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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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versteckt sich im nächsten Gebüsch, ihr rasend pochendes Herz muss bis in den Bretterverschlag zu hören sein, sie weiß: Gleich wird sie entdeckt werden! Sieht dann aber, wie zwei Jungs ängstlich um die Ecke spähen, wie der eine so schnell er kann die Tür verschließt und den Schlüssel unter den Stein legt, dann davonrennt. Der Försterjunge lässt Ralf allein bei der Hütte zurück, Ralf, der erst erschrocken um sich schaut und dann seinerseits davonrennt. In eine andere Richtung. In unsere Richtung. Richtung nach Hause.
    *
    Beim Abendessen herrscht für gewöhnlich Stimmengewirr. Jeder versucht, den anderen zu übertönen mit Neuigkeiten vom Tag oder mit Kommentaren zum Tages- oder Tischgeschehen. Der Radiosprecher versucht, uns vom Weltgeschehen zu erzählen. Unser Redner fasst es für sich und uns zusammen, fordert Ruhe, um dem Sprecher und sich Aufmerksamkeit zu gönnen. Unsere Schweigerin schweigt, hört trotzdem nicht zu, man fragt sich jeweils, wo sie mit ihren Gedanken ist. Manchmal muss sie auch mit den Kleineren von uns schimpfen, zwar wird die Erwerbsarbeit in zwei erwachsene Hälften geteilt, das heißt aber nicht, dass die Haus- und Wascharbeit nicht dennoch zu beiden Hälften an der Frau des Hauses hängen bleibt. Waren die Kleineren von uns beispielsweise im Wald, sind unsere Hosen zerschlissen, Hemden sind rindenbraun, die Grasflecke auf Fabians Hosenbeinen gehen nie mehr raus, erst, wenn er den Stoff gänzlich durchgeschabt hat. Dann muss unsere Näherin Abendschichten einlegen, um unserem wildesten Mitglied Flicken auf die Lieblingshose zu nähen, wobei sie längst Flicken über die ebenfalls durchgeschabten Flicken näht.
    Heute schimpft die Schweigerin nicht, heute kann der Radiosprecher ununterbrochen solieren, er erzählt von Weltwirtschaft und Innenpolitik, hat die einzige Stimme in der Küche, und trotzdem hört ihm keiner zu.
    Vera schaut zu ihrem Mann, der sich stumm aufs Essen konzentriert, gerne würde sie sich mit ihm zusammen wundern, warum auch die Jüngeren so leise sind. Ralf schmiert stoisch Butter aufs Brot, vergisst den nächsten Schritt, der Käse oder Marmelade hieße, vergisst überhaupt, dass es hier um Essen gehen könnte, Ada schaut ihn schon böse an deswegen, falls sie nicht gerade damit beschäftigt ist zu wimmern. »Was ist denn, Ada?«, fragen wir, Ada hat einen Holzsplitter im Fuß, vom Bäumeklettern kann der nicht sein. »Wie war’s denn im Wald?«, fragen wir. »Öd«, sagt Fabian. »Was habt ihr gemacht?«, wird gefragt. Und die Waldbesucher haben viel zu verschweigen.

V IER
    Der Dorflehrer und seine Frau sind seit neuestem seltene Gäste geworden. Schon in der Zeit von Christines regelmäßigen Vor- oder Nachmittagsbesuchen wollte sie abends nicht mehr so gerne mit ihrem Angetrauten vorbeikommen, aber spätestens seit jenem Spaziergang über die Hügel haben unser Spaziergänger und die Frau Lehrerin jeweils viele Ausflüchte gefunden, um sich nicht begegnen zu müssen.
    Findet Vera, dass man das Paar doch wieder einmal auf einen Wein einladen könnte (es macht sie nervös: Hat sie die beiden nicht vor Augen, kann alles geschehen und geschehen sein), wobei die Gäste denselbigen am besten gleich selbst mitbringen dürfen, murrt Moritz (eigentlich stolz, denn eigentlich ein Held, der sich das Erwartbare verkniffen hat), dass wir zur Abwechslung gerne auch bloß unter uns bleiben dürfen.
    Die Dorflehrersfrau schiebt bei ihrem Mann wahrscheinlich das Fernsehprogramm vor, oder Müdigkeit. Oder sie findet, dass sie sich am Abend lieber mit ihrem Mann an den Tisch setzen wolle, um neue Arbeitsmöglichkeiten zu überlegen für sie als beschäftigungslose Kindergärtnerin. Wenn sich hier im Dorf nichts ergebe, dann wäre sie ja auch bereit, im Nachbardorf die Augen aufzuhalten, oder vielleicht bräuchten sie im Hauptort irgendwo eine Kleinkinderzieherin, dann müsse sie eben jeden Tag den langen Arbeitsweg in Kauf nehmen, aber das Auto stehe ja sowieso unbenutzt herum, ein Spielzeug für Schulkinder, die sich an Autoritäten abreagieren müssen, also könne sie, Christine, dieses Auto ja auch problemlos täglich entführen, ja, hier herumsitzen auf Dauer, nein, das tue ihr nicht gut, das habe sie unterdessen herausgefunden. Der Dorflehrer, der das schon lange herausgefunden hat, hebt die eine Augenbraue, ein Trick, der die Schulkinder regelmäßig in Erstaunen versetzt. Seine Frau reagiert schon lange nicht mehr darauf, also fügt der Dorflehrer an, dass er

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