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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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konnte, empfand er seine Arbeit als trivial; die Art der
    Datenverarbeitung, die er an einem Großrechner im Wert
    von zweihunderttausend Dollar möglich machte, hätte in
    den meisten Unternehmen auch mit Lochkarten erledigt
    werden können, behäbiger und langsamer zwar, doch ohne
    qualitativen Unterschied. «Zahlenfressen» nannte man
    diese Rumrechnerei, mit
    e
    ein r Zärtlichkeit, die zugleich
    die eigentliche Plackerei dramatisierte.
    «Ed», fragte Owen seinen Partner eines Tages beim
    Lunch, «muss es nicht etwas Nächstes geben?» Sie ver-
    suchten, einmal in der Woche zusammen zu Mittag zu
    essen, nur sie beide, weil der Erfolg des Unternehmens,
    die Vervielfachung von Projekten und Angestellten, sich
    zunehmend zwischen sie drängte, als würde der Binde-
    strich von E-O gnadenlos immer länger gezogen. Das
    Restaurant war das am wenigsten scheußliche der drei
    Lokale in der River Street. Das Einkaufsviertel kämpfte
    seit Jahren ums Überleben. Leere Ladenlokale wurden
    vermietet, aufwändig herausgeputzt als Boutiquen oder
    schicke Schreibwarenläden oder Läden für pädagogisches
    Spielzeug, und siechten, nach einem kurzen Aufflackern
    der Neugier der Kunden, dahin, standen wieder leer, die
    Fenster verklebt mit Packpapier. Das «Hässliche Entlein»
    hatte ein Schild mit einem Schwan darauf. Nur von den
    beiden hinteren Fenstern aus blickte man auf den Fluss,
    aber das pseudoalte Interieur – dunkel gebeizte Eichen-
    balken, grob gezimmerte Ahorntische, Kellnerinnen mit
    Rüschenschürzen über ihren Bluejeans – war gemütlich
    und in akustischer Beziehung gnädig. Die Speisekarte

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    mit Fleisch- und Kartoffelgerichten wurde unterwandert
    von Pasta-Salaten und makrobiotischen Suppen; dennoch
    bestellte Ed ein Reuben-Sandwich, dick belegt mit Käse
    und fettem Pastrami, dazu Pommes frites und ein Hei-
    neken. Seit seiner Zeit bei IBM hatte er zwanzig Pfund
    zugenommen. Unternehmerischer Erfolg und teure Klei-
    dung verliehen seiner Korpulenz Autorität. Als der Mann
    an der Spitze, der mit den Kunden, den Vertretern der
    Unternehmen, verhandelte, hatte er sich angewöhnt, An-
    züge mit Hemd und Krawatte zu tragen. Owen blieb dem
    Aufzug der Studenten der fünfziger Jahre treu: Khakiho-
    sen und weiche Flanellhemden, im Winter ergänzt durch
    eine Daunenweste. Während der Affäre mit Faye und ih-
    rem schmerzlichen Nachspiel hatte er fünf Pfund abge-
    nommen, und er hatte sich bemüht, dass es dabei blieb,
    stolz auf seine neuerdings drahtige Figur. Er kam sich
    wendiger vor, gefährlicher. Er hatte schwarze Rollkragen-
    pullover entdeckt und war in einen Hallentennis-Club in
    Upper Falls eingetreten. Als längeres Haar auch für Män-
    ner akzeptabel wurde, zeigte seines mehr Fülle und die
    Neigung, Locken zu bilden.
    «Du sprichst jetzt wovon?», fragte Ed. «Von deinem Pri-
    vatleben? Da hast du das Nächste schon gehabt.»
    Owen errötete. Er wollte sich weismachen, dass sein
    Abenteuer mit Faye, wenn schon nicht geheim, so doch
    ein verbotenes Gesprächsthema für Ed war, der ihn und
    Phyllis schon so lange kannte, dass er irgendwie mit zu
    ihrer Ehe gehörte. «Von Computern», erklärte er pikiert.
    «Der OS/360 von IBM entwickelt sich zu einem echten
    Desaster. Sie stecken Millionen und Abermillionen rein,
    und noch immer können sie damit nicht auf den Markt,
    wegen all der Fehler. Sie haben tausend Programmierer,

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    die draußen in Poughkeepsie daran arbeiten, und es ist,
    wie ich höre, ein einziges Durcheinander.»
    Ed sagte mit vollem Mund: «Was sollen sie machen? Sie
    müssen da durch, wenn sie von ihren Investitionen wieder
    etwas rausholen wollen. Sie haben es mit einem Multipro-
    grammbetrieb versucht, und das hat Probleme verursacht.
    Je größer das Programm, desto leichter t
    s ürzt es ab. Ein
    Fehler, und alles bricht zusammen.»
    «Es sind nicht nur Probleme, Ed, es ist ein grundlegen-
    des Ungleichgewicht. Die Kapazität verdoppelt sich lau-
    fend, und die Programmierung kann damit nicht Schritt
    halten. Die Entwicklung der Hardware ist eine industrielle
    Angelegenheit – das sind die Strickwarenfabriken. Softwa-
    re ist noch immer wie Heimarbeit – man sitzt zu Hause und
    arbeitet an einem alten Handwebstuhl. Fummelkram.»
    «Das wird aufgeholt. Elektrotechnik ist das, was alle stu-
    dieren, das heutige Jedermanns-Spielzeug. Weißt du noch,
    damals? Da galt Metallurgie als sexy. Ganz zu schweigen
    von Atomphysik. Warum sollen wir uns aus der Ruhe brin-
    gen

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