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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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schnellsten. Gerade ist er noch durch den Haupteingang seines zukünftigen Schlosses gekraxelt, schon sitzt er oben im Ausguck eines Piratenschiffs. Wir klettern hinterher, schauen gleichfalls in die Ferne, nennen das Meer stürmisch, tun, als sähe man mehr als Wald und lauter Bäume. Fabian will Baumkronen erreichen, der Pirat wird zum Everest-Besteiger, nennt die Luft zu dünn, weil die Äste zu dünn werden. Von hier oben sieht er den nächsten Baum mit dickeren Ästen, sieht hinter Blättern die nächste Lichtung aufscheinen, dort steht der Förster, der seine Motorsäge verflucht.
    Das wollen wir sehen, wir klettern hinunter und durchs Unterholz hasten wir weiter. Schrammen und Striemen werden in Kauf genommen, sie sind unser Erkennungszeichen, wir werden unsere Schmisse salzen, auf dass sie ewig bleiben. Bei der Lichtung bleiben wir stehen, sehen, dass neben dem Förster sein Sohn steht, sehen, dass der Förster seine Motorsäge durch die Luft wirft, sehen, dass der Försterssohn uns sieht, er sieht erschrocken aus, als hätten wir ihn und nicht seinen Vater beim Wutausbruch entdeckt.
    Fliegende Motorsägen haben wir noch nie gesehen, auch Wutausbrüche sind bei uns zu Hause selten. Da wird diskutiert. Auch das kann man durchaus schreiend tun, aber Motorsägen fliegen dabei keine durch die Luft, auch wenn kraftvoll diskutiert wird und lautstark, seit die Lehrersfrau so häufig zu Besuch ist.
    Lautstarke Debatten sind ein weiterer Grund für die Jüngeren von uns, neue Eigenheime zu erklettern, Bäume zu bewohnen und eigenen Regeln nachzugehen. Im Wald gibt es immer etwas zu entdecken. Gerade entdecken wir den Förster, der gerade uns entdeckt hat. Er fragt: »Was schaut ihr so blöd?«, er geht dahin, wo die Motorsäge gelandet ist, sagt: »Dieses Scheißding!« Es klingt wie eine Entschuldigung, der Förster kniet sich hin, frickelt am Gerät herum, jetzt hat er nicht nur seinen Sohn, sondern noch drei weitere Zuschauer, jetzt sollte es dem Profi wirklich gelingen, die Säge anzulassen. Er zerrt mit Schwung und Kraft an der Schnur, der Motor heult kurz auf und säuft wieder ab. Wir fragen uns, ob er mit einer laufenden Säge ebenfalls um sich werfen wird, bekommen allerdings keine Antwort, denn die Säge will ihrem Meister nicht gehorchen.
    Natürlich ist es dem Herrn über Wald und Rodung peinlich, vor acht Kinderaugen von einer Motorsäge in die Knie gezwungen zu werden. Er stellt das eine Bein auf, zieht noch einmal kräftig an der Schnur, auch diesmal will es nicht klappen. Der Förster scheint nahe dran zu sein, sein Werkzeug erneut durch die Luft zu schleudern. Diesmal wohl in unsere Richtung, denn er zischt uns zu, dass wir verschwinden sollen. Als wir stehen bleiben, wendet er sich an seinen Sohn, auch dieser steht noch immer starr da. Der Vater scheint ihm unangenehm, also ist der Sohn wohl nicht böse, als der Förster ihn ungeduldig anschnauzt und ihm mitteilt, er, der Förster, könne das jetzt allein, er, der Sohn, der heute offenbar nicht Pausenplatzkönig, sondern Lichtungslakai ist, solle sich ruhig verziehen. Er solle mit uns spielen gehen. Ein guter Trick: Der Förster wird sein gesamtes versammeltes Publikum los.
    Der Försterssohn taucht ein in den Wald, wir hinterher, erst wird nichts gesprochen, dann sagt Fabian, dass er den Fuchsschwanz auch gerne einmal gegen eine Motorsäge eintauschen würde, der Försterssohn sagt, dass Fabian dafür noch zu klein sei, und tut dabei, als wäre er selbst dafür schon groß genug. Wir kraxeln hügelaufwärts durch den Wald, hören von hinten unten endlich das Aufheulen eines Motors und dann das Knattern, das später in das metallische Sirren übergeht, das bedeutet, dass der Förster den Bäumen zeigen kann, wer der Meister ist.
    Der Lärm scheint den Försterssohn zu entspannen, eine Verschnaufpause darf eingelegt werden. Wir haben noch Luftwurzeln in der Tasche, der schöne Dorfbewohner ist uns immer noch suspekt, also scheint eine Friedenspfeife angemessen. Fabian bietet das auf Zigarettenlänge getrimmte Wurzelstück an. Der Sohn des Försters weiß, dass diese Pflanze Waldrebe heißt, dass die Wurzel in Wirklichkeit ein getrockneter Zweig ist, dass Waldrebenrauchen Mist ist. Er wüsste Besseres, weiß einen besseren Ort, aber das ist nichts für Kleine, also bleiben zwei von uns mit den ungerauchten Friedensangeboten zurück, während Ralf dem Försterjungen weiter hügelaufwärts folgen darf.
    Während bei uns vier von fünf heimliche Raucher

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