Landpartie mit drei Damen
kommst du nicht so recht voran, oder?«
»Ich habe beschlossen, dass Eugenia warten kann«, sagte Noel nonchalant. »Sie scheint im Moment nicht besonders heiratswillig zu sein, auf ein paar Monate kommt es da nicht an, und in jedem Fall bin ich verrückt nach Anne-Marie. Findest du nicht, dass sie eine richtige Schönheit ist?«
»Doch, doch«, sagte Jasper. »Aber ein bisschen zu zickig für meinen Geschmack. Und warum trägt sie zum Tee ein Abendkleid?«
»Das war kein Abendkleid, du Trottel, sondern ein schlichtes Strandkleid.«
»Also, bis zum nächsten Strand sind es bestimmt hundert Meilen.«
»Du verstehst nicht, Jasper. Die Kleine erlebt nie etwas, fährt nie nach Venedig oder nach Südfrankreich wie andere Mädels in ihrem Alter. Um sich das Leben etwas interessanter zu machen, muss sie die ganze Zeit Theater spielen, die Ärmste.«
»Du meinst, wie Mrs Thompson?«
»Ich hätte große Lust, nächste Woche mit ihr nach Cannes zu fahren.«
»Um Himmels willen, verlier jetzt nicht den Kopf, mein Lieber. Vergiss nicht, es gibt einen Ehemann.«
»Daran musst du mich nicht erinnern«, sagte Noel missmutig. »Und nach allem, was ich höre, ist er ein ganz unverträglicher Typ. Scheint ein richtiges Ekel zu sein. Die arme kleine Anne-Marie, du kannst dir nicht vorstellen, was sie alles mitmacht.«
»Ach, man kann sich hier wunderbar amüsieren. Denk nur an das Kostümfest, an die Gartenparty und die sozialunionistische Großkundgebung. Das wird eine richtig dolle Sache! Und so kannst du Eugenia auch im Auge behalten, was aus deiner Sicht gar nicht so schlecht sein dürfte, wie?«
»Na so was«, fügte er hinzu, erhob sich halb und sah zum Fenster hinaus. »Schau dir mal diese beiden Typen dort an!«
Noel guckte desinteressiert nach draußen. Vor dem Jolly Roger standen zwei ganz und gar durchschnittliche Männer in Tweedjackett und grauer Flanellhose. Der Bursche lud zwei Koffer, die offensichtlich ihnen gehörten, aus einem Leihwagen und trug sie in die Eingangshalle.
»Dieser Gasthof wird bald aus allen Nähten platzen«, bemerkte Noel gelangweilt.
»Privatdetektive«, sagte Jasper.
»Himmel! Glaubst du wirklich, Jasper?«
»Ich weiß es.«
»Woher?«
»Allein schon ihr Erscheinungsbild. Niemand sieht so bemüht unauffällig aus wie ein Privatdetektiv. Außerdem bin ich mir praktisch sicher, dass der Linke derjenige ist, der die arme kleine Marigold beschattet hat. Sie hat sich nach einer Weile mit ihm angefreundet, hat ihm erlaubt, bei schlechtem Wetter ein Holzkohleöfchen am Gartentor aufzustellen, und ihm versprochen, Weihnachten die ganze Zeit zu Hause zu bleiben, damit er über die Feiertage bei seinen Kindern sein kann. Danach hat er sie richtig gemocht.«
»Hinter wem die beiden wohl her sind?«
»Genau das werde ich herausfinden. Es ist sehr, sehr wichtig, denn es könnte jeden von uns betreffen.«
»Wüsste nicht, warum.«
»Mein Lieber, überleg doch mal. Major Lace, um bei dir anzufangen, könnte durchaus eifersüchtig sein. Wenn Mr St.Julien sich fragte, was seine Frau an diesen unwahrscheinlichen Ort führt, wäre das nur menschlich. Der Herzog von Dartford würde vermutlich gern wissen, was Lady Marjorie hier so treibt, und es wäre nicht völlig undenkbar, dass mein Onkel Bradenham sich fragt, woher bestimmte Erpresserbriefe kommen, die er von Zeit zu Zeit erhält (natürlich nur, wenn ich blank bin, und überhaupt sollte mir der alte Sack einen anständigen Betrag zukommen lassen).«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Noel. »Was machen wir jetzt?«
»Ich werde den Mädels Bescheid sagen, sie vor diesen Schnüfflern warnen und einen Schlachtplan entwickeln.«
Jasper bat den Burschen, der inzwischen das Gepäck hereingetragen hatte, Poppy eine Nachricht zu überbringen. Sie und Lady Marjorie sollten in die Bar kommen, sobald sie aufgestanden und angekleidet seien.
»Du solltest lieber mitkommen, Marge«, sagte Poppy, deren Freundin unentschlossen schien. »Ich hab dir schon einmal gesagt, du musst unter die Leute, wenn du dich nicht zu Tode langweilen willst.«
»Ich werde bestimmt unhöflich zu Mr Aspect sein.«
»Das geht in Ordnung, er kann sich wehren. Keine Sorge.«
»Guten Tag«, sagte Jasper, als die beiden wenig später den Schankraum betraten. »Für Sie?«
»Pardon?«
»Ich meine, da wir das unerwartete Vergnügen Ihrer Gesellschaft haben, Verehrteste (wohl nicht mehr viel von der Gesichtscreme übrig?) – was dürfen wir Ihnen in Form eines Getränks
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