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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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mit der Frau Dorflehrer auf sich hatte und warum sie plötzlich an allem schuld sein wollte, aber noch bevor er dazu ansetzen konnte, schickte ihn Vera ins Bett. Er wehrte sich erst, denn jetzt wollte er endlich einmal die Wahrheit hören: »Aber ich bin noch gar nicht müde«, setzte Fabian an, erntete bloß einen scharfen Blick von Vera. Moritz wollte die Gelegenheit ergreifen und sich seinen Sohn zur Brust nehmen, Vera murmelte erst leise: »Lass ihn doch einfach in Ruhe«, und als Moritz nachfragen wollte, was das heißen solle: »Und mich bitte auch.«
    Vom Bett aus hörte Fabian die Eltern, hörte Vera, die nur sagte, sie wolle jetzt nicht darüber reden, Moritz, der sagte, er verstehe nicht, was eigentlich los sei. Dann war wieder Ruhe und niemand betrat Fabians Zimmer, um ihm die Leviten zu lesen.
    Fabian malt Buchstaben. Er malt das Wort »Ich«. Und statt es bis zum Seitenende zu wiederholen, schreibt er dahinter »werde«. Dann malt er nochmals ein großes I, weiß nicht, wie weiter, weil er sich in der Schreibweise unsicher ist, entscheidet sich dann für »Iugoslaf«, zeichnet auch diese Buchstaben, wiederholt die drei Wörter, hängt sie akkurat zwischen den vorgesehenen Linien auf, die untere Schlaufe des kleinen Gs bauchig, das F oben exakt bis zur höchsten Marke und unten weit über die tiefste hinaus.
    In der Schule fehlte der Försterjunge, Schreiben-Lesen-Rechnen wurden vermittelt wie an jedem Tag. In der Pause griff niemand Fabian oder Ralf oder Ada an, der Försterssohn wurde nicht gerächt, der Respekt vor dem Schläger schien groß. Ralf schaute ihm noch immer nicht in die Augen, hielt es noch immer nicht für angebracht, dem Bruder für Einsatz von Leib und Leben zu danken. Er bot ihm weder an, ihm bei den Strafaufgaben zu helfen noch seinen Schularrest mit abzusitzen. Dafür hatte er anscheinend beschlossen, nicht mehr mit seinem Bruder zu reden.
    Fabian tötet Fliegen. Fabian wundert sich über Teilnahmslosigkeit. Über all die fremden Menschen, deren größte Anstrengung zu sein scheint, keine Regung zu zeigen. Auch der Dorflehrer spielt dieses Spiel mit, viel früher als angekündigt steht er wieder im Klassenzimmer, müde sieht er aus. Er verkündet, Fabian könne für heute gehen.
    Fabian hat keine Lust, nach Hause zu gehen. Er wischt gesammelte Fliegen und Radiergummikrümel auf den Boden, verstaut unmotiviert gemalte Buchstaben und den inbrünstig wiederholten Satz im Pult. Der Lehrer hält ihm die Tür auf, Fabian geht wortlos an ihm vorbei.
    Nein, er wird nicht nach Hause gehen, diese Leute haben nichts mit ihm zu tun, er ist keiner von ihnen. Er weiß, wo er hingehört, er kennt die Richtung. Noch scheint die Sonne, der Weg zur Alp ist ihm bekannt.
    *
    Es ist Zeit, auszumisten. Schafe sind ordentliche Scheißer, Hühner hingegen scheinen gerne auf ihrem grau gekackten, zur harten Bodenplatte getrockneten Untergrund zu stehen. Wir haben den Kraftakt ewig vor uns hergeschoben, haben Streu unterlegt, der Boden hob sich Tag um Tag, bald wird er die Hühnerstange erreicht haben, bald wird der Gestank uns davon abhalten, den Nesthockerinnen die Eier zu stehlen. Also muss der Mist geführt werden. Vera geht Moritz zur Hand, bevor sie zur Abendschicht muss. Die Dusche, die sie nötig haben wird, wird lange dauern, also kann sie nicht zu lange helfen, also ist es auch für Moritz klüger, jetzt effizient zu arbeiten, als später allein in der Scheiße zu sein.
    Die Sonne scheint, die Schafe suchen nach dem leckersten Gras, das sich überall außer im eingezäunten Bereich befindet, die Hühner buddeln ihre Sandbadekuhlen bei der Scheunenwand. Vera und Moritz arbeiten im Dunkeln, sind bei jeder Ladung, die sie nach draußen zum Misthaufen tragen, geblendet. Kaum hat sich das Auge an die Helligkeit gewöhnt, geht es zurück in den Stall. Blind und stumm stechen, gabeln und tragen sie (nur die Nase funktioniert einwandfrei, ausgerechnet). Vera arbeitet im Schafbereich, wo das Stroh locker liegt und die Arbeit eine leichte ist. Moritz rammt derweil hinter dem Hühnergitter die Mistgabel in die trockene Kruste, unter der sich ein huhnhohes, saftendes Streu-Kack-Gemenge verbirgt. Die Gabel taugt für den Abbau, fürs Raustragen muss die Schaufel her. Moritz arbeitet schnell, hat die größere Aufgabe und den weiteren Weg, Vera begnügt sich mit kleinen Gabelladungen, läuft dafür öfter, selten treffen sich die Wege.
    Moritz tritt schwerbeladen ins Helle, endlich muss er nicht mehr durch

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