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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán, der seinen Kollegen und Freund Andrea Camilleri besuchte. Gemeinsam reisten sie in die Emilia Romagna und Montalbán, dessen Kommissar Pepe Cavalho ja ein berühmter Feinschmecker und guter Koch ist, entdeckte einen ähnlichen Laden wie meinen in Massa. Er schaute sich einmal kurz um und beschied dem Besitzer „alles einpacken“. Draußen parkte sein Großraumkombi.
    Als der Inhaber dann in seinem geplünderten Laden stand, wusste er nicht, ob er wegen des verlorenen Charmes seiner Existenz weinen oder wegen des grandiosen Umsatzes lachen sollte.
     
    Geduldig standen meine Freundinnen auch noch in der Schlange vor der Eisdiele, um mein Urteil, dass das Eis noch besser als bei Nannini in Siena sei, zu prüfen. Sind eben echte Freundinnen! 

Auf dem Rückweg hielten wir noch vor der schmucklosen Halle der Familie Bartoli. Nur Kenner wissen, dass hinter der grauen Fassade mit zerbrochenen Fenstern ein berühmter  Pfeifenhersteller arbeitet. Die Handwerker, nennt man die so?, jeder mit Lederschürze hinter einem eigenen Tisch hockend, bieten ein Bild wie aus vergangenen Zeiten. Doch ihre hell- bis rotbraunen, hübsch gemaserten Pfeifen aus mindestens 20 Jahre altem Wurzelholz der Baumheide, die in der Macchia der Umgebung wächst, sind weltweit gefragt.
     
    Meinen Freundinnen nicht mehr vorstellen konnte ich Dante. Das Hutzelmännchen aus dem benachbarten Örtchen Monterotondo hat leider seinen winzigen, fensterlosen Kellerraum, der nur von einem offenen Feuer beleuchtet wurde, für immer geschlossen. Mehr als 60 Jahre lang schmiedete Dante über der Flamme seine Klingen, die er in handgeschnitzte Schaffte einpasste. Die Messer sind einmalig. Das wussten alle - außer Dante. Er verkaufte sie, vom Butter- bis zum Fleischmesser zu Preisen von Massenware.     
     
     
                                       XXV  
     
    Die Freundinnen sind mit großem Gepäck abgereist . Vielleicht sollte ich auch in die Großstadt zurückkehren. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um mich. Ich fange an, rebellische Ameisen als tiefgreifendes Problem zu empfinden.
    Da es zwölf Grad warm war, dachte ich, es sei Zeit, Gras zu säen. Gesagt und noch lange nicht getan. Erst mussten Steine geklaubt und hunderte nachwachsender Brombeeren, möglichst mit Wurzeln, rausgezogen werden. Dann wurden Furchen gezogen, Samen verteilt und der Boden fest getrampelt. Das Ganze immerhin auf 800 Quadratmetern in unserem Olivenhain – der  mit den kleinen14 Bäumchen.
    Am nächsten Morgen der Schock. Alle Grassamen waren im Abstand von ungefähr drei Metern zu ordentlichen Häufchen zusammengetragen.
    Die Ermittlungen nach den Schuldigen waren schnell abgeschlossen. Heere von Ameisen hatten die Samen zu den Eingängen ihrer Bauten geschleppt. Da anscheinend ihre Vorratskammern bereits überfüllt waren, türmte sich der Nachschub. Entweder gab es ein Kommunikationsproblem zwischen Schleppern und Einräumern oder sie sind einfach nur ameisendumm.
    Ich verharkte also die Samen und trat sie fest. Sie trugen wieder alles zusammen, ich harkte…
    Irgendwann gab ich auf.
    Die Samen keimten und nun wachsen statt eines englischen  Rasens lauter kleine Puschel auf brauner Einöde.
    Was tun? Die Samen gleich mit Ameisengift mischen? Nein, auf keinen Fall! Nie! Und wenn doch, müsste es ein großes Geheimnis bleiben, sonst wäre ich bei allen Freaks unten durch. Zumindest offiziell sind wir alle bio-bio, lieben Ameisen, Schild- und Blattläuse und verabscheuen jede Art von chemischer Bekämpfung.
     
    Von starkem Wind werde ich ins Haus getrieben. Wir diskutieren, ob das nun ein Sturm oder ein Orkan ist. Ich werde belehrt,  Sturm bedeute nur umgefallene Blumentöpfe und fliegende Liegestühle. Bei einem Orkan würden Bäume und Ziegel fallen. Das Dach ist noch drauf.
     
    Es stürmt - oder orkanisiert - die ganze Nacht. Am nächsten Nachmittag muss ich zum Zahnarzt. Die Fahrt endet nach exakt 300 Metern, dann blockiert ein umgestürzter Baum den Weg. Also: Zurück laufen, Motorsäge holen, das Hindernis in tragbare Stücke schneiden und zur Seite schleppen. Weiterfahrt bis zur ersten Weggabelung. Der Blick nach links, unserer „Hauptstraße“ blieb in einem Dschungel ineinander verkeilter Pinien hängen. Nach rechts sah es besser aus. Also da lang, auch wenn es ein größerer Umweg ist. Nach 100 Metern verhindert der nächste Baum die Weiterfahrt. Wer fährt aber auch schon ohne

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