Landpartie mit drei Damen
ihr war klar, dass sie das nicht über sich bringen würde. Nun, da dieses fröhliche junge Gesicht hier aufgetaucht war, würde es sich möglichst oft in Chalford House blicken lassen müssen. Poppy hatte etwas in ihr Leben gebracht, das sie seit sechzehn Jahren nicht mehr erlebt hatte, das Glück, mit einer anderen Frau offen und unbeschwert und ausführlich zu reden.
Eugenia begleitete ihre Freunde zurück zum Jolly Roger. Auch die beiden Vierbeiner kamen mit.
Poppy sagte: »Ich finde, deine Großmutter ist ein richtiger Engel.«
»Ja«, sagte Eugenia. »Ich habe sie auch gern, aber ich kann nicht vergessen, dass sie mich wirklich sehr schlecht behandelt hat. Sie hat mich nicht zur Schule gehen lassen, und das Ergebnis ist, dass ich praktisch kein Griechisch kann. Beim Pfarrer in Rackenbridge habe ich Latein gelernt, aber erst, nachdem ich einen furchtbaren Aufstand gemacht habe. Sie war immer dagegen.«
»Ich bezweifle, dass Sie in der Schule viel Griechisch gelernt hätten, nach der völligen Ignoranz der Schülerinnen zu urteilen, die ich kenne«, sagte Jasper.
»Und dann wollte ich in Deutschland den Nationalsozialismus studieren, aber auch das hat sie verhindert. Sie ist eine schwere Prüfung für mich, die arme alte Frau.«
Poppy erzählte von der geplanten Gartenparty und von Lady Chalfords Idee, dies mit einem Kostümfest zu verbinden, was Eugenia in große Begeisterung versetzte.
»Versteht ihr nicht!«, rief sie. »Das ist die Gelegenheit für eine sozialunionistische Großkundgebung. Alle Kameraden (ich meine die Union Jackshirts) aus der weiteren Umgebung können mitmachen und uns unterstützen. Die wären sicher sofort dabei. Wir würden Eintrittsgeld verlangen, und auf diese Weise käme viel Geld in unsere Kasse.«
»Das ist nicht unbedingt das, was sich deine Großmutter vorgestellt hat«, sagte Poppy skeptisch.
»Nein, natürlich nicht, aber warum sollte D.A.A.F. das jemals herausfinden, es gibt gar keinen Grund, sie ist so leicht zu täuschen. Also, die Kameraden fänden das toll. Union Jackshirt Aspect, ich rechne mit Ihrer Unterstützung in dieser Angelegenheit.«
»Unbedingt«, sagte Jasper.
Im Garten des Jolly Roger stießen sie auf Noel, der sie mürrisch erwartete. Er war mit Mrs Lace zusammen und hätte seinen Fund lieber noch etwas länger für sich gehabt, doch Mrs Lace, die ihm die wahre Identität von Miss Smith und Miss Jones entlockt hatte, wollte die beiden unbedingt kennenlernen. Lady Marjorie ruhte jedoch noch immer in ihrem Zimmer.
Nachdem man sich vorgestellt hatte, wandte sich Mrs Lace extrem überschwänglich an Poppy und wackelte dabei in Richtung Jasper herausfordernd mit dem Hintern, was den armen Noel mit Sorge erfüllte. Eugenia betrachtete sie offenkundig als Kind, dem sie keine Beachtung schenken musste. Jasper fand sie sofort unsympathisch und fuhr rüde fort, mit Poppy über das Kostümfest zu diskutieren, als wären sie allein.
»Ein Kostümfest?«, rief Mrs Lace, die nach einer Weile beflissenen Zuhörens erraten hatte, worum es ging. »In Chalford Park? Das ist ja unerhört! Seit der Scheid …, ähm seit Jahren ist niemand mehr in Chalford Park gewesen«, sagte sie mit einem Seitenblick auf Eugenia.
»Ich bin noch nie dort gewesen, obwohl ich ganz in der Nähe wohne. Wie aufregend! Sie müssen mir unbedingt eine schöne Rolle geben«, fügte sie hinzu, »ich habe doch in Paris Schauspiel studiert, wissen Sie, bei der großen Bernhardt.«
»Der großen Schreckschraube«, sagte Jasper unüberhörbar zu Poppy.
Die anderen fanden, dass er zu weit gegangen sei, und Poppy, die eine liebenswürdige kleine Person war, sagte rasch, dass Mrs Lace natürlich die Hauptrolle bekommen müsse.
»Sie müssen mir auch gestatten, dass ich bei den Kostümen mithelfe«, fuhr Mrs Lace fort und warf Jasper einen wimpernverhangenen Blick zu. »Meine Nanny und ich könnten sie mit der Nähmaschine anfertigen, und in Rackenbridge gibt es eine sehr fähige Schneiderin. Wenn es um einen wohltätigen Zweck geht, würde sie uns vielleicht für wenig Geld helfen. Ich bin sicher, Mr Aspect würde ein paar wunderschöne Kleider für uns entwerfen.«
»Für wen halten Sie mich!«, rief Jasper ärgerlich. »Für einen schwulen Modeschöpfer?« Jasper nahm an, dass er mit dieser ruppigen Abfuhr Noel einen Dienst erwies. Es war ihm vielleicht noch nicht bewusst, dass Mrs Lace zu jenen Frauen gehörte, die aufleben, wenn sie abgewiesen und schlecht behandelt werden.
»Wenn
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