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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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runtergeschlungen. Jetzt dachte er voller Bedau-
    ern daran. Seit über einem Jahr war er nicht mehr so früh
    am Tage in dem Haus gewesen. Die aufsteigende Sonne
    schoss einen breiten Lichtstrahl durch den fast blätterlo-
    sen Fliederbusch und machte die Plastikscheibe der elek-
    trischen Küchenuhr an der Wand blind. Als er den Kopf
    bewegte, sah er, dass es zwanzig vor neun war. Unter der
    Uhr hatte Phyllis mit Klebeband neue Farbfotos von Floyd
    und Eve befestigt, Aufnahmen, die in der Schule gemacht
    worden waren: Sie sahen darauf aus wie die hyperrealis-
    tischen, ironisch verzerrten Skulpturen aus emailliertem,
    glasfaserverstärktem Kunststoff.
    Phyllis legte den Zahlenausdruck auf den Tisch und
    fuhr mit dem Handrücken in einer etwas unwirschen Ges-
    te darüber, als wollte sie ihn verscheuchen. «Vielen Dank
    dafür», sagte sie. « e
    N hme ich mal an. Er ist anscheinend
    furchtbar versessen auf Details.»
    Er vermutete, dass sie
    n
    Hallora meinte. «Genau wie a-
    D
    vis», gab er zu.
    «Ich habe das Gefühl, dass wir durch die Mangel ge-
    dreht werden.»

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    «Werden wir auch, Süße. Sie schieben uns ab wie einst
    die Sklaven, und dann wollen sie daran noch verdienen.»
    Er fand selbst, dass dies nicht sehr witzig klang, und erläu-
    terte: «Sie sind A
    n
    uktio atoren und ü
    m ssen für die
    c
    nä hsten
    Sklaven, die sie versteigern, Platz schaffen.»
    «Meiner», sagte sie nachdenklich, «versteht nicht recht,
    warum. Warum wir das machen.» Die Art und Weise, wie
    sie das Gesicht von ihm abwandte und auf die Ecke des
    Ahorntischs blickte, war ihm vertraut, ebenso die beglei-
    tende Geste, mit der sie sich eine Haarsträhne hinter das
    Ohr strich; es war ihre Art, etwas Wichtiges zu sagen. Dass
    sie
    eit
    ber sei, ihn zu heiraten, hatte sie in dem gleichen
    indirekten Stil erklärt.
    «Aus dem einfachsten und ältesten Grund in der Welt»,
    sagte er rasch. «Eine andere Frau.» Er musste deutlich sein.
    Er musste diesen Dunst vielschichtiger Gefühle durch-
    sc
    i
    hne den, ihren durch Scheu hindurch projizierten alten,
    rauchigen Reiz.
    «Es fällt mir sehr schwer», gestand sie stockend, «Julia
    als wirklich zu sehen. Sie kommt mir so künstlich vor.»
    «Sie ist nicht künstlich, nicht in dem, was mir wichtig
    ist.»
    «Du meinst im Bett? Die Frau eines Geistlichen?»
    Er sagte nichts, überlegte, ob es wirklich so einfach war
    und ob dann nicht das Leben zu einfach war.
    Phyllis sprach weiter, nachdem sie auf eine Antwort ge-
    wartet hatte: «Es tut mir Leid, dass ich dich in der Bezie-
    hung enttäuscht habe. Du schienst immer beängstigend
    viel zu erwarten. Wo es doch nur eines von den Dingen ist,
    die die Menschen tun. Ich glaube, ich hab Lampenfieber
    gekriegt.»
    «Du warst und du bist wunderbar», stellte er fest in dem

    371
    Versuch, sich zu verabschieden. «Wenn du

    dich zu einem
    Versuch durchringen konntest.»
    Sie nahm das schweigend hin und kam dann auf Hallo-
    ran zurück. «Er sagt, es sehe doch so aus, als ob wir uns sehr
    mögen. ie
    D
    Kinder sagen das l
    G eiche,

    und die haben mit
    uns zusammengelebt.»
    «Bitte», flehte er. «Haben wir das nicht s hon
    c
    alles ge-
    sagt? Seit über einem Jahr sagen wir das.»
    «Ich weiß, ich bin eine Langweilerin. Und eine Spielver-
    derberin. Aber es macht mir zu schaffen, dass der Schöpfer
    von DigitEyes nicht sehen kann, was jeder in der Stadt
    sieht, nämlich dass sie eine Schwindlerin ist.» Sie lachte
    eine einzige weiche Silbe, deren Klang sie mit dem Atem
    einzog, als würde sie gleich weinen. «Eine con artiste, wirst
    du mir erzählen», sagte sie.
    Er musste bei der Anspielung lächeln – er fühlte sich ge-
    schmeichelt: Sie traute ihm genügend Französisch zu, dass
    er es kapierte –, protestierte aber: «Jeder in der Stadt, wie
    du sagst, hat seine Interessen, hat seine eigenen Gewohn-
    heiten und Arrangements, die er sich erhalten möchte. Sie
    mögen uns so, wie wir sind, wird sind Teil ihres Mobiliars.
    Aber ich mag nicht, was die Ehe mit dir anstellt.»
    «Du meinst, deine Frauengeschichten? Ich weiß, dass
    Faye nicht die Einzige war. Aber ich habe das alles als Stra-
    fe für meine Unzulänglichkeiten hingenommen – meine
    Verweigerungen, so würdest du es nennen –, und, schreck-
    lich, das zugeben zu müssen, ich hab mir selbst nicht allzu
    viele Vorwürfe gemacht. Ich nahm an, manches ei
    s
    einfach
    männliche Natur.»
    «Stimmt», beeilte er sich ihr zu versichern, da er an ih-
    ren glänzenden

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