Landung auf Darkover - 1
schlief. Er lag wach und grübelte daran herum, was wohl noch vor ihnen lag. Draußen peitschten die Regen- und Schneeschauer in die Zweige der Bäume, und es entstand ein Rascheln, das sowohl vom Wind als auch von einem Tier hätte stammen können, das durch das Unterholz stürmte. Sein Schlaf war leicht - er war ständig auf der Hut, lauerte auf ungewöhnliche Geräusche. Ein- oder zweimal schrie Camilla im Schlaf, und er schreckte hoch, alamiert und mit angehaltenem Atem. Zeigte sie erste Spuren einer Höhenkrankheit? Sauerstoffgehalt der Luft hin, Sauerstoffgehalt her - die Gipfel waren ziemlich hoch, und jeder folgende war ein wenig höher. Nun, sie würde sich akklimatisieren - oder auch nicht. Kurz, am Abgrund des Schlafes, überlegte MacAran, daß ihre augenblickliche Situation für die Unterhaltungsmedien eigentlich ein gefundenes Fressen wäre - ein Mann allein mit einer schönen Frau auf einem fremden Planeten voller Gefahren. Er war sich darüber im klaren, daß er sie wollte - verdammt, er war nur ein Mensch und ein Mann, aber unter den gegenwärtigen Umständen lag ihm nichts ferner als Sex. Vielleicht bin ich einfach zu zivilisiert. Und mit diesem Gedanken schlief er ein, vom Klettern dieses Tages erschöpft.
Die nächsten drei Tage waren Wiederholungen dieses Tages. Der einzige Unterschied bestand darin, daß sie in der Dämmerung des dritten Abends - der nächtliche Regen hatte noch nicht eingesetzt - einen hohen Paß erreichten. Camilla stellte ihr Teleskop auf und machte ein paar Beobachtungen. Während er in der Finsternis das Schutzzelt aufbaute, konnte er es nicht unterlassen, zu fragen: »Glück gehabt! Weißt du jetzt, wo wir gelandet sind?«
»Nicht sicher. Mir war klar, daß diese Sonne nicht zu den katalogisierten gehört, und die einzigen Konstellationen, die ich anhand zentraler Koordination ausmachen kann, sind ausnahmslos nach links verdreht. Ich vermute, wir befinden uns außerhalb des galaktischen Spiralarms … achte mal darauf, wie wenig Sterne es gibt, selbst im Vergleich zur Erde - und ganz zu schweigen von einem zentral gelegenen Kolonieplaneten! Oh, wir sind verflucht weit davon entfernt zu wissen, wohin wir fliegen sollen!« Ihre Stimme klang angespannt und verzerrt, und als er näher kam, sah er, daß Tränen auf ihren Wangen glitzerten.
Er verspürte einen schmerzhaften Drang, sie zu trösten. »Nun, wenn wir wieder unterwegs sind, werden wir wenigstens einen neuen bewohnbaren Planeten entdeckt haben. Vielleicht bekommst du sogar einen Teil des Finderlohns .. .«
»Aber das ist so weit…« Sie unterbrach sich. »Können wir dem Schiff ein Signal geben?«
»Wir können es versuchen. Wir sind mindestens tausend Fuß höher als sie - vielleicht gibt es ja eine Sichtverbindung. Hier, nimm den Feldstecher, sieh zu, ob du irgendwo etwas aufblitzen siehst. Aber sie können natürlich genausogut hinter irgendeiner Erhebung verborgen liegen.«
Er legte den Arm um sie und stützte ihre Hand mit dem FeldStecher. Sie wich nicht aus. »Hast du die Lage des Schiffes?« wollte sie wissen.
Er nannte sie ihr, und sie bewegte den Feldstecher leicht von rechts nach links, wobei sie immer wieder die Kompaßanzeige gegenkontrollierte. »Ich sehe ein Licht - nein, ich glaube, es ist ein Blitzen. Oh, was macht es für einen Unterschied?« Ungeduldig steckte sie den Feldstecher in das Futteral. Er spürte, daß sie zitterte.
»Du magst diese weiten, offenen Gegenden, nicht wahr?«
»Nun ja«, sagte er bedächtig. »Ich habe die Berge schon immer gehebt. Du nicht?«
In der Düsternis schüttelte sie den Kopf. Über ihnen verlieh das bleiche violette Licht eines der vier kleinen Monde dem Dunkel eine vage unruhig stimmende Eigenschaft. »Nein«, erwiderte sie leise. »Ich habe Angst davor.«
»Angst?«
»Seit sie mich damals, mit fünfzehn, für den Raum ausgewählt haben, war ich stets entweder auf einem Satelliten oder einem Ausbildungsschiff. Man …« Ihre Stimme schwankte, »man wird irgendwie … agoraphobisch.«
»Und du hast dich freiwillig für diese Exkursion gemeldet!« sagte MacAran, doch sie mißverstand seine Überraschung und Bewunderung als Kritik. »Was hätte ich sonst tun sollen?« sagte sie grob, wandte sich ab und ging in das winzige Zelt.
Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten - an diesem Abend eine heiße Mahlzeit, da es keinen Regen gab, der ihr Feuer löschte -, lag MacAran wieder einmal lange wach, als das Mädchen schon schlief. Normalerweise existierte in der Nacht
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