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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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lassen, bloß weil das, was wir machen, Fummelarbeit
    ist? Wir kriegen es bezahlt.»
    «Ja, schon, aber sieh dir doch an, wer sich uns leisten
    kann: Banken,
    e
    V rsicherungen, Fluggesellschaften, das
    Pentagon. Die trübseligsten Geister der Welt.»
    Ed hörte auf zu kauen und sagte mit gespielter Feier-
    lichkeit quer über den ‘Fisch: «Es bekümmert mich, dass
    du so p
    s richst, O. a
    S g mir d c
    o h, was ist es, das d
    u dir vom
    Leben wünschst und nicht kriegst?»
    Owen sah Phyllis vor sich, weil er wusste, dass auch Ed
    sie vor sich sah. Was sonst konnte ein Mann sich vom Le-
    ben noch wünschen außer Phyllis? Das war die Frage, die
    Eds Eulenblick stellte – durch eine Brille mit so dicken

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    Gläsern, dass die Haut sich in den abgeschrägten Rändern
    spiegelte. Owen wusste die Antwort nicht, aber er wusste,
    dass Eds Einschätzung von Phyllis unrealistisch war. «Ich
    wünschte mir ein wenig Schutz vor dem Trivialen», erwi-
    derte er. «Mein Schreibtisch steht mitten im dichten Ver-
    kehr; ständig werde ich gelöchert, soll diesen oder jenen
    Ansatz prüfen, ihre Diagramme begutachten. Wir können
    den Schreibtisch lassen, wo er steht, und ich werde auch
    die meiste Zeit daran sitzen, aber könnte ich nicht noch
    einen haben, am anderen Ende der Etage, der etwas abge-
    schieden wäre? Ich muss wirklich über die Neustrukturie-
    rung von DigitEyes nachdenken, wenn wir den Laden auf
    Trab bringen wollen.»
    Ed wandte sich wieder seinem Essen zu und hatte
    Mühe mit seinem Reuben: Das fette Pastrami hatte das
    dünne Roggenbrot durchweicht, sodass es glitschig und
    schwer zu halten war. Ed senkte seinen großen Kopf, um
    mit dem Mund unter das Brot zu kommen, unter die her-
    abtropfenden Käsefäden, und in dem ungewöhnlichen
    Winkel sah man deutlich, wie weit sein Haar von der Stirn
    zurückgewichen war; früher hatte es wie das von Buddy
    Rourke ausgesehen und jungenhaft nach vorn gestanden.
    Als Ed ein Stück abgebissen und hinuntergeschluckt und
    das Sandwich wieder unter Kontrolle hatte, auf seinem
    Teller neben den Pommes frites und dem kleinen Papp-
    becher mit Krautsalat, sagte er: «Das ist also das Neue? Du
    willst dich von dem Mainstream der Firma abkoppeln? Die
    jungen Leute, die wir einstellen, wissen nicht, wie man
    ökonomische Programme schreibt. Für sie ist alles GO TO,
    GO TO. Sie glau e
    b n, heutzutage sind die Kapazitäten un-
    begrenzt.»
    «Sie haben fast Recht. Wahrscheinlich haben sie Recht.»

    223
    «Wenn da erst mal genug aufgebauschte GO TOs rum-
    hangen, zeigen sich nach n
    u d nach logische Widersprü-
    che.»
    «Das lernen sie noch, Ed. Wir alle lernen noch, es ist
    ein junges Gewerbe. Ich wünsche mir nur ein bisschen
    Abgeschiedenheit und einen von den neuen DEC-Minis.
    Ich hätte gern einen PDP-8 und einen GRT-Bildschirm
    für Grafiken, und einen Telex-Assembler-Reader. Gib mir
    sechs Monate und halbiere die Zeit, die ich mit Zahlenfres-
    sern verbringen muss. Mir fehlt etwas, eine frische Sicht
    auf die Dinge.»
    «Das ist l
    a so das Neu .
    e D
    u willst d c
    i h von uns abse -
    t
    zen.»
    «Ed, so werde ich für die Firma am nützlichsten sein –
    ein bisschen abseits. Zurzeit bin ich doch einfach nur der
    Bürovorsteher. Das ganze gesellschaftliche Getue bringt
    doch nichts; es macht mich verrückt. Der Grips lässt nach.
    Die Zeit wird knapp. Sieh dir doch an, wer die Durchbrü-
    che schafft – die meisten der Typen sind jünger als wir.
    Einstein war fünfundzwanzig. Turing ebenso. Phyllis sagt,
    sie könnte unmöglich jetzt noch eine Doktorarbeit in Ma-
    thematik schreiben, sie sei inzwischen zu dumm dafür.»
    «Traurig, dass Phyl das denkt», sagte Ed und fuhr sich
    mit fettigen Fingern an die lose gebundene Krawatte, wäh-
    rend er gleichzeitig ein Aufstoßen halb unterdrückte. Er
    machte diese Schimpansengeste mit der Oberlippe, wölbte
    sie über die oberen Zähne und versuchte, ein Stückchen
    Pastrami zwischen den Zähnen herauszuklauben. «He,
    möchtest du mal wissen, was bei mir das Neue ist?»
    «Klar. Ich wusste gar nicht, dass es bei dir was Neues
    gibt», sagte Owen und machte sich schnell über seinen Sa-
    lat aus Kichererbsen und Farfalle-Pasta her, um aufzuho-
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    len, nachdem er so viel geredet hatte. Der kleine Raum,
    den er im Sinn hatte, ein ehemaliger Umkleideraum für
    Wachmänner, hatte ein kleines Fenster mit Metallrahmen,
    so hoch, dass man nicht hinaussehen konnte, und eine Rei-
    he ramponierter grüner Schließfächer,

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