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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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lediglich das Geräusch herangewehten Regens und knarrender, peitschender Äste, doch heute schien der Wald von fremden Klängen und Geräuschen le bendig, als würde in dieser seltenen schneelosen Dunkelperiode all ihr unbekanntes Leben erwachen. Einmal vernahm er ein fernes Heulen, das sich wie der per Tonband abgespielte Ruf eines ausgestorbenen Lobo-Wolfs anhörte - ein solches Band hatte er auf der Erde einmal gehört -, dann war ein fast katzenhaftes Fauchen zu hören, leise und heiser, der entsetzte Schrei eines kleinen Tieres folgte … und dann: Stille. Später gegen Mitternacht, gellte ein schriller, unheimlicher Schrei, ein langes jaulendes Klagen, das sogar in seinen Knochen das Mark gefrieren ließ.
Er klang so unheimlich wie der Schrei, den Marco ausgestoßen hatte, nachdem er von den Skorpionameisen gebissen worden war, und MacAran schreckte hoch und verspürte für einen traumzeitartigen Moment den Impuls aufzuspringen … Als sich Camilla, durch seine Bewegung geweckt, voller Angst aufsetzte, entspannte er sich wieder und begriff, daß unmöglich ein menschliches Wesen geschrien haben konnte. Es war ein schriller, jaulender Schrei, der endlos weiterging, in immer höhere Regionen kletterte, anscheinend in Ultraschallbereiche … Er glaubte ihn noch zu hören, als er bereits vestummt war.
»Was war das?« flüsterte Camilla zitternd.
»Das weiß nur Gott allein. Irgendeine Art Vogel oder Wirbeltier, nehme ich an.«
Ein neuer ohrenbetäubender Schrei brach durch die Finsternis, und sie lauschten schweigend. Sie schlängelte sich ein wenig näher an ihn heran und murmelte: »Das klingt, als empfände es Todesqualen.«
»Red’ dir das nicht ein. Vielleicht ist das seine normale Stimme - was wissen wir schon von dieser Welt und ihren Lebewesen?«
»Nichts und niemand hat eine derartige normale Stimme«, wiedersprach sie energisch.
»Wie können wir das wissen?«
»Wie kannst du nur so sachlich sein? Ohh!« Sie zuckte zusammen, als der lange, kreischende Schrei erneut zu hören war. »Er läßt mir das Mark in den Knochen gefrieren!«
»Vielleicht benutzt er diesen Ton, um seine Beute zu lahmen«, überlegte MacAran halblaut. »Er macht mir auch Angst, verdammt! Wenn wir auf der Erde wären… nun, meine Familie kommt aus Irland und demzufolge würde ich also glauben, die alte Arran-Banshee sei gekommen, um mich fortzutragen.«
»Wenn wir herausgefunden haben, was es ist, werden wir es Banshee nennen müssen«, sagte Camilla, doch sie lachte nicht. Der schreckliche Ton wiederholte sich abermals, und sie preßte die Hände über die Ohren und schrie: »Hör auf! Hör aufl«
MacAran ohrfeigte sie - allerdings nicht sehr fest. »Du auch! Sei still, verdammt! Es könnte durchaus da draußen herumschleichen und groß genug sein, um uns beide samt Zelt aufzufressen! Bleiben wir also still und einfach liegen, bis es weggeht.«
»Das ist leichter gesagt als getan«, murmelte Camilla und prallte zurück, als der unheimliche Banshee-Schrei erneut heranwehte. Im beengten Raum des Zeltes kroch sie näher zu ihm heran. »Würdest… würdest du meine … Hand halten?« flü sterte sie sehr leise.
Er tastete in der Dunkelheit nach ihren Fingern. Sie fühlten sich kalt und steif an, und er begann sie sanft zwischen den seinen warmzureiben. Sie lehnte sich an ihn, und er beugte sich hinab und küßte sie sanft auf die Schläfe. »Hab’ keine Angst. Das Zelt besteht aus Plastik, und ich bezweifle, daß wir sonderlich eßbar riechen. Hoffen wir nur, daß sich dieses Etwas, die Banshee oder Todesfee, wenn du möchtest, bald ein hübsches Abendessen fängt und den Mund hält.«
Der heulende Schrei erklang wieder, dieses Mal jedoch weiter entfernt und ohne diese scheußliche, markerschütternde Eigenart. Er fühlte das Mädchen an seiner Schulter zusammensinken und schob sie sanft hinunter, bis ihr Kopf an seiner Brust ruhte. »Schlaf weiter«, sagte er sanft.
Ihr Flüstern war fast unhörbar. »Danke, Rafe.«
Als er am Klang ihres gleichmäßigen Atmens erkannte, daß sie wieder schlief, beugte er sich vor und küßte sie sanft. Dies ist eine verdammt schlechte Zeit, so etwas anzufangen, sagte er sich, ärgerlich über die eigenen Reaktionen. Sie hatten eine Aufgabe zu erledigen, und dabei gab es keinen Platz für persönliche Gefühle. Jedenfalls sollte es keine geben. Aber trotzdem dauerte es lange, bis er einschlief.
Am Morgen traten sie aus dem Zelt - und in eine verwandelte Umgebung hinaus. Der Himmel war klar und

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