenn Frauen unter Tage erlaubt wären.« »Ich weiß.« Meggan seufzte. »Macht nichts, Megs. Ich verspreche dir, zu deiner Hochzeit schenke ich dir ein Malachithalsband.« Bei Wills Worten riss Joanna den Kopf hoch. »Was ist das jetzt? Hast du vor zu heiraten, Meggan?« »Nein, Ma.« »Aber du schäkerst mit einem Mann herum? Vielleicht mit Tom Roberts?« »Niemals! Es gibt keinen Mann, Ma. Ich habe nicht den Wunsch zu heiraten.« »Du solltest aber bald heiraten. Ich hab gesehen, wie die Männer dir hinterherschauen. Wart zu lange, und du hast auch ein Baby im Bauch und keinen Ring am Finger.« Meggan schnappte nach Luft. Brennend heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Ihr Vater langte über den Tisch, um ihre Hand zu drücken. »Lass sie in Ruhe, Joanna.« Joanna warf ihrem Mann einen harten Blick zu. »Diese Familie hat sich versündigt.« Sie wandte sich wieder ihrem Essen zu, ohne die Blicke zu bemerken, die zwischen ihrem Mann und ihren Kindern gewechselt wurden. Ihre religiöse Besessenheit war immer schwerer zu ertragen.
Nach dem Essen zog Joanna sich in ihr Schlafzimmer zurück, um in ihrer Bibel zu lesen, wie sie es jeden Sonntagnachmittag tat, und Hal und Tommy gingen ihren eigenen Beschäftigungen nach. Meggan, Will und ihr Vater setzten sich auf die schattige Veranda. »Erzähl uns von Con Trevannick, Meggan, Kind.« Meggan traktierte ihre Unterlippe mit den Zähnen. »Er ist vorletzten Mittwoch mit Mr. Heilbuth aus Adelaide gekommen. Jenny Tremayne ist bei ihm.« Henry runzelte die Stirn. »Das Tremayne-Mädchen und Mr. Trevannick? Warum sind sie hier? Weißt du etwas?« »Sie wollen versuchen, Jennys Bruder zu finden.« »Rodney Tremayne?«, entfuhr es Will. Meggan sah ihn an. »Ja. In Pengelly hat jeder gewusst, dass er weggegangen ist. Wir haben nicht gewusst, dass er nie zurückgekehrt ist. Jenny sagte, er habe einen schrecklichen Streit mit seinem Vater gehabt und gesagt, er würde weggehen und nie mehr wiederkommen. Bis heute hat er sein Wort gehalten.« »Warum suchen sie ihn jetzt, und warum ausgerechnet in Burra?« »Ich glaube, Mr. Tremayne ist sehr krank und möchte mit seinem Sohn Frieden schließen oder ihn wenigstens noch einmal sehen. Alles, was über seinen Verbleib bekannt ist, ist, dass er eine Überfahrt auf einem Schiff nach Südaustralien gebucht hat. Als Mr. Heilbuth Mr. Trevannick traf und von seiner Suche hörte, hat er die beiden eingeladen, bei ihm zu wohnen, w?hrend sie hier in der Gegend Erkundigungen einholen.? »Wie geht es dir, ständig in ihrer Gesellschaft zu sein?« »Zuerst war ich schockiert. Ich fand es schwer, denn Jenny sieht Caroline sehr ähnlich. Das hat so viele unglückliche Erinnerungen wieder aufgeweckt. Aber Jenny ist ganz anders als Caroline. Sie ist nett und freundlich wie Caro, aber sie hat eine sehr viel resolutere Persönlichkeit. Sie gibt selbst zu, dass sie ziemlich stur sein kann.« Sollte Jenny je in eine Situation wie Caroline geraten, besäße sie den Mut, weiterzumachen. Doch das sagte Meggan nicht. Damit hätte sie bei ihrem Vater nur alte Wunden wieder aufgerissen. Je mehr der Schmerz mit den Jahren verblasste und je mehr Meggan über die wahre Geschichte von Caroline und Rodney erfuhr, umso schwerer fiel es ihr, zu verstehen, warum ihre Schwester eine so
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