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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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Piano. Der Architekt, der das Centre Pompidou in Paris, das Weltstadthaus in Köln, das New Yorker Times Building und das Berliner Daimler-Chrysler-Quartier am Potsdamer Platz mit neunzehn Gebäuden, zehn Straßen und zwei Plätzen plante, fand es wohl recht putzig, zur Abwechslung ein kleines Weingut zu entwerfen.
    Der Wunschtraum der Freunde hat sich also erfüllt, die Herausforderung bleibt - noch verkaufen sich die Weine von Rocca di Frassinello nicht von allein.
    Rolf ist jedenfalls begeistert davon. Zur Besichtigungstour gehört nämlich eine Weinprobe. Allerdings gibt es dabei nur vier Weine zum Probieren. Und verdammt wenig im Glas, findet er.
     
    Was Renzo Piano kann, kann ich auch, muss sich Mario Botta gedacht haben. Und so haben wir noch so ein Denkmal für edlen Wein zu bieten. Nicht weit von Suvereto hat der Schweizer Architekt, der eigentlich Museen, Bankgebäude und Kirchen entwirft, sich das Weingut Petra ausgedacht. Na ja, irgendwie bleibt er sich auch wieder treu. Er baut Tempel - für Kunst, Geld, Gott und nun eben auch Wein.
    Von außen entspricht das trutzige Gebäude einer Weinrebe im Querschnitt. Der tief in den Berg gehauene Weinkeller mit indirekter Beleuchtung hat etwas Sakrales. So wie die Etiketten auf den Flaschen, deren drei Kreise das Zusammenspiel von Erde, Mensch und Himmel symbolisieren.
     
    Wir mögen es irdischer und fahren zu Mauro und Maria nach Ribolla. Man muss langsam fahren, um das Schild „Podere Cigli“ nicht zu übersehen. Auf dem Hof bellt der Schäferhund und auf der angrenzenden Wiese hütet die Großmutter im langen Rock, mit Schürze und Kopftuch ein paar Schafe. In einer Scheune stehen Weinpresse und Abfüllanlage - beide sehen aus wie niedliche Spielzeuge, so klein sind sie. Im ebenerdigen, gekachelten  Keller des Wohnhauses stehen silbern glänzende Tanks neben einem Weinregal, mit sieben Flaschen. Drei Rotweine, zwei Weißweine, ein Rosé und ein Grappa. 
    Mauro, klein, drahtig, sehr freundlich und bescheiden, kommt gerade von einer Preisverleihung zurück. Sein Olivenöl hat bei Slow Food einen Preis gewonnen.
     
    Aber seine Leidenschaft gehört dem Wein. Das Handwerk hat er von seinem Großvater gelernt, der einst aus Sizilien in die Maremma einwanderte. Längst werden seine Flaschen auch nach Deutschland exportiert, doch wir schleppen unsere eigenen sechs Fünf-Liter-Gefäße zu den Tanks. Wir möchten vino sfuso, losen Wein. Mauro zapft Rot- und Weißwein ab, die beide - leider oder doch wunderbarerweise - sehr lecker sind. Diesen Service zu einem Spottpreis gibt es für alle, die seine Adresse kennen. 
    Wein ist in dieser Region günstiger als Bier.   
     
     
     
                                       XXXV
     
    Unsere eigene Weinles e ist nicht ganz so professionell. Wir haben ja auch nur eine Pergola mit Wein - aber an der hängen 240 Kilo feinste San Giovese-Trauben!
    Was macht man damit? Schlechten Wein? So wie manche Bauern in der Umgebung? Der ist manchmal so schrecklich, dass wir Einladungen zur Verköstigung nur annehmen können, wenn ein Blumentopf in der Nähe ist, in den wir diese geschmeckte Mischung aus Essig und Pestiziden notfalls schütten können.
    Nein, ähnliche Urteile anderer über unseren schlechten Wein wollen wir uns ersparen. Zumal wir ja mit den Gästen anstoßen müssten, also Opfer unseres eigenen Gesöffs würden. Und alles nur, um stolz den eigenen Wein mit selbst gebasteltem Etikett zu präsentieren?
    Okay, wir würden natürlich noch besser in das Klischee der Toskana-Fraktion passen: Eigenes Olivenöl und eigener Wein, die man dann an Freunde aus Deutschland verköstigt oder als kostbares Gastgeschenk zelebriert.
    Nee, muss nicht sein. Wir können ja noch nicht einmal einen eigenen Weinberg vorweisen. Aller Zauber, der eventuell doch bei den Gästen – vor dem Probieren – aufkäme, wäre dahin, wenn wir bei der Frage nach dem Weinberg verschämt mit dem Finger nach oben auf unsere simple Pergola deuten würden.
    Zudem wäre die eigene Weinproduktion vollkommen bescheuert, da es hier Dutzende hervorragender Winzer gibt, wie wir ja bei der Weinprobe in Massa getestet haben. Manche von ihnen  verkaufen, wie unser Podere Cigli, wirklich guten Wein lose für zwei Euro pro Liter. Derselbe Wein steigert übrigens seinen Wert allein durch das Abfüllen in Flaschen mitunter auf zwölf Euro. Wunder gibt es immer wieder…
     
    Ich schweife ab. Also, 240 Kilo Trauben und eine sich

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