Land meiner Träume collin1
Lippen strichen so rasch und so leicht über ihre, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es wirklich gespürt hatte. Er lächelte – sein ureigenes rätselhaftes, leicht amüsiertes Lächeln. »Vielen Dank«, sagte er noch einmal, und Meggan blieb nichts anderes übrig, als weiter neben ihm herzugehen, statt wie eine dumme Naive die Flucht anzutreten.
8
W ill, der ein Mietpferd ritt, war tief in Gedanken. Vieles drückte ihn nieder, und dabei vor allem die Gedanken an seine Zukunft. Er wollte einfach raus aus der Grube, ohne zu wissen, was er danach tun könnte. So nah er seinem Pa auch stand, er fand einfach nicht die richtigen Worte, um ihm seine Rastlosigkeit zu erklären. Nur mit Meggan hatte er je offen über seine Gedanken und Gefühle reden können. An den Sonntagen, an denen sie nicht die Familie besuchte, ritt er oft nach Grasslands, um eine oder zwei Stunden mit seiner Schwester zu verbringen. Die Nähe, die die beiden als Kinder gehabt hatten, war im Erwachsenwerden noch größer geworden. Will war ganz aufgeregt gewesen, als Meggan eine Beschäftigung bei den Heilbuths gefunden hatte. Mit den Jahren hatte auch er große Zuneigung zu dem älteren Paar gefasst, das ihm jetzt mit derselben Herzenswärme begegnete, die es Meggan erwies. Mehr als einmal hatte Mr. Heilbuth ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, den Bergbau aufzugeben und das Gewerbe der Schafzucht zu erlernen. »Arbeiten Sie für mich, junger Mann«, hatte der Schafzüchter gesagt, »und ich bringe Ihnen alles bei, was Sie über Schafe wissen müssen. Ich werde nicht jünger. Noch zehn Jahre, dann brauche ich einen guten Verwalter, der sich um die Farm kümmert, bis Barney alt genug ist, um sie zu übernehmen.« Geschmeichelt von dem großzügigen Angebot und dem Vertrauen des Mannes in seine unerprobten Fähigkeiten, hatte Will zwar ein schlechtes Gewissen gehabt, aber dennoch abgelehnt. Der Bergbau lag ihm im Blut, die Viehzucht nicht. Mehr als zw?lf Monate sp?ter hatte er erkannt, dass er zwar Bergmann von Geburt war, aber nicht aus Leidenschaft. Er hatte mit der Idee gespielt, Mr. Heilbuths Angebot doch anzunehmen, nur um sie gleich wieder zu verwerfen. Was auch immer er in Zukunft mit seinem Leben anfangen w?rde, er w?rde auf keinen Fall Schafe z?chten. Er hatte keine speziellen Wünsche, außer das, was er tat, gut zu machen. Sein Dilemma war, dass er einfach nicht wusste, was das sein könnte. Er hatte jede Arbeit erwogen, die er sich nur vorstellen konnte, vom Ladenbesitzer bis zum Gemüsegärtner. Keine war ihm recht erschienen. Hal und der kleine Tommy schwelgten oft in Erinnerungen daran, wie sie in Pengelly mit dem Fischerboot rausgefahren waren. Sie hatten beide darüber gesprochen, nach Moonta oder Wallaroo zu gehen, um in den dortigen Kupferminen zu arbeiten. Dort, im Spencer-Golf, würden sie sich ein kleines Boot kaufen können. Obwohl sie oft darüber sprachen, bezweifelte Will jedoch, dass einer seiner Brüder Burra tatsächlich verlassen würde. Wenn er an seine Familie dachte, musste Will erkennen, dass Meggan die Einzige war, die je ein besonderes Ziel im Leben gehabt hatte. Seit man sie, als sie sechs Jahre alt war, als besondere Belohnung mit in eine Revue genommen hatte, hatte sie erklärt, sie würde Sängerin werden. »Ich werde sehr berühmt. Ich werde durch die ganze Welt reisen, um für Menschen zu singen.« Wochenlang war sie herumgegangen und hatte die Melodie von Greensleeves gesummt, bis ihrer Ma der Geduldsfaden gerissen war. »Du solltest dich besser mit dem Gedanken anfreunden, dass du deinen Lebensunterhalt damit verdienst, Kupfererz auszuklauben wie die anderen jungen Frauen.« Ma hatte nie die geringste Geduld für die Fantastereien ihrer jüngeren Tochter aufgebracht. Erst als andere Leute bemerkten, was für eine reine Stimme das M?dchen habe, gab sie widerwillig zu, dass Meggan vielleicht ein wenig Talent besa?. Ganz anders ihr Pa. Er hatte Meggan in ihrem Wunsch ermutigt und ihr sogar die Verse von Greensleeves beigebracht, was ihrer Ma gar nicht recht war. Will hatte manch heftige Diskussion zwischen seinen Eltern mit angehört. Besonders als die Frage aufkam, ob Meggan nach Tremayne Manor gehen sollte. Will und Meggan hatten endlos darüber diskutiert, ohne den Grund für Meggans Glück ergründen zu können. Die plötzliche Beförderung von der Bergmannstochter zur Gesellschafterin der Tochter des Squire war in der Tat ungewöhnlich. Mr. Tremayne, wurde der Familie gesagt, hatte Meggan
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