Landleben
in
Geistern.
Owen erklärte mit verzweifelter Mühe: «Phyllis, ich
versuche ein besser r
e Mensch zu werden. Julia will mich
retten –»
Er unterbrach sich. Das hätte er nicht sagen sollen. Ihre
Augen blitzten, ihre blassen Lippen verloren ihre Starrheit,
ihre Unbeweglichkeit, sie richtete sich in dem für den An-
waltsbesuch ausgewählten marineblauen Kostüm zu ihrer
vollen Größe auf. «Dich retten?»
«So drückt sie es nicht aus», sagte er hastig. «Sie sagt, du
seist wie meine Mutter, und ich begehre gegen dich auf,
indem ich –»
«Oh, verschone mich mit solcher Amateur-Analyse; ich
höre ihre Stimme, diesen frommen leisen Singsang. Ich be-
sorge das mit dem Retten, heute, Owen. Ich fahr jetzt nach
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Hartford und sage Halloran, er soll mit dem Entgegenkom-
men aufhören. Ich bin vierundvierzig Jahre alt und bin es
leid, dass alle auf mir rumtrampeln. Ich werde nicht in die
Scheidung einwilligen. Ich habe zu viel Unglücklichsein in
diese Ehe investiert, z viel Erniedrigung.
u
»
«Du solltest dich nicht erniedrigt fühlen, die anderen
Frauen waren auf dich eifersüchtig, wie loyal ich zu dir ge-
halten habe, auch wenn i h
c n c
i ht im ei e
g ntlichen Sinne
treu war –»
Sie schrie, oder machte ein schrilles, errückt
v
es Ge-
räusch, das einem Schrei bei ihr am nächsten kam.
«Wie gesagt», fuhr er fort, «du schienst nie sond lich
er
interessiert –»
«Es war deine Aufgabe, es interessant zu machen. Und
das hast du nicht getan.»
«Also gut, Phyllis, okay, okay, kein Streit, alles meine
Schuld, ich bin ein ungehobelter Klotz, aber es gehören
immer zwei zum Tango –»
«Nein! Ich tu es nicht! Ihr könnt direkt zur Hölle fahren,
du n
u d sie! a
D könnt ihr Tango tanz n
e , abe
r nicht eine Mi-
nute vorher!»
In gewisser Weise hatte ihre Wut etwas Erleichterndes
für ihn. Julia zur Frau zu haben – diesen kompakten, schön
geformten, seidigen Körper, diese klaren, unerschrocke-
nen Augen, die manchmal so erstaunlich waren, dass sie
die Hand hob, wie um sie zu bedecken, so wie eine üppige
Frau ihre Brüste zu verstecken versucht –, all das war ihm
immer fast zu schön vorgekommen, um wahr z.u sein. Und
es schmeichelte ihm, dass Phyllis um ihn kämpfen woll-
te; er konnte sich an einen ähnlichen Leidenschaftsaus-
bruch nicht erinnern. Aber er war zu tief verstrickt. Julia
war schon angekommen, war schon auf der anderen Seite
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des Roten Meeres, aufrecht und trockenen Fußes, frei, in
Old Lyme, wo es jetzt kälter wurde und die Kinder schon
an neuen Schulen angemeldet waren, und er strampelte
sich immer noch in seiner alten Küche ab, unter den gla-
sig-starren Blicken seiner fotografierten Kinder. «Es ist zu
weit gegangen», sagte er mit schwacher Stimme, während
kühler herbstlicher Sonnenschein die Welt draußen über-
flutete, nach dem Regen der vergangenen Nacht. Er hörte
ein nörgelndes Vogelgezwitscher und das Surren eines auf
der kurvigen Straße vorbeifahrenden Autos.
Phyllis kam sanft an seine Seite; ihr Atem war heiß, wie
bei einer verwirrten Frau. «Du willst damit nicht weiter-
machen», sagte sie zu ihm. «Ich höre es an deiner Stimme.
Du bist ihr in die Falle gegangen, Owen. Es ist nicht deine
Schuld, du bist einfach so. Du bist zu nett zu den Leuten.
Ich hol dich da raus, ich verspreche es dir. Mach dir keine
Sorgen um sie, sie i
w rd es überstehen. Verhalte du dich ein-
fach ruhig. Vielleicht solltest du eine Weile weggehen.»
«Nein!» Jetzt war es an ihm aufzuschreien, er sah sei-
ne Vision von einer ordentlichen, konventionellen, normal
sinnlichen Zukunft verschlungen von dem verrückten,
nicht ganz unrichtigen Vertrauen dieser hoch gewachsenen
Frau mit sandfarbenem Haar, dass sie auf einzigartige Wei-
se wirklich für ihn war. «Ich will die Scheidung. Ich will sie
wirklich. »
«Sie will, dass du die Scheidung willst. Das ist nicht das
Gleiche», sagte sie mit einer Selbstzufriedenheit, als wäre
es ein «quod erat demonstrandum». Ihr leichtes Lächeln,
die feste Gewissheit in ihren klaren grauen Augen – hat-
te seine Erinnerung sie im Nachhinein hinzugefügt, oder
waren sie wirklich da an jenem frischen Morgen? Er war es
nicht mehr gewohnt gewesen, seine Frau anzusehen; der
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gleiche Schleier war vor sie gesunken, der die Nacktheit
seiner Mutter verborgen hatte. «Ich fahr jetzt los, Baby»,
sagte Phyllis. «Ich bin spät dran, ich muss ja noch
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