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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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schwieg. Owen spürte, wie die Zeit verging. Phyl-
    lis konnte anrufen. Oder Ed. Er hatte Ed versprochen, sich
    der Überarbeitung eines Versicherungsprogramms anzu-
    nehmen, in dem versicherungsmathematische Wahrschein-
    lichkeiten mit den gleitenden Zinssätzen der jährlichen
    Zahlungen kombiniert werden sollten, angelehnt an die
    Zinssätze der Federal Bank, mit Algorithmen, die doppelte
    Logarithmenfunktionen einschlössen.

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    «Du, du bist ein wunderbarer alter Kerl. Ich sehe dich als
    Kind vor mir. Ich mag DigitEyes, was du damals gemacht
    hast, mit den wenigen Kilobytes, die es gab. Ich spiele gern
    damit, wenn ich anfange, dich zu vermissen, und mir wün-
    sche, wir könnten mehr voneinander haben.»
    «Dann vermisst du mich also. Du mö h
    c tes t tatsächl c
    i h
    mehr.»
    «Natürlich; das ist schlichte Biologie. Die Biologie ist
    dumm. Sie will Kinder. Aber ich will keine Kinder. Noch
    nicht. Ich wil l nur ab und zu deinen Schwanz in mir ha-
    ben.»
    So konnten sie nur in dem kleinen, fest verschlosse-
    nen Raum miteinander sprechen, wie von dicken Wänden
    umschlossen, so wie sein Gehirn von seinem Schädel um-
    schlossen war; sie hielten ihn besetzt, ähnlich wie das un-
    aufhörliche Gemurmel der Gedanken in unseren Köpfen.
    «Wie oft?», fragte er. «Wann kommst du wieder? Ich soll-
    te es wissen, damit ich auch bestimmt hier bin.» Vanessa
    und er hatten womöglich etwas verabredet; seine vier Kin-
    der hatten i r
    h e Termine – Sportveranstaltungen, Zahnarzt-
    besuche.
    «Siehst du, das sind Verhandlungen», sagte Karen. «Ich
    komme, wann es mir passt, wann ich kann. Ich werde da-
    für bezahlt, dass ich hier arbeite, vergiss das nicht. Andere
    Leute beobachten dich. Die Leute
    a
    merken w s.»
    « Wirklich? »
    «Ich habe was gemerkt, oder? Und du wusstest es auch.
    Du warst nämlich nicht sehr überrascht, als ich das erste
    Mal meinen Rock hob.»
    Sie hatte Recht: Schon dies bisschen Rekapitulation,
    diese absichtsvoll gehortete Erinnerung, die zeigte, dass
    sie ihre Schlüsse gezogen und einen Plan ausgeheckt hat-

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    te, verdarb die Beziehung. Und es vergingen Wochen, bis
    sie wieder in seinem Zimmer aufkreuzte, und dann kam sie
    verschämt, als Bittstellerin; sie hatte der Begierde nachge-
    geben, und es behagte ihm ganz und gar nicht, dass er diese
    Macht über sie gewonnen hatte. Er bestand jedoch darauf,
    dass sie, obwohl sie sagte, sie habe nur ganz wenig Zeit, ihre
    Bluse auszog, und spielte mit ihren kleinen, kecken Brüs-
    ten, so wie sie mit DigitEyes gespielt hatte. Ihre impulsive
    Affäre begann in ein sexuelles
    h
    Mac
    l
    tspie abzugleiten, bei
    dem der Punktestand skrupulös vermerkt wurde.
    Er hatte gelernt, Sex zu haben ohne Freundlichkeiten,
    ohne langes Dankbarkeitsgerede. Er mochte Vanessa nicht
    und konnte sie dennoch nach Geheimnissen und Weis-
    heiten ausfragen. Er lenkte das Gespräch auf die anderen
    Frauen ihres Kreises, speziell auf die, mit denen er ein
    Verhältnis gehabt hatte, um sie so erneut, aus einem an-
    deren Blickwinkel, in einem kühleren Licht, zu erleben.
    «Faye», sagte sie. «Ich habe Faye geliebt, ihre ausgeflippte
    Art, aber sie hatte kein Ahnung, wie man sich anzieht. Wie
    ein Lumpenbündel, das Speed genommen hat, und dann
    diese lachhaften langen Röcke, um ihre krummen Beine
    zu verstecken.»
    «Ich hab nie gemerkt, dass sie krumme Beine hatte.»
    Vanessa lachte ihr Lachen, eine tiefes, kehliges Knurren.
    «Das konn e
    t st du auch nicht, Liebster, du warst zu sehr mit
    dem beschäftigt, was dazwischen war.»
    «Ich hab immer noch Schuldgefühle, dass ich ihr Leben
    so in Unordnung gebracht habe.»
    «Faye war ein Schmetterling – wie lange leben Schmet-
    terlinge? Ein, zwei Tage. Sie war dazu geboren, Opfer
    zu werden. Jeder, der mit einem Alkoholiker verheira-
    tet bleibt, ist gern Opfer. Dann hast du ein Opfer aus ihr
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    gemacht, und du warst nicht der Einzige, wie sie dir be-
    stimmt erzählt hat. Es ist ziemlich naiv von dir, dir selbst
    die Schuld zu geben.»
    «Und Alissa? Was denkst du über sie?»
    «Was denkst du über sie? Oder besser, was hast du aus
    ihr gemacht?»
    Sie meinte das Kind. Er sagte: «Dazu kann ich nichts
    sagen.»
    «Natürlich nicht. Das kann keiner. Streng geheim.»
    «Nur dass sie köstlich ist, findest du nicht auch?»
    «Kommt drauf an, wie viel Fett du verträgst.»
    Er zog eine Hand voll von dem weichen Fleisch von Va-
    nessas stattlicher Taille, oberhalb des Hüftknochens, nach
    der Seite hin

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