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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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eine gute Ehefrau sein.
    Ich bin auch ein Mensch, verstehst du?»
    «Baby!» Er ging zu ihr, plötzlich getroffen; ein Bild,
    zweidimensional in seinem Kopf, hatte plötzlich eine drit-
    te Dimension bekommen; er hatte vergessen, dass sie ein
    Mensch war, er bewunderte sie auf so abstrakte Weise, als
    Bild aus seiner Vergangenheit, als eine verblasste Route
    zu seinen gegenwärtigen Umständen. Er umarmte sie; ihr
    Gesicht, fast in gleicher Höhe wie seines, fühlte sich heiß
    an; beider Gesichter schienen den Tränen nahe. «Du bist
    über menschlich», sagte er zu ihr, in der Hoffnung, sie brä-
    chen beide in Gelächter aus. Als das nicht geschah, sagte
    er: «Lass uns eine Verabredung treffen. Ich glaube, heute
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    ist es schwierig; ich muss im Büro auf meinen Terminka-
    lender gucken.»
    «Du hast keine Lust», sagte Phyllis und hatte, wie im-
    mer, Recht. «Ich bin nicht übermenschlich, ich bin in jeder
    Hinsicht eine Niete, außer dass ich vier gesunde Kinder
    zur Welt gebracht habe. Aber auch bei ihnen hab

    ich nicht
    viel bewirkt. Wir lassen sie wie Unkraut schießen.»
    Darin lag ein Körnchen Wahrheit, doch dagegen hätte
    er die unzähligen gewohnheitsmäßigen elterlichen Ges-
    ten setzen können: die Hilfe bei den Hausaufgaben, das
    abendliche Gutenachtsagen, das auswendig hergesagte
    Gebet, damit ihre ängstlichen kleinen Seelen die Nacht
    bis zum Morgen überstanden, die Familienausflüge nach
    Nantucket, nach Disney World und zur Expo 67 in Mon-
    treal, die Sommerhäuser in Maine, die zahllosen bezahlten
    Unterrichtsstunden, die zahllosen Abendmahlzeiten, die
    sie in mehr oder weniger ausgelassener Fröhlichkeit ein-
    nahmen. Von außen gesehen, durch die Fenster des war-
    men und teuren Hauses in der Partridgeberry Road, nach
    den Schaukeln und den Eishockey-Schlittschuhen und
    den Puppenhäusern und den Golfschlägern zu urteilen,
    die sich im Keller fanden, waren Owen und Phyllis ihrer
    Rolle als Eltern gerecht geworden, doch sie hatten nicht,
    wie manche Eltern – vielleicht auch wie Owens eigene El-
    tern – durch ihre Kinder gelebt, sie hatten nicht den Sprung
    aus dem Ego heraus in die DNS-Kette gemacht. Ian und
    Alissa zum Beispiel hatten sich nach einem steinigen Ab-
    schnitt ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse von Nina
    und ihren beiden älteren Kindern gestürzt. Owen und
    Phyllis waren sich ähnlich darin, dass ihr Lieblingskind das
    Kind in ihnen war, das immer noch nach Aufmerksamkeit
    verlangte. «Morgen», versprach er ihr. «Mir ist gerade ein-

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    gefallen, dass heute der Tag ist, an dem ich mich mit Ed
    zum Mittagessen treffe. Er ist in letzter Zeit so düster.»
    «Morgen spiele ich Tennis im Club, mit Alissa, Vanessa
    und Imogene. Nur dass Imogene nicht kann und Trish als
    Ersatz schickt.»
    «Dann übermorgen», sagte er, «oder abends, wenn Floyd
    und Eve im Bett sind.» Gregory war in seinem zweiten Jahr
    am Brown College, Iris im ersten Jahr am Smith.
    «Abends bin ich zu fertig», sagte Phyllis. «Und übermor-
    gen habe ich schon längst vergessen, worum es eigentlich
    ging.«
    «Worum geht es denn eigentlich?», fragte er sie.
    «Darum, dass ich dich Hebe?», sagte ie schüchtern
    s
    .
    Er machte aus ihrer Frage eine Feststellung: «Und ich
    liebe dich.» Bei sich dachte er: Ich zerstöre das Leben dieser
    Frau.
    «Es ist diese verdammte Stadt», sagte sie verdrossen.
    «Wohin man sich auch wendet, sie ist immer da und mischt
    sich ein.»
    «Es ist nur eine Stadt», sagte er.
    «Nein, Owen, das stimmt nicht. Die Leute in dieser
    Stadt haben nicht genug zu tun und machen lauter Un-
    fug.»
    «Nun ja, das ist der Wo l
    h stand», sagte er zu ih .
    r «Hättest
    du Lieber den Kommunismus?»
    Seit einiger Zeit schon dachte Owen, dass er die Affäre
    mit Vanessa abbrechen musste, bevor sie explodierte und
    noch einmal ein Chaos entstand wie nach Faye. Er konnte
    nicht tief genug in die seltsame Ehe der Slades gucken,
    doch er glaubte, dass sie, wie seine eigene auch, offene
    Untreue nicht vertrüge. Schließlich war dies keine Hippie-
    Kommune, kein von Felsen umgebener republikanischer

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    Partnertausch-Club in den schneebedeckten Bergen des
    nördlichen Mittleren Westens. Ein den Takt wahrendes
    Gespinst von Anziehung und unerklärten Liebschaften
    lag über diesen Menschen an der Ostküste. In letzter Zeit
    hatte Owen sich zu Imogene Bisbee hingezogen gefühlt,
    eine beachtliche Trinkerin mit einer heiseren Whiskey-
    stimme und ergrauendem rabenschwarzem

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