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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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das nicht nur bei Hochzeiten augenfällig ist, wo
    weinende Eltern und ehrfurchtsvolle Brautjungfern sich
    vereinen, um die Braut den ehelichen Mysterien zu über-
    geben, sondern auch bei vornehmen Erwachsenenpartys,
    wo es Gewohnheit ist, Eheleute nicht nebeneinander, son-

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    dern neben die Ehegatten anderer zu setzen und somit zu
    potenzieller Konfusion und außerehelichen Überschrei-
    tungen zu verleiten. Kurz, Kopulation ist ein so mäch-
    tiges und mit höchster Priorität bedachtes Ereignis, dass
    wir nicht nur aus dem eigenen Geschlechtsverkehr Lust
    beziehen, sondern auch aus dem anderer – selbst aus dem
    einer Tochter oder einer Ehefrau, die von uns wegstrebt in
    die sexuelle Raserei. In ihrer distanzierten Schönheit war
    Phyllis eine Frucht, deren Stiel schwächer war, als es den
    Anschein hatte; sie fiel Owen zu seiner Bestürzung eher zu,
    und ihr Widerstand war geringer, als er erwartet oder, auf
    einer tieferen Bewusstseinsebene, gehofft hatte.
    All dies wurde erst im Nachhinein erkennbar. Damals,
    als ihre Rückkehr in Phyllis’ Elternhaus ihnen mehr Gele-
    genheit zu intimem Beisammensein gab, als das Haus 120
    Bay State Road oder in Bexley Hill geboten hatte, emp-
    fanden sie sich als kühn und verstohlen. Sie stellten sich
    vor, es hätte Phyllis’ Eltern schockiert, sie zu sehen, so wie
    es auch Gott schockiert hätte, wenn er geruht hätte, ihnen
    zuzuschauen. Owen mit seiner verstohlenen Religiosität,
    die er von seinen frommen Großeltern geerbt hatte, war
    sich nicht sicher, ob Gott nicht doch über sie wachte, etwa
    so wie er über das Haus in Willow in seiner Schneekugelsi-
    cherheit gewacht hatte. Wie der vibrierend grüne Strahl ei-
    nes Sciencefiction-Gewehrs oder wie der rubinrote Laser,
    den die Wissenschaft tatsächlich im nächsten Jahrzehnt
    entwickeln sollte, drang Gottes Blick vielleicht durch das
    Goodhues’sche Gaubendach bis in das Zimmer im zwei-
    ten Stock, in dem es noch immer nach den schmutzigen
    Socken und den zerfledderten Comicheften des Bruders
    roch.
    Phyllis mochte es, so fand Owen heraus, wenn er ihren

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    Nacken streichelte, die feuchten, blassen Haarringel; es
    machte sie lockerer. Und die bläulichen Innenseiten ih-
    rer Arme, die sie ergeben ganz nach oben drehte, und die
    Rückseite ihrer Oberschenkel, wobei er die Finger krümm-
    te und leicht mit seinen Nägeln über die Gänsehaut kratz-
    te. Er rangelte mit ihr bis zu fortgeschrittener Entblößung,
    bis zum Ziel mit rosigem Gesicht gewährter Nacktheit,
    aber er hielt an ihrer Jungfräulichkeit fest wie an etwas
    Heiligem – eine Schwelle, von der er noch zurückweichen
    konnte. Nicht dass er zurückweichen wollte; Phyllis war
    sein Preis, seine gefangene Prinzessin. Sie war größer und
    schlanker als Elsie, mit der gleichen atemberaubend nach-
    giebigen Taille und größeren Brüsten, so groß, dass sie An-
    stalten machte, sie zu verleugnen, und mit ihren Händen
    im Streit lag, wenn sie dorthin flatterten in dem instinktiven
    Wunsch zu verbergen. Wenn sein Mund sich zu sehr mit
    ihren Brustwarzen beschäftigte, entzog sie sich und wisch-
    te seine verzückten unterdrückten Bemerkungen weg, als
    wären es Einlassungen eines zerstreuten Professors. Als
    Produkt einer akademischen Umgebung konnte Phyllis
    ein akademisches Stirnrunzeln, ein mentales missbilligen-
    des Naserümpfen produzieren. Sie drückte ihn jedoch mit
    einem gewissen Geschick an sich und umfasste seine Hin-
    terbacken; sie hatte das schon zuvor gemacht, hatte einem
    Jungen erlaubt, nahe ihrer Scham zu kommen, obwohl ihr
    in ihrer Zaghaftigkeit so war, als steckten ihre Hände in
    Handschuhen. Doch wenn es darum ging wegzuwischen,
    beteiligte sie sich eifrig, und ihrer beider Hände wanden
    sich um sein Taschentuch, das die Samenpfützen auf ih-
    rem Bauch und in ihrem Schamhaar, lockiger und dunkler
    als das Haar auf ihrem Kopf, aufspürte. In ihrer Hochzeits-
    nacht, als er den vom Mond beschienenen ausgebreiteten

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    Körper prüfend betrachtete, den er am Nachmittag legal in
    Besitz genommen hatte, in einer Zeremonie, so verwässert
    und dennoch so anmutig, wie die Unitarier in Cambridge
    dergleichen machten, kniete er sich zwischen ihre Beine
    und kämmte ihr prächtiges Schamhaar, das jetzt seins war,
    als wollte er ein wolliges Lamm zur Opferung vorbereiten,
    bis sie ihm irritiert den Kamm wegnahm und aus dem Bett
    schleuderte – er prallte klappernd gegen die Wandleiste
    unter dem Fenster.
    Wieder einmal

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