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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Formation, doch als sie sahen, dass der Brand nicht mehr zu löschen war, stimmten sie ein paar Gesänge an, um sich angesichts dieses Rückschlags für ihre Sache Mut zu machen.
    Lady Marjorie, die im Feuerschein ihren Mr Wilkins bemerkt hatte, schlenderte mit einem leisen Seufzer des Entzückens in seine Richtung.
    »Wunderbar, was die Liebe mit einem Mädchen macht«, sagte Jasper. »Ich weiß gar nicht, ob sie noch Zeit hat, sich das Gesicht einzucremen. Vermutlich wird es Rost ansetzen, wie ein ungeölter Motor. Ah, da kommen die Laces, um das Spektakel zu verfolgen – adieu, Noel! Was hab ich gesagt? Dieses Dorf ist ein wahres Liebesnest, nicht wahr, süße Miss Smith?« Er küsste sie aufs Ohr. »O Gott, da sind die Detektive wieder. Kommt, wir verziehen uns. Der Anblick der beiden macht mich ganz krank.«
    »Ja, stimmt irgendwie«, sagte Poppy. »Es ist nur so, wenn sie noch immer hier sind, heißt das, dass sie nichts gegen uns in der Hand haben.«
    »Ich weiß nicht, warum du ihnen nicht einfach alles sagst, dann kann sich dein Alter scheiden lassen, wenn er will. Das würde viel Ärger ersparen.«
    »Nennen wir’s weibliche Vorsicht«, sagte Poppy. Sie war durchaus verliebt in Jasper, war sich aber nicht sicher, ob sie ihn heiraten wollte. Bestimmte Züge an ihm fand sie alles andere als akzeptabel.
    »Weißt du, er ist wirklich ein schlimmer Taschendieb«, gestand sie Marjorie in einem plötzlichen Anfall von Vertrauensseligkeit. »Ich kann meine Handtasche nicht einen Moment unbeaufsichtigt herumliegen lassen.«
    »Weiß der Himmel, wie viel er schon aus meiner stibitzt hat«, sagte Marjorie.
    »Komisch, wie sich die Zeiten geändert haben«, sagte Poppy. »Ich bin sicher, in der Generation unserer Mütter hätte sich eine Dame niemals in einen Dieb verliebt.«
    Am nächsten Morgen kam Eugenia in aller Frühe auf Vivian Jackson ins Dorf galoppiert. Nachdem sie die noch immer schwelenden Ruinen ihres Parteibüros inspiziert hatte, ging sie zum Jolly Roger, wo sie auf Jasper und Noel stieß, die im Pyjama frühstückten.
    »So ein Ärger«, sagte sie nur, aber Jasper schien es, als habe sie geweint. Er nötigte ihr seinen Teller mit Würstchen auf, was ihre Stimmung ein wenig hob.
    »Dahinter stecken natürlich die Pazifisten«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich werde den Vorfall gründlich untersuchen, verlasst euch darauf. Ich werde sie schon noch erledigen, diese gemeinen Gelben mit ihren jüdischen Geldgebern.«
    »Apropos Pazifisten«, sagte Jasper plötzlich, »was glauben Sie, wen ich kurz nach Ausbruch des Feuers aus dem Dorf kommen sah? Unseren lieben Mr Leader. Sein Verhalten schien mir äußerst verdächtig.«
    Eugenia machte jene Geste, die normalerweise ein Fingerschnipsen begleitet. Sie tat das sehr gern, da ihre Hände aber babyhaft weich waren, erzielte sie selten ein zufriedenstellendes Ergebnis. Diesmal war überhaupt nichts zu hören.
    »Mr Leader!«, rief sie. »Wie dumm von mir! Ich hatte ihn ganz vergessen. Wenn wir ein Nest von üblen Gesellen mitten unter uns haben, müssen wir ja nicht lange suchen. Nun gut, ich werde sofort zur Tat schreiten.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde die Kameraden bitten, ihn herzuschaffen«, sagte Eugenia. »Furchtbar ist das Schicksal der Feinde des Sozialunionismus. Ich werde dafür sorgen, dass die Kameraden ihn noch heute Nachmittag in seinem A-telier« – sie sprach das Wort mit grenzenloser Verachtung aus – »schnappen. Wahrscheinlich lacht er sich gerade ins Fäustchen und denkt, dass man den Urheber dieses feigen Verbrechens nie finden wird. Sie sollen ihn fesseln und knebeln und an einen stillen Ort in Chalford Park schaffen, wo ich ihn vor das Standgericht bringen kann.«
    »Und wenn er schuldig gesprochen wird?«
    »Wenn?«, rief Eugenia und schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Wenn. Er wird schuldig gesprochen! Alle Knochen werde ich ihm brechen lassen! Furchtbar ist das Schicksal …«
    Jasper konnte sie mit einiger Mühe davon abhalten, solche extremen Vorstellungen in die Praxis umzusetzen. Die Zeit, erklärte er, sei noch nicht reif für ein Blutbad in Chalford, ein solches Vorgehen würde ihrer Sache nur schaden und ihr Ärger mit den Londoner Kameraden einbringen. Er deutete an, dass es diesen knallharten Burschen ein Leichtes wäre, sie als Fähnleinsführerin abzusetzen und ihr das Parteiabzeichen wegzunehmen, wenn sie mit einem solchen Schritt unliebsame Aufmerksamkeit auf die Bewegung lenkte. Das letztgenannte Argument

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