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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Kleie-Getreideflocken-Frühstück,
    mit der Hand voll Vitamintabletten, die zu schlucken sind,
    der Zeitung, die zu lesen ist, mit ihren tödlichen Autoun-
    fällen, ihren Wohnhausbränden in der Innenstadt Bostons,
    ihren nicht enden wollenden Enthüllungen über sexuellen
    Missbrauch, vorgebracht gegen Priester von inzwischen
    erwachsenen, prozessfreudigen, nicht sehr gewinnenden
    Opfern, einstigen Kindern, mit ihren weiteren Enthüllun-
    gen von verzweigter Schikane in den obersten Etagen gro-
    ßer Konzerne und Investmentfonds, ihren Nachrufen auf
    verdienstvolle Unbekannte, mit ihren Berichten über den
    bevorstehenden Krieg. Seine linke Hand wird häufig von
    einem Kribbeln in der Handfläche heimgesucht, was auf
    eine Abnutzung der Wirbelsäule oder auf einen drohenden
    Herzinfarkt hinweist, und von arthritischen Schmerzen am

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    Nagelbett eines der Finger und, was sich nicht so leicht
    ignorieren lässt, in den Daumengelenken, Schmerzen, die
    tief in der Anatomie seiner Hand verborgen sind. Diese
    Schmerzen haben, so glaubt er, mit der Golfsaison zu tun:
    Der wehtuende Finger ist der dritte, mit dem er all die
    Jahre den Golfschläger umfasst hat, sehr fest, zu fest, und
    die gleiche Grifftechnik hat irgendwie seinen Daumen in
    Mitleidenschaft gezogen – zu viel Gewicht darauf gelegt
    beim Backswing. Jahrzehntelang hat er versucht, sich von
    Golfprofis zeigen zu lassen, was er falsch macht, doch alle
    haben nach einem nur flüchtigen Blick gesagt, sein Griff
    sehe gut aus, um alsdann die Stellung seiner Füße zu be-
    mängeln, die Haltung seiner Schultern, seine übertriebene
    Hüftdrehung, seine elende Neigung, sich von außen nach
    innen zu drehen, seinen steifbeinigen und übertrieben auf-
    rechten Stand und den damit einhergehenden Fehler, das
    verteufelte «umgedrehte G». Aber in seinem Herzen weiß
    er, dass der Daumen eigentlich nicht nach jeder Runde
    wehtun sollte. Jetzt sind die Knochen abgenutzt, irrepara-
    bel: Der Schaden und die Schmerzen werden ihn bis ans
    Grab begleiten. Eine Woge der Liebe zu Julia durchströmt
    ihn, ausgelöst von dem warmen Gefühl, das von ihr her-
    rührt, auf dem Laken, unter der Decke. Sie ist bei ihm ge-
    blieben, sie wird bei ihm bleiben, auch wenn er zu einem
    erbärmli
    ,
    chen übel riechenden, nicht funktionierenden
    Krüppel wird.
    Ohne sich die Zeit zu nehmen, zu urinieren oder sich
    die Zähne zu putzen, macht Owen sich auf die Suche nach
    ihr. Sie ist nicht oben im Fernsehzimmer und auch nicht
    an ihrem Schreibtisch im Gästezimmer. Panik breitet sich
    flatternd und flippend in seinem Magen aus. Auch in der
    Küche ist sie nicht, in die er über die hintere Treppe ge-

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    langt, leise, barfuß, der neue Teppich schmiegt sich weich
    und federnd an seine Sohlen. Der Fernsehapparat, in dem
    gewöhnlich der Wetter-Kanal, ihr Lieblingsprogramm,
    funkelt, ist leer, ein todlangweiliges Grüngrau. Der Ruf
    «Julia!» steigt in seiner Kehle auf, als ein Rascheln von
    Papier offenbart, dass sie unten ist, in der Bibliothek. Sie
    hockt auf dem roten Sofa, isst Joghurt aus dem Plastikbe-
    cher und liest die New York Times. Ihre blauen Flip-Flops
    ruhen auf der Kante des Couchtischs, und die Unterseiten
    ihrer Schenkel werden von ihrem kurzen Nachthemd und
    dem offenen Bademantel freigegeben. Er lässt sich in den
    Sessel ihr gegenüber fallen, mit der Erleichterung eines
    Reisenden, der den Weg aus der Wüste heraus gefunden
    hat. Das panische Kitzeln in seinem Magen lässt nach. Aus
    seinem Blickwinkel sehen die Zehen in ihren Flip-Flops
    wie zwei Ketten rosiger Kreise aus. Die Muskeln in ihren
    auf der Tretmühle gestählten Beinen spielen umeinander
    wie geschmeidige Delphine. Er staunt, wie stark ihn ihre
    Schönheit immer noch trifft, als sie unter ihren geschwun-
    genen schwarzen Brauen den Blick ihrer weit auseinander
    stehenden aquamarinblauen Augen auf ihn richtet, die
    Lippen leicht vom Joghurt glänzend. Ihre Lippen sehen
    niemals taub oder erstarrt aus, sondern immer entschlos-
    sen, fe t, a
    s
    n den Rändern markant, auch ohne Lippenstift.
    «Nimm diese absurde Mütze ab», sagt sie.
    Seit sein Haar schütter wird, ist es ihm zur Gewohnheit
    geworden, im Bett eine Wollmütze zu tragen, bis weit in
    den Frühling hinein. Seine Mutter hatte das im hohen Al-
    tet auch gemacht. Selbst an heißen Sommerabenden ver-
    misst er diese Umhüllung seines Schädels und greift darauf
    zu

    rück, wenn
    ht
    er schlec schläft.
    Gehorsam entfernt er das Anstoß

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