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Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
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Hat ihn abge … – Ich muss aufhören, mir das auszumalen! Ob sie noch immer diese Strapse anhat, mit denen ich sie gestern in diesem Etablissement erwischt habe, wie sie gerade auf allen vieren über meinem Mann stand? Ihr kaum verhüllter, praller Arsch, der leider nicht einen Quadratmillimeter Cellulite aufweist, war das Erste, was mir ins Auge stach, als mir der Hotelangestellte – typisch japanisch – höflich lächelnd die Zimmertür öffnete. Hotel kann man den Ort eigentlich gar nicht nennen, an dem sich diese entwürdigende Szene abgespielt hat. Puff passt schon eher. Da mietet man sein Zimmer nämlich stundenweise. Je nach Vorliebe eingerichtet und für vergnügte Stunden zu zweit. Love Hotel, nennen das die Japaner. Love! Liebe! Pah! Ich hab genug gesehen. Ich sag nur: Handschellen, die über dem Bett an Ketten von der Decke baumeln … Zum Glück war noch keiner der beiden … Oh Gott, dass Michael überhaupt auf so was … Ich meine, mit mir war immer nur Blümchensex! Klammer auf: Wann eigentlich das letzte Mal? Klammer zu. Ich hätte mich aber auch nicht mehr gefreut, wäre Michaels Gesicht in einem dieser Zimmer mit Hello-Kitty-Ausstattung neben dem Hintern meiner Assistentin aufgetaucht. Wie der geguckt hat! Und dann sie! Ist von meinem Mann gehüpft, als hätte er sich urplötzlich in eine Seewespe verwandelt. Und dann fragt sie doch tatsächlich meinen Mann, warum ich hier sei?! Das konnte ich ihr sagen. Michael hatte offenbar eine für sie bestimmte SMS mit Uhrzeit und Treffpunkt versehentlich auch an mich geschickt:
      Zwei Stunden für uns! Machen wir’s wie die Japaner … Heute 14 Uhr im Hotel Shibuya Princess. Kann es kaum erwarten … M.
    Und ich hatte mich angesprochen gefühlt. Wie blöd kann ein Mensch eigentlich sein? Hätte ich mir gar nicht zugetraut. Aber da war schließlich sein Herumgedruckse am Vortag im Hotel, von wegen, unsere Beziehung sei ermüdet, und er ertrage das so nicht mehr, und wir müssten reden, oder so. Reden ging gerade nicht wegen des anstehenden Kongress-Vortrags. Aber als gestern Michaels SMS kam, erinnerte ich mich an diesen Moment und hielt seine Nachricht für einen romantischen Vorstoß, albern, aber rührend. Übrigens an unserem Hochzeitstag! Musste noch schmunzeln, weil in Michaels Outlook ein Kundentermin stand. Als Farce für Alice, dachte ich doofe Nuss. Und da mein eigener Terminkalender mir zwei Stunden Pause erlaubte, geistert mir jetzt die Rückansicht meiner Assistentin im Kopf herum. Danke dafür. Aber ich bin ja eine vernünftige Erwachsene. Als solche werde ich am Montag erst mal Alice kündigen. Meine nächste Assistentin wird X-Beine, ein nässendes Ekzem im Gesicht und keinen Hintern haben. Ich brauch noch eine Schlaftablette. Und Ohropax. In einer Stunde geht der Fluglärm wieder los. Wie soll ich morgen nur den Besuch bei meiner Mutter überstehen? Was musste ich vorhin auch ans Telefon gehen … Ach, verdammt, jetzt habe ich vor lauter Paranoia meine Knirschschiene im Bad vergessen.

Berlin. Mias Bad. Hier ist man ebenfalls noch wach.
    Ich sitze auf der Toilette und heule. Warum auf der Toilette? Damit David, der in meinem Bett liegt (jippie!), nicht aufwacht und flieht. Weil ihm zum Beispiel einfällt, dass sein Bett zu Hause bequemer ist und er noch leckere Marmelade fürs Frühstück im Kühlschrank hat. (In unserem hier herrscht nämlich gähnende Leere.) Oder, noch schlimmer, weil er mich weinen sieht und denkt: Mein Gott, ist die kompliziert, nichts wie weg. Ist das normal, dass man auch in der Liebe ständig denkt: Bald fliege ich auf? Bald wird er merken, dass ich eine neurotische Spinnerin bin und nur halb so cool wie gedacht? (Und sei es nur, weil ich eine Knirschschiene trage, die ich natürlich NICHT benutze, wenn er hier ist.) Laura findet mein Verhalten auf jeden Fall bedenklich. Die ist jetzt sauer, weil ich Knall auf Fall von ihrer Party abgehauen bin, als David um 23:30 Uhr endlich ein Lebenszeichen gegeben hat (»Bist du zuhause? Könnte in einer halben Stunde da sein. D.«). Kann mir aber auch egal sein. Laura ist ja ohnehin bald weg. Wie Matti. Mein Mitbewohner geht nämlich nach London!!! Und zwar schon in fünf Wochen! (Ob das überraschend kommt? Und ob!) Alle verlassen mich! (Schnäuz.) Hätte mir gleich komisch vorkommen sollen, als Matti auf der Party mit dem Schnaps ankam, der trinkt nämlich normalerweise gar nichts Hartes. Bitte, dann soll er halt jetzt Karriere machen, in UK, als internationaler Anwalt.

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