Landleben
bestimmt», führte sie freundlich aus, «wo das
eine Geschlecht endet und das andere beginnt? Wenn wir
winzige Eier sind, sind wir alle weiblich, dann kriegen ein
paar, die Glück haben, das Y-Chromosom, wodurch sie zu
Kaulquappen mit einem Penis werden. Das ist alles ziem-
lich schmuddelig, so wie meine Fotze in diesem Moment.
Aber komm ruhig rein, Liebling, bitte. Fick mich bis zu
den Augäpfeln.»
«Vanessa, du bist unglaublich. Was du alles so sagst!»
«Na ja, wenigstens bist du wieder steif geworden.»
Am leichtesten war Sex in seinem Kopf, fern von all den
Möbeln, dem ekligen ehelichen Einerlei, dem verräteri-
schen Licht, das schräg durch die Fensterläden fiel, den
Kirchenglocken, die die Stunde verkündeten, die Kinder
zur Schule riefen und wieder nach Hause schickten. Am
liebsten mochte er in Middle Falls den Anblick zwischen
halb acht und acht, wenn die Kinder zur Schule gingen
und in Gruppen loszogen oder sich mit ihren Müttern an
den Bushaltestellen versammelten, ihre Rucksäcke und
ihre bunte synthetische Kleidung so fröhlich und so ganz
anders als die scheußlichen Knickerbockers und dunklen
Tuchmäntel der dreißiger Jahre in Willow, wo die Kinder
lostrotteten, als gingen sie zu einer Schuhcreme-Fabrik.
Nachts, wenn er in dem großen Doppelbett neben Phyllis
lag, die ihren regelmäßigen Atemzügen nach schlief, ge-
lang es ihm, sich die Szene vorzustellen: er und Vanessa
und Trish Oglethorpe, die mit ihrem mageren, durchtrai-
nierten Körper und der Oberlippe wie eine Fleischblume
die Männer zur Jagd auf sie anlockte. Seine Intuition sagte
ihm, dass Trish eine Extradosis jener Eigenschaft hatte, die
sie gefügig, fangbar machte und die dem X-Chromosom
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anhaftete. Er und Vanessa konnten sie fesseln, um erregen-
deren Zugang zu ihr zu haben. Er stellte sich die Münder
und die unteren Öffnungen vor und vektorisierte Flecken
elastischer Haut, und drei Paar Augen, die sich angesichts
der dehnbaren Möglichkeiten staunend weiteten. Der
Schmuddelkram, hatte Vanessa gesagt, der ganze Schmud-
delkram, und sie hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte, wie
wir alle, den mütterlichen Schmuddelkram. Dann, wenn
sein Verstand die Bilder verlor und wiederfand und seine
Hand den halb eingeschlafenen Schwanz hielt, ihn neck-
te und dann fest packte, kam er in ein Taschentuch, das
da lag, wo seine Ejakulation hintreffen mochte. Auf dem
Höhepunkt der Empfindungen, wenn der Schweiß ihm
aus den Poren brach, erkannte er, dass Phyllis’ nahe Wär-
me Teil davon war, Schmuddelkram, Nähe, während ihr
rhythmisch gehender leichter Atem – leicht, wie ihre Spra-
che leicht war, in dem Wunsch, sich der Welt nicht krass
aufzudrängen – durch kein Zeichen verriet, ob sie seinen
po
chenden Höhepunkt wahrnahm. Aber sie war da, wie die
endliche Summe einer von Eulers unendlichen Serien.
«Warum schlafen wir eigentlich nicht mehr zusammen?»,
fragte sie eines Tages.
«Wir schlafen nicht mehr zusammen? Ich habe das Ge-
fühl, wir un e
t
.»
s
«Seit Wochen nicht. Ist mein Atem schlecht, oder was?»
«Nein, gar nicht. Ich habe i
n deinem Atem nie etwas
anderes als Pfefferminz oder Kamillentee gerochen.»
«Also dann, warum machen wir es nicht? Die Kinder
sind von acht bis halb vier aus dem Haus. Warum kommst
du nicht mal mittags her, zum Essen? Von morgens will ich
gar nicht reden, weil ich weiß, wie schwer es dir fällt auf-
zuwachen.»
331
«Meinst du heute?» Er überlegte angestrengt, ob etwas
mit Vanessa verabredet war; wann Karen wieder vorbei-
schneite, war nicht vorherzusagen. «Was ist denn über dich
gekommen?», fragte er, um Zeit zu gewinnen.
Phyllis war nicht gekränkt, aber sie errötete – dieses Auf-
schießen von Blut unter ihren schrägen Wangenknochen
war für ihn mit der studentischen Prinzessin verbunden,
die sich anbot, um davongetragen zu werden. «Nichts»,
sagte sie. «
r
Nu Zuneigung. Du siehst i
n letzter Zeit so
hübsch aus.»
Er sah eine willkommene Gelegenheit zu argumentie-
ren. «Ach, jetzt, und früher nicht?»
«Früher auch, doch. Ich will nicht wie Ian reden, aber du
hattest manchmal etwas von einem Nerd, als täte es deinen
Augen weh, wenn du vom Computer weggucktest – als wä-
ren wir alle irgendwie unwirklich für dich. Das hast du jetzt
nicht mehr so sehr.»
«Also, danke. Oder was?»
Jetzt war sie doch gekränkt. «Vergiss, dass ich was gesagt
habe», sagte sie. «Ich wollte nur
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