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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ist
auferstanden, so wie er in unserem Leben aufersteht, an unserem ganz persönlichen Osterfest!) mit dem höflichen, leicht lä-
chelnden Ausdruck über sich ergehen, mit dem sie auch
die unzähligen Aufsichtsratssitzungen und feuchtfröh-
lichen gesellschaftlichen Zusammenkünfte hinter sich
bringen, die ihnen ihre Mitgliedschaft im Netzwerk der
gewinnbringend Engagierten sichern. Owen bewundert
insbesondere zwei Wesenszüge der männlichen Reichen:
ihre Fähigkeit, immer noch höflicher zu werden, je mehr
sie der Gegenstand ihrer Höflichkeit verärgert, und ihre
Fähigkeit, Schuhe zu tragen, nicht einfach Mokassins, son-
dern leichte Halbschuhe aus feinem Leder, ohne Socken.
Owen, der bescheidenerer Herkunft ist, kann weder seine
Verärgerung verbergen noch Schuhe, klebrige und unsau-
bere, an seinen Füßen ertragen, ohne Socken – je wolli-
ger, desto besser. Reiche Männer und Jungen versagen
sich den Komfort von Socken, so seine Interpretation, um
ihre rassigen Fußgelenke vorzuzeigen. Zudem bewundert
Owen die Fähigkeit der Reichen beiderlei Geschlechts, bei
Cocktailpartys enigmatische Partyhäppchen in den Mund
zu stecken und sie dann, wenn sie merken, wie teuflisch
scharf gewürzt sie sind, nicht auszuspucken, sondern sie
stattdessen ergeben und unter Qualen hinunterzuschlu-
cken und sich für eine noch ferne Zukunft Speiseröhren-
krebs einzuhandeln.
    Auf den beiden gedrängt vollen Kirchenbänken sind
alle Lebensstadien vertreten, von unheilbarer Hinfällig-
keit über alkoholbedingte Fettleibigkeit, tief eingekerbte
Hautschäden durch Sonnenstrahlen, im Fitness-Studio ge-
stählte Muskulatur, durch Kuren verstärkte Schlankheit,
blühendes Teenagerleben und plötzliche Wachstums-
schübe, pubertäre Verlegenheit und Albernheit, kindliche
Pummeligkeit, in lähmende Langeweile gehüllt, Krab-belkinderstumpfsinn, kurz vor dem Wutanfall, bis hin zu
dem kürzlich getauften Säugling, der in milchiger Glück-
seligkeit auf dem Schoß seiner jungen Mutter schläft. Die
Wainthrops stellen eine Synopse des Lebens und seines
tragischen Fortschreitens dar, doch dieses Bild wird über-
lagert von Anmut, guten Manieren und Stammesbewusst-
sein – einem Wert, der größer ist als die Summe seiner Tei-
le. Denn die Reichen bleiben verschont vom vereinzelten
ruhelosen Umherziehen, von der Flucht aus der schlecht
ausgestatteten Kleinfamilie in die amerikanische Wüste:
billige Unterhaltung, Parkplätze bei den Einkaufszentren,
groß wie Seen, üble Landstraßenbars, wo es jeden Mitt-
wochabend Karaoke gibt, verlassene Stadtzentren und ab-
geholzte Wälder, wechselnde Jobs und wechselnde Part-
ner, magere elektronische Zerstreuungen wie Filme voller
Autounfälle und Explosionen, und Fernseh-Comedies,
die wie in einem trüben, rissigen Spiegel die linkische
Komödie unseres verzweifelten täglichen Improvisierens
widerspiegeln, jenseits der ordnenden Prinzipien von Kir-
che, Stadt und Familienhierarchie. Nur die Reichen – und
nicht einmal alle, denn manche rebellieren plötzlich, und
andere stürzen durch Selbstvernachlässigung in niedrige-
re Kasten ab – können sich die alten Strukturen leisten,
die uns von der Wiege bis zum Grab tragen, wohlgenährt,
gut gekleidet und geachtet. Für Owen, der als Einzelkind
dann am intensivsten bei sich selbst ist, wenn er sich in die
kodierte Konversation mit der kühl brennenden Fläche
eines CRT-Bildschirms vertieft, sind die ineinander ver-
schränkten Familienclans von Haskells Crossing Paradig-
men für Gemeinschaft, ein Gewebe, fester noch als Stahl.
Die Frauen stammen großenteils aus angelsächsischen Fa-
milien – blond, mit dem starken Kinn des Kriegers –, und          die Männer sind von so kräftigem Knochenbau, dass sie in
ihren maßgeschneiderten Geschäftsanzügen ein bisschen
unbeholfen wirken. Dennoch, hier und da hat das Gewe-
be Bräute asiatischer oder lateinamerikanischer Herkunft
eingefangen und Bräutigame von dunklerer Rasse rekru-
tiert – den jüdischen Rechtsanwalt, den italo-amerikani-
schen Effektenmakler –, um im Gen-Pool für Frische zu
sorgen.
    Nach der Kirche, als Julia auf der Grundlage langjähri-
ger Erfahrung dem Pfarrer weitschweifig einen Ratschlag
erteilt, sieht Owen sich plötzlich am Rande des Clans der
Wainthrops stehen, und zwar besonders nahe der jungen
Mutter mit dem schlafenden Kleinkind, das jetzt schwäch-
lich und mäkelig wach ist und von der Mutter auf der ru-
ckenden Hüfte gewiegt wird. Die Frau ist

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