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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Ma-
    ckenzies, in Ermangelung einer Klimaanlage, nachts ihr
    unvergittertes Fenster offen stehen lassen, und mehr als
    einmal erwachte Owen davon, dass ein dickbackiger gel-
    ber Kater, den sie Uncle Ugly Cat genannt hatten, schnur-
    rend auf seiner Brust saß, die blauen Lippen so nahe an
    Owens Gesicht, dass der Geruch von ranzigem Fischtran
    ihm Übelkeit erregte. Phyllis, zum ersten Mal, seit er sie
    kannte, unentschlossen und launisch, driftete durch ihren
    Kurs in Wahrscheinlichkeit (Kombinationslehre, Zufallsva-
    riable, Markow’sche Ketten, Gesetze großer Zahlen, Wahr-
    scheinlichkeitsrechnung) und tastete weiter nach einem
    Thema für ihre Doktorarbeit, vermochte aber in dem wei-
    ten Wirrwarr erschlossener Mathematik kein mit Formeln
    beackertes Feld zu finden, das sie zu ihrem machen konn-
    te; unterdessen rang Owen als schlecht bezahlter Lehrling
    am Harvard Computation Laboratory, im Zwielicht des
    schwerfälligen Mark I, mit einem simplen Programmie-
    rungssystem, dem so genannten A-O-Compiler, und mit
    den Komplikationen der Datenspeicherung auf Festplat-
    ten, einer Neuerung, die die Geräte bald von Programmen
    auf unhandlichen Lochkarten oder auf Spulen mit Magnet-
    band befreien sollte. IBM hatte den ersten kommerziellen

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    Computer, den 701, schon an Ministerien und Forschungs-
    institute verkauft. Diese Entwicklungen eröffneten Visio-
    nen von zunehmend komplizierteren Funktionen auf win-
    zigen, geschichteten Schaltkreisen, von einem abstrakten
    Verfahren, das nicht nur exponentiell schneller und glat-
    ter war als menschliches Denken, sondern einspurig, ein
    Funken, der in den algorithmischen Schleifen herumsaus-
    te, bis er an der programmierten Dezimalstelle ankam, wo
    die praktische Äquivalenz bestimmt wurde – ein sauberer,
    blitzschneller Vorgang und das glatte Gegenteil weit ver-
    zweigten menschlichen Denkens, dieses Dunstes aus un-
    berechenbaren Faktoren, ob sie nun emotional, egoistisch
    oder sinnlich waren.
    In ihren zwei dunklen, feuchten Souterrainräumen, de-
    ren kleine Fenster auf ein begrüntes Katzenmotel blickten,
    waren Owen und Phyllis behutsam ineinander vertieft. Sie
    lernten die Geräusche und Bewegungen kennen, die jeder
    im Schlaf machte, und wie ihre Verdauung roch, obwohl die
    Badezimmertür fest zu schließen war und ein Deckenven-
    tilator eingeschaltet werden konnte. Ihr Schlafzimmer war
    so klein, dass einer an der Wand schlafen musste, und da
    er derjenige war, der an fünf Tagen in der Woche morgens
    aufstehen und zur Arbeit gehen musste, überließ sie ihm
    die Außenseite, was hieß, dass sie, wenn sie nachts aufste-
    hen musste – weil sie am Tisch ihrer Eltern oder bei einem
    scharf gewürzten Essen in einem griechischen Restaurant
    mit einem anderen Paar junger ehemaliger Studenten zu
    viel Wein getrunken hatte –, vorsichtig über ihn hinüber-
    glitt, wobei eine Konstellation kleiner Berührungen un-
    mittelbar über ihn hinwegzog. Er schlief dann wieder ein
    und erklärte sich in seinen Träumen, dass er verheiratet
    und dass dies der Körper seiner Frau war. Sie war immer

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    noch scheu, und ein Fußgänger auf dem Gehweg draußen
    konnte in ihre Fenster sehen, wenn er den Blick ein wenig
    senkte, aber in den stickigsten Nächten schlief sie nackt.
    Der Körper seiner Frau rührte ihn immer aufs Neue. Sie
    schliefen seltener miteinander, als er sich in jungfräulichen
    Tagen vorgestellt hatte, und schuld daran, fand er, war er
    ebenso wie sie; er lernte abends, und sie auch, während das
    Radio oben auf dem Sekretär in der Ecke klassische Musik
    spielte. Selbst wenn man nur mit halbem Ohr zuhörte, war
    eine Beethoven-Symphonie oder eine Schubert-Sonate an-
    spruchsvoll, und das, was danach vielleicht noch zu sagen
    war, ließ sich mit einem Seufzer und dem Geräusch eines
    Buches, das endlich zugeklappt wurde, sagen. Als sie ihm
    an dem Tag, an dem er sich in Fort Devens zur Einberu-
    fung in die Army melden musste, abends mitteilte, dass
    ihre Periode ausgeblieben sei, war es, als wäre sie durch
    einen osmotischen Vorgang schwanger geworden, nicht
    durch einen klaren Geschlechtsakt.
    Immer leitete er ein, was immer es an Berührungen zwi-
    schen ihnen gab. Angesichts der übererregten Ungeschick-
    lichkeit, die er, sobald er dabei war, entfaltete, besonders
    wenn ein Kondom, das ihn einzwängte und widerlich nach
    Gummi roch, benutzt worden war, als Alternative zu dem
    mit Creme bestrichenen Diaphragma, das sie in sich ein-
    führte

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