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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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sst ve r
    r ückt sein, wenn
    du denkst, ich will mit dir noch ein Kind haben.»
    Das war entschiedener, als er es gewollt hatte – am ent-
    gegengesetzten Ende der Kurve, nach ihrem tranceartigen
    Verhalten bei der Party. Es wurde immer schwerer für ihn,
    die wahre Phyllis zu orten. Er sagte, weil er das Schweigen
    im Auto noch weniger ertrug als sie: «Ich dachte, jetzt, wo
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    auch Eve den größten Teil des Tages über aus dem Haus
    ist, könntest du wieder beispielsweise ans Trinity gehen
    oder sogar nach Yale und dort ein, zwei Kurse absolvieren.
    Irgendwas zum Auffrischen, damit du deine Doktorarbeit
    wieder in Angriff nehmen kannst.»
    «Oder ich könnte die Ballettstunden wieder aufnehmen,
    die ich schon mit elf aufgegeben habe», sagte sie in einem
    so heiter-gelassenen Ton, dass er im ersten Moment nicht
    merkte, wie ironisch sie es meinte.

    In Haskells Crossing, im einundzwanzigsten Jahrhundert,
    schneiden die Reichen an Ostern gut ab. Sie besuchen die
    Kirche, ebenso an Weihnachten, auch wenn niemals sonst,
    als wollten sie den übernatürlichen Vertrag aufrechterhal-
    ten, durch den sie zu Wohlstand gekommen sind. Die epis-
    kopalische Kirche ist die Kirche ihrer Wahl, dreieinhalb
    Jahrhunderte nachdem die Puritaner ihre eiserne theo-
    kratische Herrschaft etablierten. Sie waren Fanatiker; die
    Vereinigten Staaten sind ein konservatives, auf Radikalis-
    mus errichtetes Land. In vielen Städten Neuenglands sind
    die weißen hölzernen Kirchen der Kongregationalisten im
    Verfall begriffen – die Farbe blättert ab, die Türme sind
    morsch und drohen einzustürzen, die Anzeigen tafeln drau-
    ßen kündigen Predigten mit spaßigen Titeln an wie «Mir
    geht’s gut, Gott geht es auch gut» oder «Aus verbotenen
    Früchten kann man viele Marmeladen machen» –, anders
    als die spitzgiebligen, halb gezimmerten Gebäude, die
    Cranmers anmutigen Worten und den königlichen Launen
    Heinrichs VIII. gewidmet sind.
    Obwohl Owen, dank der Teilung und des Verkaufs von
    E-O Data in den siebziger Jahren, selber ziemlich reich
    war, betrachtete er die Reichen, die ihren Reichtum geerbt

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    hatten, als einen exotischen Stamm. Er war der Meinung,
    dass die reichen Besitzer der Fabriken von Alton seinen
    Vater unterdrückt und seinen Großvater betrogen hatten.
    Manche der großen, in der Textilindustrie entstandenen
    Vermögen hatten, in Willow, etwas von dem mythischen
    Klang der Mellons, Fricks und Carnegies in Pittsburgh
    gehabt. Doch auch wenn er sich auf die Zehenspitzen
    stellte, um über die mit Zacken gespickte Sandstein-
    mauer des Besitzes der Pomeroys am Cedar Top blicken
    zu können, und das ferne Plätschern des Swimmingpools
    hörte, waren diese fabelhaften Wesen ihm niemals zu Ge-
    sicht gekommen. Im Scheherazade – einem fensterlosen
    Saal mit schräg nach unten führendem Fußboden, einer
    Außenverkleidung aus Blechplatten, so gestanzt, dass sie
    halb wie Ziegelsteine aussahen, einem Tnnenraum, der
    mit ein paar chinesischen Lampions und ein paar Art-
    deco-Streifen dekoriert war, einem Kassenhäuschen au-
    ßen, in dem die grauhaarige Frau des Besitzers saß, und
    einem Vordach, dessen Lichter im Sommer Massen von
    Nachtfaltern anzogen – wurden die Reichen, gespielt von
    Gary Grant und Fred Astaire, Joan Blondel und Katharine
    Hepburn, Charles Coburn und Eugene Palette, in einem
    freundlichen, silbrigen Licht gezeigt, als Stars in einer Ko-
    mödie der Missverständnisse, die sich am Schluss mittels
    sexueller Anziehung und grenzenloser Reserven milde
    besteuerten Geldes auflösten. Welch ein Triumph kapita-
    listischer Kunst, die den Hass der Armen auf die Reichen
    in schmunzelndes Mitleid für sie umzulenken vermochte!
    Im Handumdrehen konnte das Glück wechseln, und die
    Armen waren vielleicht selbst reich, und ebenso töricht
    und glücklich. Für die Moguln, die diese Filme herstell-
    ten, war das natürlich keine Träumerei. Sie hatten es in

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    Amerika zu Reichtum gebracht. In geringerem Ausmaß
    traf das auch auf Owen zu.
    Jetzt kann er dreidimensional und in natürlichen Far-
    ben bei dem Zehn-Uhr-Ostergottesdienst in St. Barnabas
    in Haskells Crossing den Wainthrop-Clan betrachten, der
    die beiden vordersten Bänke einnimmt. Die achtzigjähri-
    ge Matriarchin, seit langem Witwe, thront in einem Roll-
    stuhl, der den Mittelgang halb blockiert; Kirchgänger, die
    zum Abendmahl an das Gitter treten, gehen um sie her-
    um. Vor Beginn des Gottesdienstes schlängeln oder drü-
    cken

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