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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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angemessen elementaren Namen Alan Kay, war auf            die Idee gekommen, als er Schulkinder dabei beobachte-
te, wie sie ihre eigenen kleinen Programme schrieben und
anwandten, unter Verwendung von Logo, Seymour Paperts
Programmsprache, deren Befehle alle als Objekte oder
Bewegungen ausgedrückt wurden – «Turtle Graphics».
Kinder wiesen den Weg. Immer waren es die Jungen, die
einen intuitiven Zugang zu diesem großartigen Spielzeug
fanden, zu diesem Gehirn im Kasten – einem, das nicht
durch ein unordentliches, blutiges Lebewesen verunrei-
nigt war. Owen war nicht mehr jung. Er sah dort, an dieser
anderen Küste mit ihren Kliffs und Palmen und ihren der
Sonne ausgesetzten, erdbebensicheren, niedrigen, gläser-
nen Forschungszentren und staubfreien mikroelektroni-
schen Produktionsstätten, eine fremde Zukunft, eine Welt
der Computer, die wie Schreibmaschinen für den Massen-
markt hergestellt wurden, und die ganze elegante Mathe-
matik, einst die fernen Gefilde von Elektrotechnikern und
Booleschen Logikern, lag jetzt verdeckt unter einer Car-
toon-Oberfläche, so vulgär wie jeder Comic. Am MIT und
an den Bildschirmen der Raketenbasis in der Türkei, in
New York bei IBM und in der Garage hinter der mit Holz
verkleideten Doppelhaushälfte in der Common Lane, wo
er und Phyllis in ihrem ersten Jahr in Middle Falls zur Mie-
te wohnten, hatte Owen sich in der Vorhut einer Revolu-
tion gewähnt, auf der bahnbrechenden Welle einer neuen
Technologie; doch obwohl sich E-O Data auch weiterhin
die wachsende Anzahl von Geschäftsführern zunutze ma-
chen konnte, die nichts von Computern verstanden, nur
wussten, dass ein modernes Unternehmen sie brauchte
und ebenso die Programme brauchte, nach denen sie ar-
beiteten und Arbeit verrichteten, für die dann keine Men-
schen mehr gebraucht wurden, kamen Owen und Ed sich        jetzt wie Farmer vor, die hastig ihre Felder bestellten, bevor
die steigenden Wasser eines neuerdings gestauten Sees sie
überfluteten. Schon bald könnte jeder Bürogehilfe einen
vereinfachten Großrechner programmieren, und das mini-
malistische, auf Erweiterung angelegte Format von Unix,
das von Bell Labs aus dem Debakel bei GE Multics geret-
tet worden war und zu Nominalkosten an Universitäten in
Lizenz gegeben wurde, trieb die Demokratisierung dessen
voran, was einmal ein geheimes Handwerk gewesen war.
Von nun an musste Owen sich auf Nischen, spezielle Pro-
jekte, europäische Klienten und aufschnelle Affären kon-
zentrieren.
    Inzwischen gab es in der Computerwelt mehr Frauen als
zehn Jahre zuvor. Einige wenige waren Programmiererin-
nen oder Technikerinnen, in der Mehrzahl waren sie in der
Montage und Wartung und als Vertreterinnen für die ge-
nüsslich expandierenden Riesen der Industrie tätig – Sperry
Rand, IBM, GE, Honeywell. Diese jungen Frauen – viele,
wie Phyllis, mit einem abgeschlossenen Mathematikstudi-
um, aber manche auch Quereinsteiger aus Englisch- oder
Psychologie-Departments der Universitäten – kreuzten bei
Konferenzen auf, und gelegentlich erforschte Owen mit ei-
ner von ihnen die Möglichkeiten einer Nacht fern von zu
Hause. Jacqueline, Antoinette, Mirabella – sie hatten oft
überspannte Namen, durchtrainierte Körper, kurze Rö-
cke, langes Haar und eine freizügige Moral. Bis zum Ende
des Vietnamkriegs und der Abdankung Nixons waren die
siebziger Jahre eine Fortsetzung der sechziger, mit ihrem
rebellischen Fieber, ausgelöst durch Wut auf die da oben.
Doch das neue Jahrzehnt war angeschlagener und härter
gesotten. Weibliche Körper wurden gestählt, als Sport und
Diät eine Form feministischer Selbstbehauptung wurden. Drogen und Promiskuität hatten für spirituelle Gesundheit
gesorgt, jetzt war die körperliche Kondition an der Reihe.
Als Owen in einem Hotelzimmer in San José auf dem
zottigen Teppich kniete und Jacqueline die Strumpfhose
herunterzog, konnte er nicht umhin, die flache Sehnen-
struktur hinter ihrem Knie, die Wadenwölbung, die sich zu
Oberschenkelbeuger und Schneidermuskel hin verjüngte,
und den großen Gesäßmuskel, so fest unter seiner Berüh-
rung, zu bewundern; er musste sich einen Moment Zeit
nehmen, um den teuren Adduktor an der Innenseite ihres
Oberschenkels zu küssen, und sie, die Strumpfhose halb
ausgezogen, musste sich an seinem Haar festkrallcn, um
Halt zu finden. Im Zustand völliger Entblößung war ihr
kleiner Körper Ehrfurcht einflößend und weniger flexibel,
als der Entwicklungsstand ihrer Muskeln erwarten

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