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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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der Polizei in Northhampton. Er hatte allmählich das
    Gefühl, gepeinigt zu werden, was ihn besonders schmerz-
    te, da Iris – als Einzige hatte sie die kastanienroten Haare
    seiner Mutter – das Kind war, bei dem er das Gefühl hatte,
    am meisten er selbst zu sein und am wenigsten künstlich in
    seiner Vaterrolle. Iris hatte ihm ganz unangestrengt, wie es
    schien, den leicht spöttischen, neckenden Respekt gezeigt,
    wie er einem Vater von einer Tochter geschuldet wurde.
    In dieser unfallträchtigen Übergangszeit begann Ed, bei
    ihrem wöchentlichen Lunch, mit Owen über einen PC zu
    sprechen, der von E-O Data entworfen und von einem Un-
    ternehmen in New Hampshire hergestellt und vermarktet
    werden sollte. «PCs sind nicht mehr die Zukunft, sie sind
    da», sagte Ed drängend. «In zehn Jahren gibt es in jedem
    Haushalt einen. Es ist genau wieder so wi
    e mit den Fern-
    sehgeräten. Da stecken Milliarden drin. Denk an Apple.»
    «Ed, wir machen Software, keine Hardware.»

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    «Wo ist da der große Unterschied? Du sprichst von Eiern
    und Hühnern. Wenn du das eine kochen kannst, kannst du
    auch das andere kochen. Worin hast du deinen Absehluss
    vom MIT? Elektrotechnik. Also, dann lass uns um Gottes
    willen mit der Technik anfangen. Wir haben hier eine gan-
    ze Etage, die leer steht, für die Prototypen und die Logik-
    analysatoren, wenn wir das Design-Stadium erst mal hinter
    uns haben. Guck dir Apple an. Der 141 musste noch an ein
    Fernsehgerät angeschlossen werden; ein Jahr später hatte
    der 169 Farbe und Ton und konnte Spiele machen. Tau-
    sende von diesen Geräten s d
    in inzwischen verkauft wor-
    den und benutzen die Software anderer.»
    «Verdammt, Ed, ich bin zu alt für diese neuen Tricks,
    die du da vorhast. Sollen doch die cleveren Kids, die du
    von Rensselaer angeheuert hast, oder wo immer sie her-
    kommen, das machen. Sie sind wie geschaffen dafür, sie
    haben das verinnerHcht. Für mich war es ein Abenteuer, für
    sie sind das einfach nur Geräte.»
    «Du bist nicht alt, verdammt, du bist nur verdammt noch-
    mal zu sehr anderweitig beschäftigt, das ist das Problem. Du
    weißt nicht mehr, ob du zwei Frauen hast oder gar keine.
    Reiß dich zusammen, O., sonst wird dein Grips zu Mus.»
    «Ist er schon geworden. Tut mir Leid, Ed. Ich weiß, du
    hast große Hoffnungen auf mich gesetzt. Ich fürchte, ich
    hab mich ablenken lassen.»

    Schlechtes Gewissen, schlechtes Erinnerungsvermögen.
    Doch Owen würde nie den funkelnden Morgen Ende
    Oktober vergessen – er erinnerte sich tagtäglich daran –,
    als er, um Phyllis eine neue Aufstellung seiner Einkünfte
    zu übergeben, die sie zu einem Termin mit ihrem Anwalt
    in Hartford um zehn Uhr vormittags mitnehmen wollte,
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    direkt von seiner Bleibe in der Covenant Street zu sei-
    nem ehemaligen Zuhause in der Partridgeberry Road fuhr.
    Halloween stand bevor, auf Eingangsstufen und Veranden
    leuchteten Kürbisse, in manchen Vorgärten standen mit
    Stroh ausgestopfte Puppen – kopflose Reiter und in Laken
    gehüllte Gespenster –, arrangiert zu ausgefeilten Tableaus.
    In Owens Kindheit hatte es diesen komplexen heidnischen
    Halloween-Firlefanz nicht gegeben, nur ein paar Streiche,
    die mit Stirnrunzeln hingenommen wurden. Der Tag hatte
    ebenso wie die größeren religiösen Feiertage an Bedeutung
    verloren; von einer Gelegenheit für Kinder, ihren Schaber-
    nack zu treiben und Kleingeld zu erpressen, war er zu ei-
    nem harmlosen Pseudo-Weihnachtsfest geworden.
    In der Nacht hatte es geregnet, sodass die Straßen glänz-
    ten und die Welt wie gewaschen aussah. Blätter fielen von
    den Bäumen und bildeten hier und da unter den Reifen
    einen feuchten Brei. Der Stingray war zu Schrott gefahren
    worden, und der Ford Mustang, den er sich von dem Ver-
    sicherungsgeld gekauft hatte, war nicht das Richtige. An
    feuchten Tagen sprang er nur schwer an, und er lag nicht
    so sicher auf der Fahrbahn, wie es die Corvette getan hatte.
    Die Sitze hatten einen schwarzen Bezug aus mattem Vinyl,
    in das ein kitschiges Muster von Rinderbrandzeichen ge-
    prägt war; wenn er es nur ansah, b
    ü erkam ihn das Gefühl,
    geschmacklos und alt geworden zu sein.
    Floyd und Eve waren schon zur Schule gegangen. Dai-
    sy, der gelbe Labrador, begrüßte ihn mit heftig wedelndem
    Schwanz an der Küchentür. Die beiden Katzen rieben sich
    schnurrend an seinen Knöcheln. Phyllis war schon fertig, sie
    trug ein marineblaues Kostüm, eine schlichte weiße Bluse
    und Schuhe mit halbhohen

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