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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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    oder im Personalbereich eines Unternehmens böten.
    Die Mackenzies, schlingernd auf ihrer eigenen havarier-
    ten Ehe, sahen bewundernd zu, wie sich für Julia das Meer
    teilte: Sie wandelte zum anderen Ufer auf wundersam
    trockenem Boden. Noch in getrennten Unterkünften be-
    wohnten Owen und Phyllis den gleichen geistigen Raum,
    einen studentischen Raum, den sie von einem großen Haus
    auf kleinem Grundstück an einer Straße in Cambridge ge-
    erbt hatten, die als Abkürzung zwischen Garden Street und
    Massachusetts Avenue benutzt wurde. Ein vornehm-bohe-
    mienhaftes Anstandsgefühl, mit dem studentisches Stre-
    ben nach Wissen bis zum Lebensende ausgedehnt wurde,

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    war ihnen als Ideal vermittelt worden. Colin Goodhue war
    Professor für romanische Sprachen an der Cornell Univer-
    sity geworden. Er hatte eine Französin geheiratet, und sie
    verbrachten jedes Jahr den August in der Provence. Phyl-
    lis’ Mutter und ihr Vater waren beide vor kurzem gestor-
    ben – nur wenige Monate nacheinander, wie das manch-
    mal bei lange miteinander verbundenen Paaren geschah –,
    und Owens Wunsch, freundlich zu Phyllis in ihrem frisch
    verwaisten Zustand zu sein, war Teil seiner Begründung
    dafür, dass er die Scheidung mit ihren abscheulichen Um-
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    änd n – Anwälten, Möbelpackern, Ki e
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    rpsy hologen –
    nicht überstürzen wollte.
    Ein Nebel verschobener Absichten hatte sich auf seinen
    Verstand gelegt. An die lange Zwischenzeit, in der er hin-
    und herpendelte zwischen dem führungslosen Haushalt in
    der Partridge berry Road und seiner verlotterten Junggesel-
    lenbleibe auf der anderen Seite des Chunkaunkabaug, in ei-
    ner vierstöckigen Feuerfalle, wo ältliche polnische Witwen
    und übergewichtige allein stehende Mütter wohnten, hat-
    te er kaum eine Erinnerung. Mit betäubter Wahrnehmung
    begegnete er der kratzbürstigen vorgetäuschten Gleich-
    gültigkeit seiner zwei älteren Kinder, die auf dem College
    waren, sowie der begierigen, großäugigen, doch ein wenig
    gestelzten Umgänglichkeit seiner beiden jüngeren Kinder,
    wenn er in seinem inzwischen ziemlich verkratzten und
    klappernden roten Stingray ankam, um einen Blick auf ihre
    Hausaufgaben zu werfen oder mit ihnen ins Kino zu gehen.
    Obwohl seine eigene Erziehung nur beiläufig religiös ge-
    wesen war, hörte er geradezu die Gebete seiner zwei jün-
    geren Kinder, er möge zurückkommen – er hörte sie über
    sich rascheln wie die Flügelschläge der Schwalben, die
    sich im Kaminschornstein des alten Farmhauses verfangen

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    hatten. Phyllis war in ihrem verlassenen Zustand abwech-
    selnd niedergeschlagen und auf muntere Art tapfer und
    teilte sein Gefühl, dass dies eine unwirkliche Zwischenzeit
    war. Sie war nie ganz zu Hause gewesen in Middle Falls,
    sie verachtete die geistige Durchschnittlichkeit der Leute
    mit der lässigen Höflichkeit der Professorentochter, doch
    nun scharten sich einige der Frauen um sie, und nicht mit
    allen von ihnen hatte er geschlafen, obwohl gerade diese
    ihre kameradschaftliche Verachtung Julias besonders be-
    tonten. «Sie kriegt es einfach nicht mit, als käme sie von
    einem anderen Planeten ... Diese Augen, da kriege ich
    richtig das Zittern ... Und wie sie im Acme rumstolziert,
    als wollte sie mich auffordern, dass ich sie nicht ansehe ...
    Der arme Mann, sie macht ihn regelrecht zu einem Hei-
    ligen, Roscoe hat lange mit ihm gesprochen und konnte
    ihn nicht dazu bringen, ein einziges Wort gegen sie zu sa-
    gen.» Phyllis übermittelte Owen Fragmente wie dieses, als
    könnten solche Gehässigkeiten, die ihm einst wie Musik
    gewesen waren, ein Initiationsgemurmel, ihn zurückholen.
    Es stimmte zwar, er wachte morgens in seinem schäbigen
    Zimmer auf – die Gerüche von den Kochplatten anderer
    Leute und das Jammern vaterloser Kinder drangen durch
    die Wände –, mit dem gleichen nagenden Heimwehgefühl
    im Magen wie einst als junger Student am MIT, ein Ge-
    fühl, das die unerbittlichen Gesetze des Wachsens und des
    Alterns in den Raum hängten. Doch damals hatte er, wie
    jetzt, eine Aufgabe gehabt: damals die Aufgabe, auszuhal-
    ten, nicht wieder nach Pennsylvania zu gehen, sondern sein
    Studium abzuschließen und einen Beruf zu ergreifen und,
    wie sich die Dinge entwickelten, das biegsame Mädchen
    zu erobern, das er in den Korridoren erspäht hatte. Jetzt
    war seine Aufgabe, wie damals, nicht nur egoistisch, und

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    sie hatte mit Phyllis zu tun; er wollte sie von sich

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