Landleben
zurückgewiesen. Er wagte kaum zu fra-
gen, warum sie das getan hatte – warum sie sein Schmei-
cheln, seine stolze Anbetung verworfen hatte. «Was war
denn?», fragte er. «Hat es wehgetan?»
«Es fühlte sich plötzlich komisch an», sagte Phyllis.
«Kitzlig. Theatralisch. Als wolltest du vor jemandem ange-
ben. Lass es uns einfach machen.»
«Möchtest du wirklich? Wir müssen nicht. Ich kann war-
ten, bis du es möchtest. Vielleicht morgen, wenn wir nicht
so müde sind und so aufgekratzt von all den Leuten. Hoch-
zeiten bringen einen um, findest du nicht?» Sie waren in
einem Sommerhaus, dem Sommerhaus in Truro, das ihre
Eltern ihnen für eine Woche überlassen hatten. Er hatte
sein Studium als einer im oberen Drittel seines Jahrgangs
abgeschlossen; sie hatte ein unglückliches Jahr als Gradu-
ierte zugebracht und halbherzig Seminare für Fortgeschrit-
tene in Zahlentheorie und Topologie belegt und nach ei-
nem Thema für eine Doktorarbeit herumgesucht und war
mit ihrem Berater nicht zurechtgekommen. Im Sommer
wollten sie wieder nach Cambridge gehen, sie, um an der
Sommerakademie ein paar weitere Scheine zu erwerben,
er, um ein achtwöchiges Praktikum bei Whirlwind zu ma-
chen, das ihm vom Fachbereich Elektrotechnik ermöglicht
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worden war. In der Ferne konnten sie das Heranbranden
und Zurückweichen der Wellen am Strand, unten an den
sandigen Kliffs, hören und den Duft der gedrungenen
Pechkiefern einatmen. Das Geräusch und der Geruch,
beides immer da, einerlei ob sie da waren oder nicht, ver-
lieh dem Dunkel draußen eine Unermesslichkeit, die ihre
frisch verbundenen Leben nie ausfüllen konnten. «Warum
erwartet man, dass jeder Champagner mag?», fragte er, ein-
ge h
sc
üchtert von ihrem Schweigen. «Ich finde i m
m
,
er er
schmeckt sauer.»
Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, er sah
nur die fein geschwungene Linie ihres Kiefers und die Ian-
ge Sehne in ihrem Nacken, als sie den Kopf zum Fenster
wandte. Ein Dreiviertelmond wurde von dem Fenster-
rahmen umgeben und zerteilt; sein Licht beschien den
Rand eines Ohrläppchens in der tiefdunklen Masse ih-
res Haars. Was machte Phyllis mit ihrem reglosen Blick?
Nahm sie Abschied vom Mond? Dieses kleine karge Haus,
ihm fremd, war für sie voller Sommererinnerungen an ihre
Mädchenzeit und voller kurioser Andenken – Bücher,
Muscheln, unbeholfene Aquarelle, die in ihren Kaufhaus-
rahmen verblichen –, an ein vergangenes Familienleben.
Die salzigen, muffigen Gerüche des Hauses mussten in ih-
rem Kopf murmelnd eine eigene Sprache sprechen. Noch
kniend, besessen von den Privilegien eines Ehemannes,
das Gehirn ohne Saft, weil all sein Blut in seinen erigierten
Penis geflohen war, besah er ihre schimmernde, vom Mond
beschienene Üppigkeit – die Halbrundungen ihrer harten
Schultern und das Schlüsselbein, das über die schrägen
Schattenvertiefungen hinausragte, und ihre Brüste, flach
auf dem fragilen Muster ihrer Rippen. Sie drehte den Kopf
und sah ihn an.
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«Nein, lass es uns machen», sagte sie, jetzt mit sanfterer
Stimme. «Warum gegen die Tr
toßen?»
adition vers
«Hast du gesagt: die Tradition stoßen?»
«Das ist nicht lustig, Owen.»
In ihm verstärkte sich der Eindruck, dass er auf ein We-
sen hinunterblickte, das irgendwie tödlich getroffen war.
Die schwachen Mond schatten der Fensterstreben warfen
ein Netz über ihre weiße Gestalt. Ihre tief liegenden Au-
gen schienen nicht zu sehen. Sein armer Schwanz, so hart,
dass es wehtat, verbreitete einen kleinen ängstlichen Ge-
ruch. Dann schwebte eine weiße Hand von ihrer Seite, fuhr
leicht, wie prüfend, über die Glans und den Schaft seines
Penis. Sie zog die Knie an und nahm genau die Stellung
ein, die in die Rückwand des Schuppens auf dem Spielfeld
eingeritzt war, und führte ihn, fast lässig und mit kühlen
Fingerspitzen, in sich hinein. Er stieß auf ein Hindernis
und stieß hindurch. Was er nicht erwartet hatte – es tat ihm
so weh wie ihr. Er kam zum Ende, und es war nicht klar,
ob sie überhaupt schon begonnen hatte. Ihre schleimige
Wärme hatte ihn versengt. Wie einst im Bett seiner Jugend
hatte er das Gefühl gehabt, dass seine innere Welt einen
Salto machte, das Gefühl weniger rein und heftig, als wenn
er es mit seiner linken Hand hervorbrachte. Phyllis hatte
sich ergeben, und das war ein Anfang. Alle Anspannung
war aus seinen Muskeln gewichen, und er fragte sich stau-
nend, wie
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