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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Sie Statisten für Menschenmengen und so weiter brauchen, könnte ich mich an das Women’s Institute wenden und Sie mit allen möglichen Leuten in Kontakt bringen«, fuhr sie ungerührt fort.
    Inzwischen war deutlich geworden, dass Mrs Lace eine dieser Personen war, die mit ihrer zupackenden Hilfsbereitschaft oft langweilen, manchmal aber unentbehrlich sind. Poppy und Jasper waren sich dieses Umstands bewusst, wenn sie ihn auch beklagten. Noel saß in einer Art verzückter Trance.
    »Und nun«, sagte Mrs Lace energisch, »müssen wir alle die Köpfe zusammenstecken und entscheiden, um welches Thema es bei dem Kostümfest gehen soll.«
    »Um den Sozialunionismus«, sagte Eugenia sofort. »Der Marsch auf Rom, der Tod von Horst Wessel, der Reichstagsbrand, Roosevelts Wahlsieg.«
    »Sehr hübsch, aber ist das nicht ein bisschen esoterisch?«, sagte Jasper.
    Mrs Lace warf Eugenia einen verächtlichen Blick zu. »Es muss ein historisches Thema sein«, sagte sie. »Ich schlage den Besuch von Karl I. und Henriette Maria in Chalford vor – das ist wirklich passiert. Sie haben Chalford Old Manor besucht, eine vollkommene kleine Tudorruine am Rand des Parks.«
    Jasper erklärte, dass eine vollkommene Ruine ein Widerspruch in sich sei.
    Eugenia lehnte den Vorschlag ab. »Bei einer sozialunionistischen Kundgebung sind Karl und Henriette Maria völlig unmöglich«, sagte sie. »Cromwell und Mrs Cromwell, meinetwegen – der erste Engländer mit der rechten politischen Gesinnung.«
    »Hat man je von einem Auftritt von Mrs Cromwell bei einem Kostümfest gehört?«, sagte Noel. »Das wäre ja absurd. Bleibt um Himmels willen bei den üblichen Figuren – Eduard I., Florence Nightingale, Good Queen Bess, Hengist und Horsa, The Orange Girl of Old Drury, William Rufus, Sir Philip Sidney oder Rowena, sonst haben wir am Ende ein furchtbares Kuddelmuddel.«
    »Oh, das finde ich überhaupt nicht«, sagte Mrs Lace, in der Annahme, sich auf diese Weise bei Jasper einschmeicheln zu können. »Wir brauchen auf jeden Fall etwas Originelles.«
    Poppy spürte, dass der Ton schärfer wurde, und beendete die Diskussion, indem sie daran erinnerte, dass die Kostümfestidee auf Lady Chalford zurückgehe und es daher eine Frage der Höflichkeit wäre, ihr die Wahl des Themas zu überlassen. Eugenia sagte, dass sie nun wieder nach Hause müsse, da sie mit D.A.A.F. Krach bekommen würde, wenn herauskäme, dass sie mit den anderen nach Chalford gegangen war. »Heil Hitler!«, rief sie, schwang sich auf Vivian Jackson und galoppierte davon.
    »Armes kleines Ding, mit ihrer dummen Bewegung geht sie einem furchtbar auf den Geist«, sagte Mrs Lace verächtlich.
    »Meine Liebe, das sehe ich ganz anders«, sagte Jasper. »Ich persönlich kann mir kein faszinierenderes Mädchen vorstellen. Wenn alle Debütantinnen so wären, würde ich während der Sommermonate immer in der Pont Street sein.«
    »Diese grauenhafte Garderobe«, sagte Mrs Lace empört.
    »Finden Sie? Ist mir gar nicht aufgefallen. Bei einer so atemberaubenden Schönheit entgehen einem solche Kleinigkeiten vermutlich leicht.«
    »Und dieser ganze Sozialunionismus-Quatsch.«
    »Quatsch?«, rief Jasper. »Vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, gnädige Frau, dass der Sozialunionismus die Welt im Sturm erobert, wie im achtzehnten Jahrhundert der Liberalismus. Für Sie ist es Quatsch – obwohl Abermillionen begeistert seiner Faszination erliegen. Wenn wir die Prinzipien des Sozialunionismus angreifen, dann bitte mit vernünftigen Argumenten.«
    Mrs Lace zog sich nicht in Schweigen zurück, wie eine schwächere Frau es vielleicht getan hätte. Kopfschüttelnd verkündete sie, dass man, wenn Schülerinnen wie Eugenia für eine Sache schwärmten, davon ausgehen könne, dass es Unsinn sei.
    »Bedaure, ich kann Ihnen leider nicht folgen. Im Gegenteil, ich glaube, dass Eugenia einer jungen Generation angehört, die eine neue und bessere und anständigere Welt errichten wird, in der Auslaufmodelle wie Sie und ich unsere Tage beenden dürfen.«
    Mrs Lace verzog das Gesicht, parierte aber tapfer die Attacke. »Ich bin sicher, uns könnte es nicht besser gehen. Warum wollen Sie, dass England anders regiert wird?«
    »Meine verehrte Mrs Lace, Sie haben bestimmt ein gutes Verhältnis zu Ihrem konservativen Abgeordneten. Wenn ich mich nicht irre, hat Captain Chadlington die Ehre, diesen Teil der Welt zu vertreten (und einen größeren Trottel als ihn gibt es nicht).«
    Diese Bemerkung kam Mrs Lace nicht

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