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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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dieser Pub doch gar nicht so schlecht, und du könntest das Leben hier wahnsinnig aufregend finden, wenn du dich nur hineinstürzen würdest.«
    »Das kann ich nicht. Ich finde niemanden sympathisch, außer natürlich Eugenia.«
    »Dann verachte sie halt. Wird dir wahnsinnig guttun. Du hast noch nie in deinem Leben gehasst oder geliebt. Du weißt nicht, was wahre Gefühle sind, und deshalb kannst du dich nicht für oder gegen den Herzog entscheiden.«
    »Dich liebe ich«, sagte Lady Marjorie.
    »Vielleicht stimmt das sogar«, sagte Poppy. »An dir selbst ist überhaupt nichts auszusetzen, Darling, aber deine Erziehung und deine Umgebung waren grauenhaft, bis jetzt. Ich kenne niemanden, der so wenig geeignet ist, mit den normalen Dingen des Lebens fertig zu werden – vor allem mit dem emotionalen Aspekt.«
    »Würdest du Osborne heiraten?«
    »Ich hab’s dir schon tausend Mal gesagt. Diese vagen romantischen Regungen nützen niemandem, am allerwenigsten dir. Es ist ja nicht so, als ob du konkrete Gründe hättest, die Sache abzubrechen. An deiner Stelle würde ich sofort nach Hause fahren und mich entschuldigen.«
    »Ich habe nicht gefragt, ob du ihn an meiner Stelle heiraten würdest, sondern ob du ihn heiraten würdest, wenn du du wärst?«
    »Vermutlich schon. Er ist ein Herzog, und ich würde ein Diamantendiadem haben, sehr hübsch.«
    »Und wenn er kein Herzog wäre?«
    »Schätzchen, das Entscheidende bei Osborne ist, dass er ein Herzog ist. Man kann die Leute nicht losgelöst von ihrem Status sehen. Da könntest du genauso gut sagen, wenn George Robey kein Schauspieler wäre oder wenn Hitler kein Führer ware. Sie wären eben nicht Hitler oder George Robey. Das ist alles.«
    »Vermutlich hast du recht. Wir bleiben also, ja?«
    »Au ja! Ich sage dir, im Moment ist es hier irrsinnig spannend. Außerdem finde ich meine kleine Affäre mit Mr Aspect ganz wunderbar.«
    »Poppy.«
    »Mmh.«
    »Liebst du Anthony nicht mehr?«
    »Ach, lieben. Ich weiß nicht recht. Ich bin stinksauer auf ihn, aber lieben …«
    »Will er die Kleine denn heiraten?«
    »Weiß der Himmel, was Anthony will. Wenn er sie nicht heiratet, frisst er mir in ein paar Monaten garantiert wieder aus der Hand. Nach diesen kleinen Eskapaden kehrt er immer ganz geknickt zu mir zurück. Aber diesmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich ihn zurückhaben will. Es ist wohl besser, Schluss zu machen. Manchmal denke ich, ich halte es nicht mehr aus. Angenommen, er kommt zurück, furchtbar zerknirscht und, wie immer, ganz süß, dann geht es bald wieder von vorn los. Zu Beginn der nächsten Saison wird er sich in eine schreckliche kleine Debütantin verlieben, die dann morgens, mittags und abends im Haus sein wird, und ich werde als Anstandswauwau dauernd anwesend sein müssen. Die Kleine wird mich hassen, weil sie glaubt, ich stehe ihrem ewigen Glück im Wege, und ihr ununterbrochenes idiotisches Geplapper wird mir auf den Geist gehen. Wenn er sich doch nur sympathischere Personen aussuchen würde, dann könnte ich es vielleicht ertragen. Oder wenn er eine ausgewachsene Affäre mit einer verheirateten Frau in deren Haus hätte. Diese sentimentalen Kleinmädchengeschichten sind so demütigend. Wenn ich es mir recht überlege, Anthony St.Julien kann mir gestohlen bleiben, ich habe ihn satt.«
    »Du Ärmste! Und du liebst ihn noch, nicht wahr?«, sagte Lady Marjorie und stieg langsam aus der Wanne in das Badetuch, das Poppy ihr hinhielt.
    »Ja, wahrscheinlich. Ich habe es mir angewöhnt, ihn zu lieben, und du weißt ja, wie schwer es ist, eine Gewohnheit aufzugeben.«
    Jasper und Noel saßen derweil bei einem Bier und freuten sich auf den Schweinebraten, dessen verlockender Geruch bis hinauf in das Obergeschoss des Jolly Roger drang.
    »Jasper, mein Lieber«, sagte Noel, der in ungewöhnlich mitteilsamer Stimmung war, »ich finde, du hättest netter zu Anne-Marie sein sollen. Sie war wirklich furchtbar mitgenommen, als du sie neulich in Sachen Sozialunionismus so abgefertigt hast. Ich habe ihr gesagt, es sei alles nicht so gemeint gewesen und dass du gern den Advocatus Diaboli spielst.«
    »Was nicht ganz zutrifft. Ich bin sehr wohl überzeugt von dem meisten, was ich gesagt habe, und wenn ich ein politisch denkender Mensch wäre, was nicht der Fall ist, würde ich ganz sicher Mitglied bei den Sozialunionisten werden.«
    »Bist du doch schon.«
    »Ach ja, genau, großartig. Und du auch. Feines Mädchen, Eugenia. Übrigens, mit deiner künftigen Braut

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