Land meiner Träume collin1
bei den Dorffesten singen gehört und großzügig beschlossen, das Mädchen sollte die Gelegenheit erhalten, sein natürliches Talent zu entwickeln. Inzwischen kannte Will seit Jahren den wahren Grund hinter der wohltätigen Geste. Es mochte wohl sein, dass Phillip Tremayne Meggan singen gehört hatte, doch es schien unwahrscheinlich, dass er ein Interesse an ihrer Zukunft gezeigt hätte, hätte Henry Collins ihn nicht darauf gestoßen. »Ich habe Ihre Tochter als meine eigene großgezogen«, hatte Henry zu Tremayne gesagt. »Jetzt will ich, dass Sie meiner Tochter die Chance geben, Dinge zu lernen, die sie zu Hause nicht lernen kann.« So war über Meggans Zukunft entschieden worden. Die Wahrheit über Carolines Vater erfuhr Will, nachdem er von Haddy Brown, der schwatzhaften Haushälterin von Tremayne Manor, angesprochen worden war. Als er seinem Vater erzählte, was die Frau angedeutet hatte, hatte Henry das Cottage in seltener Wut verlassen. Bei seiner Rückkehr war er zufrieden, dass er der Frau so viel Angst vor dem Gesetz eingejagt hatte, um ihre Zunge zu bezähmen. Er hatte Will beiseitegenommen. »Ich kann mir vorstellen, wie durcheinander du bist, Sohn, aber ich bitte dich, weder über mich zu urteilen noch über deine Ma. Ich war schon halb in sie verliebt und wollte sie sowieso heiraten.« Will hatte versucht, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen, doch das war ihm nicht gelungen. »Hat es dir nichts ausgemacht, das Kind eines anderen Mannes als deines auszugeben?« Henrys Antwort war nüchtern ausgefallen. »Doch, es hat mir etwas ausgemacht. Aber sie ist mir zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich zugesehen hätte, wie sie zerstört wird. Und ich kann mich nicht beklagen. Die Frau war mir eine gute Ehefrau und euch Kindern eine gute Mutter. Wirf dich nicht zum Richter über andere auf, Junge. Es ist immer leicht, zu sagen, was jemand tun oder lassen oder getan haben sollte. Erst wenn man in derselben Situation ist, weiß man, wie man selbst handeln würde.« Nach dieser gesunden Lebensweisheit zu leben hatte Will sich seither stets bemüht. Im Laufe der Zeit hatte Wills Haltung sich verändert: Hatte er zunächst beiden Eltern kritisch gegenübergestanden, so war er irgendwann zu der Erkenntnis gelangt, dass sein Vater ein wirklich guter Mensch war. Sein Pa hatte getan, was er für richtig hielt. Seine Ma hatte teuer für ihren jugendlichen Leichtsinn bezahlt. Und die Tat, durch die Caroline ihr Leben verloren hatte, war ganz allein Carolines Entscheidung gewesen. Sinnlos zu sagen, man hätte sich schon etwas überlegen können. Unmöglich, sich vorzustellen, Caroline hätte Tom geheiratet und das Kind als seins ausgegeben. Caroline war viel zu arglos gewesen, um so eine Täuschung durchzuführen. Und Will hegte auch keinen Zweifel, wie Tom reagiert hätte. In gewisser Weise war er froh, dass seine Schwester nicht länger gelebt und Tom geheiratet hatte. Die Freundschaft zwischen den beiden Männern war in den letzten zwei Jahren deutlich abgekühlt. Will mochte Tom nicht mehr besonders. Über dessen gewalttätiges Naturell und seinen exzessiven Alkoholgenuss konnte er hinwegsehen. Doch die Berichte über Toms Brutalität gegenüber seiner Frau fand er schwer zu ignorieren, obwohl kein Mann es mit so einer unmoralischen Frau aufnehmen müssen sollte. Milly Roberts war, wie Will wusste, immer noch so willig wie damals in Pengelly, sich von jedem flachlegen zu lassen. Es lag eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass Tom in eine Ehe gezwungen worden war, um einem ungeborenen Kind Legitimität zu geben. Das Paar hatte Australien noch nicht erreicht, da musste Tom entdecken, dass überhaupt kein Baby unterwegs war. Jeder Mann wäre wohl wütend darüber geworden, dass er so ausgetrickst worden war, doch das gab ihm nicht das Recht, einer Frau gegenüber gewalttätig zu werden. Auch wenn Will wünschte, seine ältere Schwester wäre noch am Leben, so war er doch dankbar, dass Caroline dem von ihrer Ma vorgeschlagenen Täuschungsmanöver nicht zugestimmt hatte. Sie wäre die Frau geworden, die Toms brutaler Faust als Zielscheibe gedient hätte. Tom hätte Caroline zerstört. Milly wurde im Gegenzug immer schamloser. Will dachte über Tom, Milly, Caroline und die Kompliziertheit des Lebens nach, als er die Grenze des Gartens der Heilbuths erreichte und abstieg, um sein Pferd an den Lattenzaun zu binden. Er war so in Gedanken versunken, dass er zusammenzuckte, als eine sanfte weibliche Stimme
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