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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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erregende Objekt,

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    stopft es unter die Armbeuge seines vom Schlaf zer-
    knautschten Pyjamas, streckt, in freundlichen Gedanken
    an die Füße seiner Frau, seine nackten Füße nach ihren
    aus und legt sie auf den Chippendalestuhl auf der ihm zu-
    gewandten Seite des Couchtischs. Eine Vorfahrin von Julia
    aus Wethersfield hat einst die leider stark verblasste Crew-
    elstickerei des Polstersitzes angefertigt.
    «Und nimm deine schmutzigen Füße von meinem an-
    tiken Stuhl», sagt sie, in aufrichtiger Empörung, wie es
    scheint, und dieselbe Empörung lässt sie mit ihrem leeren
    Jo u
    gh rtbecher vom Sofa hochschnellen und durch den Flur
    zur Küche gehen.
    Er trottet hinter ihr her, halbherzig protestierend: «Sie
    sind sauber. Sie sind nackt.»
    «Und warum», fragt sie mit mühsam beherrschter Stim-
    me, ohne sich zu ihm umzudrehen, «hast du nie gelernt,
    dir die Haare zu kämmen? Es war was anderes, als du noch
    volles Haar hattest und es braun und weich war, da konnte
    man es al
    s süß d r
    u chgehen lassen, aber jetzt ist es einfach
    nur ein hässlicher kleiner weißer Mopp auf deinem Kopf.»
    «Ich bin gerade erst aufgestanden», protestiert er, «und
    war auf der Suche nach dir. Ich wollte mir nicht erst die
    Haare kämmen.»
    Als er klein war, in Willow, wurde sein Haar nur vor der
    Sonntagsschule und nach dem Haareschneiden gekämmt,
    und niemand hatte daran etwas auszusetzen. Oder hatte
    seine Mutter etwas gesagt? Er versucht sich zu erinnern,
    und eine schwache, kratzige Erinnerung kommt ihm, an ei-
    nen Kamm, der über seine Kopfhaut harkt, vielleicht seine
    Mutter, die sich ungehalten um seine Haare kümmert, be-
    vor sie ihn mit der Horde Mädchen aus der Second Street
    zur Schule schickt. Noch heute fürchtet er den Zorn in der

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    Berührung seiner Mutter, obwohl sie seit über zehn Jahren
    tot ist.
    In der Küche dreht Julia das Fernsehgerät an, und ein
    Wetter-Mann, jung, mit buschigem Schnurrbart und extrem
    schlaksig – große Menschen sehen im Fernsehen nicht gut
    aus –, rückt mit seinem weißen elektronischen Zeigestock
    immer ein bisschen zu weit vor, sodass der Lichtfleck über
    Ohio zittert und kritzelt, während der Mann beschreibt,
    wie eine Hochdruckzone durch den Staat New York nach
    Neuengland hinaufzieht.
    «Warum siehst du dir ewig diesen Quatsch an?», fragt er
    in vorsichtiger Geg w
    en ehr. «Das Wetter kommt, einerlei,
    was du weißt.»
    «Still!», sagt sie in dem gleichen heftigen Ton, in dem
    seine Mutter einst e
    b fohlen hat: Fass

    das nicht an! «Jetzt
    habe ich das mit der Front verpasst!»
    «Die Front kommt sowieso, wie es ihr passt, mach dir
    darüber keine Sorgen. Selbst du kannst Fronten nicht be-
    herrschen. Was steht in der Times?»
    «Lies doch selbst.»
    «Ich lese den Globe.»
    «Sehr dumm von dir, Owen. Da steht doch nichts drin,
    abgesehen von Vergewaltigungen in Medford und Morden
    in Dorchester.»
    «Naja, im Gegensatz zu der heiligen beschissenen Times
    behauptet der Globe nicht, zu wissen, welche Nachrichten
    es wert sind, gedruckt zu werden.» In seiner Erregung geht
    er an den Brotkasten in der tiefen Schublade und zieht eine
    Tüte Newman’s Own Traditional Thin Pretzels heraus,
    die mehr nach Gebackenem riechen als die weniger mo-
    ralischen Sorten, und beißt in eine hinein. Der erste Biss
    ist immer der beste. Paul Newman, der mit seiner Tochter

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    Nell auf der Zellophantüte posiert, hat auch weiße Haare.
    Owen erinnert sich noch an ihn, wie er in Der Wildeste unter
    Tausend war, so jugendlich und gefährlich, und halb wie im
    Schlaf wirkte wie der verstorbene James Dean.
    Mit einer Stimme, fast so, als wäre sie in höchster Not,
    schreit Julia: «Iss über dem Spül becken! Du machst den
    Fußboden schmutzig, und die
    a
    Putzfr uen waren gerade
    erst da!»
    Die Putzfrauen sind ein Paar frisch eingewanderte Bra-
    silianerinnen, nicht Schwestern, aber identisch gebaut, mit
    breiten, wabbelnden Hinterteilen. Manchmal bilden sie
    ein Trio, die
    te
    Drit
    schlanker, mit nussbrauner Haut und
    riesigen Schokoladenaugen – und kein Wort Englisch.
    «Du bist so ein Schlamper!» , ruft seine Frau aus. «Deine
    Mutter hat dir aber auch gar nichts beigebracht!»
    Owen würde Julia vielleicht widersprechen, wenn sie
    bessere Laune hätte. Seine Mutter hatte ihm eine Menge
    beigebracht, obwohl es jetzt, gegen Ende seines Lebens,
    schwer ist, zu sagen, was. Ihre Weisheit, größtenteils ohne
    Worte, war auf das Leben in Willow zugeschnitten

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