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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Absätzen und schien sich un-
    wohl zu fühlen, wie eine moderne Nonne, die es nicht ge-

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    wohnt war, die unförmige alte Tracht abzulegen. Sie hatte
    eine gesunde Farbe. Sie betrachtete ihren Schnellsprecher-
    Anwalt als Tutor in den rechtlichen Dingen des Lebens;
    ihr Gesicht war erwartungsvoll gerötet wie bei einer aufge-
    regten Studentin vor einem Test. Phyllis war immer noch
    schlank, hielt sich immer noch aufrecht. Sie hatte keine An-
    stalten gemacht, das Grau, das sich an ihren Schläfen – wie
    Spuren von Schnee am Strand – in ihre sandfarbenen Haare
    mischte, zu färben. Abgesehen von den Tieren und von den
    Vögeln, die keine Zugvögel waren und draußen zwitscher-
    ten, waren sie allein im Haus mit den gemeinsam gekauf-
    ten Möbeln, die zumeist alt waren und von Zeiten zeugten,
    da sie sparen mussten, ein Gemisch aus Antiquitäten und
    modernen Sachen, die jetzt zusammengedrängt standen,
    wie er von der Küche her sah, um Platz zu schaffen für das
    Erbe aus den beiden Häusern ihrer Eltern, dem spätvikto-
    rianischen Haus in C
    b
    am

    ridge u
    nd dem unbeschwerteren,
    windschiefen Sommerhaus auf Cape Cod.
    «Es ist schrecklich», sagte sie, seinem Blick folgend.
    «Mein Bruder sagt, er hat in Ithaca keinen Platz für sei-
    nen Anteil. Wir wissen, was das bedeutet – Francine will
    es nicht haben. Man knausert und spart, um Möbel zu
    kaufen», sagte sie verallgemeinernd, «und dann, wenn das
    Haus voll ist, sterben deine Eltern und du hast ihren Kram
    am Hals. Abgese e
    h n», f g
    ü te sie sc n
    h ell hinzu, als wäre sie
    taktlos gewesen, «von deiner Mutter. Sie lebt ja noch.»
    «Übergewichtig, hoher Blutdruck und was sonst noch»,
    sagte er halb scherzend. «Dieses zähe alte Farmerblut.» Er
    würde – er sah es – eine Frau verlieren, die seine schwie-
    rige Mutter kannte – über einen Zeitraum von zwanzig
    Jahren einer problematischen Bekanntschaft, in guten
    wie in schlechten Zeiten. Julia war natürlich noch nicht in

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    Pennsylvania gewesen, hatte die stachlige alte Frau noch
    nicht kennen gelernt. «Das meiste Zeug, das sie hat», fuhr
    er fort, «würde sowieso niemand wollen. Als wir aus Wil-
    low fortgezogen sind, wurden unsere Verandamöbel aus
    irgendeinem Grund ins Wohnzimmer gestellt, und da sind
    sie immer geblieben.» War er deshalb gekommen, um über
    Möbel zu sprechen? «Das Hauptproblem mit dem Krempel
    ist», sagte er in dem Versuch, auf ihre verallgemeinernde
    Stimmung einzugehen, «dass es die Menschen überdau-
    ert.» Diese Gespräche mit Phyllis jetzt, da sie sich innerlich
    voneinander entfernt hatten, hinterließen bei ihm einen
    teigigen, summenden Nachgeschmack; sie waren wie eine
    Rückkehr zu seinen hilflosen liebeskranken Gefühlen, be-
    vor er sie überhaupt kennen gelernt hatte – die andere Sei-
    te der Glockenform.
    Sie spürte sein Verlangen, in diesen vertrauten Räumen
    zu verweilen, zwischen Reparaturen und Änderungen, die
    er einst vorgenommen hatte, und sie fragte mit abgewen-
    detem Blick: «Hast du Zeit für einen Kaffee? Im Wohnzim-
    mer? Ich denke, es ist noch Platz zum Sitzen.»
    «Nein danke, Phyllis, ehrlich. Ich muss los, und du auch.
    Gib Halloran diese Zahlen hier, die wollte er haben. Davis
    und er können darüber sprechen und sich eine neue Sum-
    me ausdenken.» Davis war sein Anwalt, ein Zyniker und, so
    schien es Owen, zäher Verhandlungspartner; er hatte Owen
    eintrichtern müssen, dass der Mann auch dann, wenn die
    Frau keine Schuld hatte und nicht die Scheidung wollte,
    der Ernährer war und finanziell nicht kaputtgemacht wer-
    den durfte. Phyllis sollte gewissermaßen Owens Angestell-
    te werden, mit einem festen Monatsgehalt und jährlichen
    Gehaltsanpassungen. Ihre Pflicht war es, die Kinder auf-
    zuziehen und sich aus seinem Privatleben herauszuhalten.

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    Das Haus ginge an sie, aber das Kapital und die Fähigkeit,
    mehr anzuhäufen, läge bei ihm. In dem Wunsch, sich für
    diese ungleiche Behandlung zu entschuldigen, ohne je-
    doch das Manöver seines Anwalts zu verraten, verharrte er
    in der Mitte seiner alten Küche, neben dem Klapptisch aus
    Silberahorn, den sie in New York gekauft hatten, spontan,
    an der Seventh Avenue im Village, und der in Middle Falls,
    wenn alle vier Kinder zu Hause waren, zu klein gewesen
    war – deshalb hatten sie nie alle zusammen beim Früh-
    stück oder Mittagessen um ihn herumgesessen, sondern
    sich abgewechselt oder im Stehen an der Arbeitsfläche ein
    Sandwich

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