Land meiner Träume collin1
Australien sehen.« »Burra ist ganz anders als Cornwall.« »Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn dem nicht so wäre. Wenn die Zeit es erlaubte, würde ich gerne die Kolonien im Osten besuchen.« »Ich würde sie auch gerne sehen, obwohl ich wahrscheinlich nie die Gelegenheit bekomme.« »Was haben Sie vor? Heiraten und Ihr ganzes Leben lang in Burra bleiben?« Meggan zuckte die Achseln und wandte das Gesicht ab. Es gab nur einen Mann, den sie gerne geheiratet hätte. Sie hätte die Hand ausstrecken und seine berühren können, und doch war er für sie unerreichbar und würde es immer bleiben. Und sie wollte auch nicht, wie sie gestehen musste, ihr ganzes Leben lang in Burra bleiben. Die Welt war so groß. Am Fuß des Hügels banden sie ihre Pferde an Bäume, und Barney ging voraus. »Folgen wir einem Weg?«, fragte Con, der den trittsicheren Aufstieg des Jungen beobachtete. »Kängurupfad. Sie haben den leichtesten Weg um die Felsblöcke herum gefunden«, antwortete Meggan. »Das hier ist aber ein Wallabypfad«, ließ Barney sich vernehmen, der, obwohl er vorausging, ihr Gespräch offensichtlich belauscht hatte. »Das sieht man an den Kötteln.« »Kannst du die wirklich unterscheiden, Barney?« »O ja, Mr. Tvannick. Ein Mann, der letztes Jahr bei Vater gearbeitet hat, hat es mir erklärt. Er hat mir auch gezeigt, wie man die verschiedenen Spuren erkennt. Ich will mal schauen, ob ich ein paar für Sie finde, wenn wir oben sind.« Der Hügel war oben annähernd flach, mit wenig Bewuchs, wenigen großen Geröllblöcken und einer weiten Fläche lockerer Erde. Barney hockte sich hin, um den Boden abzusuchen. »Schauen Sie, Mr. Tvannick. Die Spur hier ist von einem Wallaby. Das sind seine Pfotenabdrücke, und die Spur hier stammt daher, dass sein Schwanz den Boden berührt hat.« Con hockte sich neben den Jungen. »Du bist ganz schön schlau, was?« »Ja«, stimmte Barney ihm ohne die geringste Bescheidenheit zu. »Ich kann auch Eidechsen- und Schlangenspuren erkennen, aber hier gibt es keine.« »Die Sonne beginnt zu sinken.« Meggan lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den eigentlichen Grund für ihren Ausflug. Der Mann und der Junge standen auf. »Wenn man das doch nur malen könnte«, murmelte Con. Die Wolkenstreifen hatten die Sonnenstrahlen eingefangen und verwandelten den ganzen westlichen Himmel in ein Feuer aus Gold-, Orange- und Rottönen. Feuer und leuchtende Farben veränderten sich und wechselten einander in einem atemberaubenden Schauspiel ab. Meggan seufzte. »Das ist einer der schönsten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe.« »Schauen Sie, Mr. Tvannick.« Auf das beharrliche Ziehen des Jungen an seiner Hand drehte Con sich um. Im Osten lugte der Mond – überdimensional, buttergelb – vor dem mauvefarben getönten Himmel über den Horizont. Meggan, die aufgestanden war und sich ebenfalls umgewandt hatte, lächelte, als er verblüfft nach Luft schnappte. »Deswegen sind wir heute Abend hergekommen. Nur in den Wintermonaten kann man den Mond aufgehen sehen, wenn die Sonne untergeht.« Sie standen schweigend da und sahen zu, wie die Sonne tiefer sank und der Mond höherstieg. Als nur noch der Rand der Sonne sichtbar war und das Feuer am westlichen Himmel zu Rosa- und Purpurrotschattierungen verlosch, erkl?rte Meggan, es sei Zeit, aufzubrechen. »Es wäre klug, abzusteigen, solange noch ein wenig Tageslicht herrscht.« Con stimmte ihr zu. »Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, dass es hier keine richtige Dämmerung gibt. Es wird so schnell dunkel.« »Heute Abend nicht, der Mond wird das Land fast taghell erleuchten.« Barney dominierte das Gespräch auf dem Heimritt, indem er endlose Fragen stellte, die Con mit demselben Ernst beantwortete, mit dem er auch einem Erwachsenen begegnen würde. Manchmal betraf eine Frage oder eine Antwort auch Meggan. Die meiste Zeit ritt sie schweigend und erfreute sich an der Nacht, dem Mondlicht und der Gegenwart des Mannes, der neben ihr ritt. Als sie das Haus der Heilbuths erreichten, nahm der Stallbursche Bertie ihnen die Pferde ab. Barney lief voraus ins Haus und erklärte, er sterbe vor Hunger. Meggan und Con folgten ihm langsamer in geselligem Schweigen. Am Eingang zum Küchenhof blieb er stehen und nahm ihre Hand. »Vielen Dank, dass Sie diese Erfahrung heute Abend mit mir geteilt haben, Meggan. Jetzt habe ich noch eine Erinnerung, die ich den anderen, die ich hege, hinzufügen kann.« »Erinnerungen?« »An Sie.« Er senkte den Kopf, und seine
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