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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und kniff fest, grausam zu. Sie verzog das Ge-
    sicht und zeigte ihre oberen Eckzähne. Sie waren in ihrem
    Haus – eine seltene, risikoreiche Gelegenheit, sein roter
    Stingray stand in ihrer und Henrys Doppelgarage wie ein
    Stück glänzenden Fleischs, falls das elektronische Tor ge-
    triggert wurde und nach oben glitt. Das Haus der Slades,
    ein Haus aus den fünfziger Jahren im Neokolonialstil mit
    Garage und Sonnenveranda, in einer der neueren Straßen
    aus der Nachkriegszeit in Middle Falls gelegen, irritier-
    te ihn wegen der biederen Ordnung, die darin herrschte,
    mit den vielen Zeugnissen von Henrys sorgfältiger Schrei-
    nertätigkeit und seiner Arbeit am Haus und im Garten
    und Vanessas tatkräftiger, traditioneller Haushaltsführung
    und Victors beispielhaften Schulfortschritten am Choate.
    Die pervers beständige Ehe der Slades, die auf einem un-
    erschütterlichen, unausgesprochenen Fundament ruhte,
    ging ihm gegen den Strich. Wusste Henry etwa nicht, was
    für eine Schlampe seine Frau war? Machte seine behäbige,
    selbstgefällige Dumpfheit sie nicht verrückt? Nein, offen-

    327
    bar hatten sie eine perfekte Übereinkunft – davon zeugte
    jedes silbern gerahmte Foto von Victor, jedes Preisband des
    Garden Club und jeder Sessel mit passendem Fußschemel
    davor, ähnlich wie die Häuser in Willow, die seinen Neid
    erregt hatten, mit ihren vollständig ausgebauten Kellern.
    «Au», sagte Vanessa, jedoch ohne Zorn. Sie akzeptierte
    den Tadel als ver ient.
    d

    «Entschuldigung. Ich fand Alissa nie dick.»
    «Guck sie dir gelegentlich an. Sie ist noch immer nicht
    ihre Schwangerschaftspfunde losgeworden, und das Kind
    ist inzwischen vier Jahre alt.»
    Das Kind, Nina, konnte laufen und sprechen, es war
    hübsch, aber verschlossen, und die Schichten weiblicher
    Subtilität vervielfältigten sich in ihr ebenso wie ihre An-
    mut und ihr Vorwitz; sie erinnerte Owen mehr und mehr
    an seine eigenen Fotos aus der ersten Klasse, an diese Be-
    reitschaft zu gefallen, vermischt mit einem Hauch Skepsis.
    Doch die anderen sagten immer wieder, sie sehe ganz aus
    wie Ian: seine kantige, gerunzelte Stirn, der Blick aus halb
    geschlossenen Augen. Bis sie zu groß wurde für die Kin-
    derkarre, schob der mutmaßliche Vater sie stolz überallhin,
    im Laufschritt, wobei sein Gesicht über dem Ziegenbart
    rot anlief. Seine mageren nackten Beine wurden sehnig.
    Vaterschaft und körperliche Betätigung, das war Ians Art,
    mit dem Nahen seines fünfzigsten Geburtstags zurechtzu-
    kommen. Dass Vanessa das Kind erwähnte, machte Owen
    Angst, und das wusste sie. «Du redest, als wärst du eifer-
    süchtig», sagte er. «Hast du schon a
    m l was, du weißt schon,
    mit Alissa gehabt?»
    «Wir hatten lange Gespräche von Frau zu Frau und ha-
    ben dazu mehr Weißwein getrunken, als für unsere Figuren
    gut war. Was du anscheinend nicht begreifst, ist die Tatsa-

    328
    che, dass es erotisches Vergnügen in den verschiedensten
    Sc
    n
    hattieru gen gibt, nicht nur beim Ficken. A

    lissa und ich
    sind uns ab und zu sehr nah gewesen.»
    «Gehen Frauen deshalb mit Männern ins Bett, weil sie
    ihnen nah sein wollen?»
    «Das fragst du mich dauernd. Die Antwort lautet: unter
    anderem.»
    «Wenn du es mit einer Frau machst, richtig machst, was
    passiert dann? Benutzt ihr den Mund oder einen Dildo
    oder was? Beschreib es mir.»
    «Owen, Liebling, ich hab’s vergessen. Oder tun wir
    so, als hätte ich’s vergessen. Möchtest du mich nochmal
    ficken, bevor du gehst, oder nicht? Du bist völlig zusam-
    m
    u
    engeschr mpft, weil du so besorgt bist, was alle anderen
    machen.»
    «Vergiss nicht», erinnerte er Vanessa, diese selbstzufrie-
    dene nackte Frau, die so dick um die Taille war und so un-
    durchsichtig wie eine Venus aus Gips, «du willst, dass ich
    dir Trish Oglethorpe liefere.»
    «Du willst das. Zwei Frauen, dir zu Diensten.»
    «Um ehrlich zu sein, wenn ich meine Phantasien habe –
    darf ich dir das erzäh e
    l n?»
    Vanessa sagte nichts.
    «Wenn ich meine Phantasien habe, dann mit einer Frau
    und zwei Männern. Ich bin mir nicht sicher, dass ein Mann
    wirklich mit zwei Frauen fertig wird, aber eine Frau wird
    mit zwei Männern fertig.»
    «Und du möchtest die Frau dabei sein.»
    «Au. Das tut weh.»
    «Das sollte es nicht, Liebster. Es ist normal, oder normal
    in seiner Abnormalität. Immer das gleiche Geschlecht zu
    haben ist nach einer Weile ein bisschen langweilig.

    329
    «Du bist eine arrogante Fotze. Unglaublich.»
    «Und wer

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