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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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überweisen. Er unterschrieb mit »SOS Jasper«. Er war deprimiert. Poppy spannte ihn noch immer auf die Folter, sodass er nicht wusste, ob sie auch emotional involviert war. Die Detektive waren abgereist, so plötzlich und rätselhaft, wie sie aufgetaucht waren, was Poppy offenbar beunruhigte. »Es sieht so aus, als hätten sie die Beweise, nach denen sie gesucht haben«, sagte sie. »Wir waren verrückt, nicht besser aufzupassen.« Jasper fand, dass es nichts Deprimierenderes auf der Welt gab als Geldsorgen in Verbindung mit emotionaler Ungewissheit. Er hoffte sehr, dass seine Schwester noch nicht ins Ausland abgereist war.
    Noel verstärkte Jaspers Seelenqualen, indem er plötzlich übertrieben fröhlich tat. Unentwegt erzählte er von wunderbaren Jobs auf dem Kontinent, die seine Onkel für ihn auftun würden. Tatsächlich hatten sie ihm diesbezüglich recht freundlich geschrieben, weshalb er jeden Tag damit rechnete, von dem einen oder anderen Genaueres zu hören.
    Gestützt auf diese Hoffnung, hielt er Mrs Lace mit vagen, aber interessanten Versprechungen hin, was in diesem Moment nicht besonders schwer war, da sich alle ihre Gedanken und Energien auf das Kostümfest richteten. So sehr beschäftigte sie der bevorstehende große Tag, dass ihr das ungewöhnliche Verhalten der jungen Männer aus Rackenbridge nicht auffiel. Mr Leader schnitt sie eines Vormittags in der High Street, Mr Forderen hatte ihren Brief mit der Einladung, sie in zeitgenössischen Kostümen des achtzehnten Jahrhunderts zu fotografieren, nicht einmal beantwortet. Es kam ihr nicht in den Sinn, aus diesen und anderen Vorkommnissen den Schluss zu ziehen, dass Rackenbridge womöglich eigene Pläne für den Mittwochnachmittag verfolgte.
    Der Tag vor dem Kostümfest begann mit einem kräftigen Schauer, der erkennbar das Zeug hatte, mindestens eine Woche anzuhalten.
    »Es bleibt nass«, sagte Mr Birk munter und pfiff durch die Zähne. Der Wetterbericht der Daily Mail bestätigte seine düstere Prognose: »Weitere Aussichten ungewiss«, hieß es.
    Poppy, Marjorie, Jasper und Noel drängten sich in das Gesellschaftszimmer, starrten in den Regen und überlegten, ob es zu viel verlangt wäre, Mrs Birk darum zu bitten, den Farn und das zerknüllte Papier aus dem Kamin zu räumen und ein Feuer zu machen. Am frühen Nachmittag kamen Eugenia und Mrs Lace hinzu. Alle saßen trübsinnig da. Die Arbeit von Wochen, die quasi lebenslange Vorfreude, wurde vor ihren Augen zunichte gemacht. Es war furchtbar deprimierend.
    »Es gibt doch einen Squash Court«, murmelte Eugenia, nicht besonders überzeugt. Außerdem war die Generalprobe tags zuvor in jeder Hinsicht ein völliger Reinfall gewesen, und alle hatten gefunden, dass man die Generalprobe wiederholen müsse, doch daran war jetzt natürlich nicht mehr zu denken.
    Mühsam schleppte sich die Konversation hin. Einmütig gab man vor, an den morgigen Tag zu glauben.
    »Mr Wilkins darf nicht vergessen, der jubelnden Bevölkerung mit seinem Hut oder Halstuch oder irgendetwas zuzuwinken. Er saß so weit zurückgelehnt, dass man ihn überhaupt nicht sehen konnte.«
    »Ich fand ihn einfach wundervoll«, sagte Lady Marjorie.
    »Ach übrigens, ich finde, er sollte links sitzen, damit er zuerst aussteigen und Mrs Lace die Hand reichen kann.«
    »Noel hilft mir beim Aussteigen«, sagte Mrs Lace.
    »Eugenia, wenn du daran denkst, bestell dem Kutscher bitte, er soll Schritttempo fahren, schließlich muss es eine eindrucksvolle Ankunft werden, es ist ja mit Abstand die wichtigste Szene. Ich finde, alles hängt davon ab, wie gut das klappt.«
    »Fandest du nicht, dass die Tribüne ziemlich trist aussah? Man könnte sie doch mit Fahnen oder dergleichen schmücken, dann wirkt es etwas fröhlicher.«
    »Mit Union Jacks«, sagte Eugenia. »Ich kümmere mich darum.«
    »Dem ersten Boten muss unbedingt eingeschärft werden, dass er sich der Tribüne erst nähern darf, wenn die kleine Margaret Cooper ihren Blumenstrauß für Königin Charlotte überreicht hat. Gestern ging das alles viel zu schnell.«
    »Ich finde ja, dass der Morris-Tanz ganz am Anfang stehen sollte, bevor mit der Aufführung der Szenen begonnen wird.«
    »Das ist keine schlechte Idee, aber wir dürfen nicht vergessen, Miss Trant Bescheid zu sagen.«
    »Und Mr Wilkins.«
    »Oh, dieser Regen!«
    »Die Episoden sind auf ganz unterschiedlichem Niveau. Ich fand, die Boston Tea Party war ein ziemlicher Flop.«
    »Stimmt. Keiner der Hauptdarsteller war da, und
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