Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
Vom Netzwerk:
schon für einen Wald halten, nächtens im Gästezimmer verbarrikadiert. Gardinen zu - Wildschweine könnten hineinschauen, Schlüssel dreimal gedreht und zur Sicherheit noch einen Stuhl unter die Klinke geschoben. Warum nicht, wenn es dem guten Schlaf dient.
    Komisch wurde es, als sie allen Ernstes forderten, das Wohnzimmerfenster während des Abendessens zu schließen, damit kein Wildschwein herein komme.
    Eine wunderbare Vorstellung. Ein Wildschwein kommt auf die Terrasse und springt aus dem Stand einen Meter hoch ins Zimmer. Und dann? Labt es sich an Brot und Pasta? Ist es sauer, weil es keinen Fisch mag und schmeißt wütend einen Stuhl um?
    Oder ist es ein ängstliches Wildschwein, das nur Schutz vor den Jägern sucht? Vielleicht auch ein verfrorenes, das sich nur vor den Kaminofen kuscheln möchte.
     
    Auch Loredana und Roberto wollten nur vor dem Ofen bleiben. Gegen einen Spaziergang sprachen angeblich Rückenschmerzen, falsche Schuhe und zu dünne Jacken. Erst bei der Abreise, die sichere Großstadt schon vor Augen, meinten sie, man müsse ja den Panther nicht durch menschliche Anwesenheit provozieren.   
     
     
                                         XXIV
     
    Mit und ohne Panthe r - viele unserer Gäste finden die Lage unseres Hauses zu einsam, zu wild, zu gefährlich, zu naturnah. Da gute Freunde nicht zu viel leiden sollen, bieten wir ausschweifende Ausflüge an, so dass sie nur die Nächte in der Gefahrenzone bleiben müssen. Dankbar lassen sie sich durch die Toskana fahren und können endlich ehrlich begeistert sein.
     
    Siena gefällt allen. Die engen Gassen, die netten Geschäfte, der imposante Dom, das Eis im Cafè Nannini, der Eltern von Gianna, und natürlich ein Prosecco auf der Piazza del Campo. Und während wir im „Grattacielo“, im „Wolkenkratzer“ - der  klein, eng und ebenerdig ist - ein Sandwich essen, kommt stets die gleiche Frage: „Warum zieht ihr nicht nach Siena? Es ist so nett hier.“
    Den Text der Antwort können wir auswendig. „Abgesehen davon, dass eine schöne Wohnung in Siena für uns sowieso unbezahlbar wäre, sind wir glücklich auf unserem Hügel. Das Gefühl unendlicher Freiheit begeistert uns. Wir vermissen nichts. Wir genießen jeden Tag...“ Da hört uns schon keiner mehr zu.
     
    Unsere Versuche einer Erklärung scheitern kläglich und führen nur zu noch mehr Ratlosigkeit, manchmal gar Mitleid. Es kommt noch so ein lahmes „ja, ja, es ist ja auch nett bei euch“ bevor sie das servierte Brot in den höchsten Tönen loben. Hätte nie gedacht, dass ich mal ein gelobtes Weißbrot beneide. Auch wenn es lecker ist. Mit Mascarpone bestrichen, belegt mit Fenchelsalami und dekoriert mit einer Sardelle, mariniert in Knoblauch und Petersilie.
     
    Volterra ist, wenn wir Glück haben, für Eltern und ihre schwierigen Teenager das perfekte Ziel. Hübsch ist das Städtchen auf einem 550 Meter hohen Hügel allemal. Seit aber Stefanie Meyer beschlossen hat, dass hier die Volturi, eine königliche Vampirfamilie, leben und sich ihre „Biss“-Geschichten millionenfach verkaufen, sieht man Horden von Kindern durch die Stadt ziehen und eifrig jedes alte Haus bestaunen. „Biss“-Stadtführungen sind in den Ferienmonaten ausgebucht. Schließlich weiß man ja, dass die Volturi hier seit 3000 Jahren herrschen. Niemand ist enttäuscht, keinen der putzigen Vampire zu treffen. War es doch der Missionar Pater Marcus, selbst ein Volturi, der, der Legende nach, vor 1500 Jahren nur angeblich alle Vampire aus der Stadt vertrieb. Seitdem, ganz klar, müssen sich die königlichen Beißer verbergen. Aber sie sind da.
    Und da die Vampire logischerweise schon die Etrusker kannten, sind Kinder durchaus bereit, der elterlichen Spurensuche nach Überlieferungen des rätselhaften Volkes zu folgen.
     
    Schon im vierten Jahrhundert vor Christus siedelten hier die ersten Etrusker. 300 Jahre später bauten sie eine sieben Kilometer lange Ringmauer, von der das Tor Porta all‘Arco erhalten blieb, und erhoben Volterra zu einer der zwölf Bundesstädte Etruriens.
     
    Schmuckstück des archäologischen Museums ist der „Ombra della Sera“, der „Abendschatten“. Eine Figur, die in ihrer Form an einen menschlichen Schatten erinnert. Ein Meisterwerk etruskischer Bronzegießer.
     
    Aber nicht alle unsere Freunde sind so kulturbeflissen. Den meisten ist der Wein der Toskana lieber als die Reste der Etruskerzeit. Mit denen fahren wir nach Montalcino.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher