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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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    Geistern.
    Owen erklärte mit verzweifelter Mühe: «Phyllis, ich
    versuche ein besser r
    e Mensch zu werden. Julia will mich
    retten –»
    Er unterbrach sich. Das hätte er nicht sagen sollen. Ihre
    Augen blitzten, ihre blassen Lippen verloren ihre Starrheit,
    ihre Unbeweglichkeit, sie richtete sich in dem für den An-
    waltsbesuch ausgewählten marineblauen Kostüm zu ihrer
    vollen Größe auf. «Dich retten?»
    «So drückt sie es nicht aus», sagte er hastig. «Sie sagt, du
    seist wie meine Mutter, und ich begehre gegen dich auf,
    indem ich –»
    «Oh, verschone mich mit solcher Amateur-Analyse; ich
    höre ihre Stimme, diesen frommen leisen Singsang. Ich be-
    sorge das mit dem Retten, heute, Owen. Ich fahr jetzt nach

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    Hartford und sage Halloran, er soll mit dem Entgegenkom-
    men aufhören. Ich bin vierundvierzig Jahre alt und bin es
    leid, dass alle auf mir rumtrampeln. Ich werde nicht in die
    Scheidung einwilligen. Ich habe zu viel Unglücklichsein in
    diese Ehe investiert, z viel Erniedrigung.
    u
    »
    «Du solltest dich nicht erniedrigt fühlen, die anderen
    Frauen waren auf dich eifersüchtig, wie loyal ich zu dir ge-
    halten habe, auch wenn i h
    c n c
    i ht im ei e
    g ntlichen Sinne
    treu war –»
    Sie schrie, oder machte ein schrilles, errückt
    v
    es Ge-
    räusch, das einem Schrei bei ihr am nächsten kam.
    «Wie gesagt», fuhr er fort, «du schienst nie sond lich
    er
    interessiert –»
    «Es war deine Aufgabe, es interessant zu machen. Und
    das hast du nicht getan.»
    «Also gut, Phyllis, okay, okay, kein Streit, alles meine
    Schuld, ich bin ein ungehobelter Klotz, aber es gehören
    immer zwei zum Tango –»
    «Nein! Ich tu es nicht! Ihr könnt direkt zur Hölle fahren,
    du n
    u d sie! a
    D könnt ihr Tango tanz n
    e , abe
    r nicht eine Mi-
    nute vorher!»
    In gewisser Weise hatte ihre Wut etwas Erleichterndes
    für ihn. Julia zur Frau zu haben – diesen kompakten, schön
    geformten, seidigen Körper, diese klaren, unerschrocke-
    nen Augen, die manchmal so erstaunlich waren, dass sie
    die Hand hob, wie um sie zu bedecken, so wie eine üppige
    Frau ihre Brüste zu verstecken versucht –, all das war ihm
    immer fast zu schön vorgekommen, um wahr z.u sein. Und
    es schmeichelte ihm, dass Phyllis um ihn kämpfen woll-
    te; er konnte sich an einen ähnlichen Leidenschaftsaus-
    bruch nicht erinnern. Aber er war zu tief verstrickt. Julia
    war schon angekommen, war schon auf der anderen Seite

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    des Roten Meeres, aufrecht und trockenen Fußes, frei, in
    Old Lyme, wo es jetzt kälter wurde und die Kinder schon
    an neuen Schulen angemeldet waren, und er strampelte
    sich immer noch in seiner alten Küche ab, unter den gla-
    sig-starren Blicken seiner fotografierten Kinder. «Es ist zu
    weit gegangen», sagte er mit schwacher Stimme, während
    kühler herbstlicher Sonnenschein die Welt draußen über-
    flutete, nach dem Regen der vergangenen Nacht. Er hörte
    ein nörgelndes Vogelgezwitscher und das Surren eines auf
    der kurvigen Straße vorbeifahrenden Autos.
    Phyllis kam sanft an seine Seite; ihr Atem war heiß, wie
    bei einer verwirrten Frau. «Du willst damit nicht weiter-
    machen», sagte sie zu ihm. «Ich höre es an deiner Stimme.
    Du bist ihr in die Falle gegangen, Owen. Es ist nicht deine
    Schuld, du bist einfach so. Du bist zu nett zu den Leuten.
    Ich hol dich da raus, ich verspreche es dir. Mach dir keine
    Sorgen um sie, sie i
    w rd es überstehen. Verhalte du dich ein-
    fach ruhig. Vielleicht solltest du eine Weile weggehen.»
    «Nein!» Jetzt war es an ihm aufzuschreien, er sah sei-
    ne Vision von einer ordentlichen, konventionellen, normal
    sinnlichen Zukunft verschlungen von dem verrückten,
    nicht ganz unrichtigen Vertrauen dieser hoch gewachsenen
    Frau mit sandfarbenem Haar, dass sie auf einzigartige Wei-
    se wirklich für ihn war. «Ich will die Scheidung. Ich will sie
    wirklich. »
    «Sie will, dass du die Scheidung willst. Das ist nicht das
    Gleiche», sagte sie mit einer Selbstzufriedenheit, als wäre
    es ein «quod erat demonstrandum». Ihr leichtes Lächeln,
    die feste Gewissheit in ihren klaren grauen Augen – hat-
    te seine Erinnerung sie im Nachhinein hinzugefügt, oder
    waren sie wirklich da an jenem frischen Morgen? Er war es
    nicht mehr gewohnt gewesen, seine Frau anzusehen; der

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    gleiche Schleier war vor sie gesunken, der die Nacktheit
    seiner Mutter verborgen hatte. «Ich fahr jetzt los, Baby»,
    sagte Phyllis. «Ich bin spät dran, ich muss ja noch

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