Landung auf Darkover - 1
während er danach tastete, schlief er ein.
5
Sie fanden Marco Zabal nach einer Stunde vergeblichen Suchens und Rufens in den Wäldern; friedlich und der Länge nach ausgestreckt, lag er vor dem grauweißen Stamm eines unbekannten Baumes. Der Schnee hatte ihn sanft in ein Leichentuch von einem Viertelzoll Dicke gehüllt, und an seiner Seite kniete Judith Lovat, so weiß und regungslos in den vom Himmel wehenden Flocken, daß man zuerst voller Bestürzung meinte, auch sie sei gestorben.
Dann bewegte sie sich und sah verwirrt zu ihnen auf, und Heather kniete sich neben sie, wickelte eine Decke um ihre Schultern und versuchte mit sanften Worten ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Doch sie sprach kein Wort - auch dann nicht, als MacLeod und Ewen Marco zum Zelt zurücktrugen. Heather mußte die ältere Frau führen; es kam ihr so vor, als sei sie mit Drogen betäubt, als befände sie sich in Trance.
Als die kleine düstere Prozession durch den wirbelnden Schnee ging, fühlte Heather… glaubte sie unvermittelt, die Gedanken der anderen in ihrem Bewußtsein tanzen fühlen zu können -Ewens nachtschwarze Verzweiflung… Was bin ich für ein Arzt… liege im Gras und albere herum, während mein Patient wie rasend in den Wald davonläuft und stirbt… Und MacLeods eigenartige Verwirrung verstrickte sich mit ihrer eigenen Phantasie, einer alten Geschichte vom Elfenvolk, die sie in ihrer Kindheit gehört hatte: Niemals sollte der Held eine Frau zur Gemahlin haben, weder aus Fleisch noch aus Blut, noch aus dem Volk der Elfen, und so schufen sie für ihn eine Frau aus Blumen … Diese Frau aus Blu men war ich …
Im Innern des Zeltes sank Ewen nieder, blickt starr geradeaus und bewegte sich nicht mehr. Doch Heather, verzweifelt besorgt wegen Judys fortwährender Starre, ging zu ihm und schüttelte ihn.
»Ewen! Marco ist tot, es gibt nichts, was du jetzt noch für ihn tun könntest… aber Judy lebt. Versuch ihr zu helfen - versuch, ob du sie irgendwie aufwecken kannst!«
Schleppend, müde… seine Gedanken sehen aus wie eine ihn umhüllende schwarze Wolke, dachte Heather und fröstelte. Doch Ewen beugte sich über Judith Lovat und überprüfte ihren Puls und ihren Herzschlag. Mit einer kleinen Lampe leuchtete er ihr in die Augen, dann sagte er ruhig: »Judy, hast du Marcos Körper so hingelegt, wie wir ihn gefunden haben?«
»Nein«, hauchte sie. »Nicht ich. Es war die Schöne, die Schöne. Zuerst habe ich gedacht, es sei eine Frau, eine Vogelfrau, und sie sang, und ihre Augen … ihre Augen …«
Verzweifelt wandte sich Ewen ab. »Sie phantasiert noch immer«, sagte er knapp. »Mach ihr etwas zu essen, Heather, und sorge dafür, daß sie es zu sich nimmt. Wir alle haben eine Mahlzeit nötig - und zwar eine große. Ich nehme an, daß primär ein niedriger Blutzuckerspiegel für unseren momentanen Zustand verantwortlich ist…«
MacLeod ließ ein schiefes Lächeln sehen. »Ich habe einmal von einer Schmuggeldosis Alpha-Freudensaft gekostet«, sagte er. »Danach habe ich mich ungefähr so gefühlt wie heute. Was ist überhaupt mit uns passiert, Ewen? Du bist der Arzt - sag es uns.«
»So Gott mein Zeuge ist - ich weiß es nicht«, versetzte Ewen. »Zuerst habe ich geglaubt, es wären die Früchte, aber wir haben sie erst hinterher gegessen. Das Wasser haben wir alle schon seit drei Tagen getrunken und keinen Schaden genommen. Und von dem Obst haben weder Judy noch Marco gekostet.«
Heather drückte eine Schüssel mit heißer Suppe in seine Hand, kniete sich dann neben Judith nieder und träufelte ab-wechseld Suppe zwischen ihre Lippen und aß selbst ein paar Löffel davon. MacLeod sagte: »Ich habe keine Ahnung, was zuerst geschehen ist. Es kam mir so vor wie … Ich bin mir nicht sicher. Plötzlich war da etwas … wie ein kalter Wind, der durch meine Knochen wehte und mich durchrüttelte - der mich irgendwie frei schüttelte. Das war der Augenblick, in dem ich wußte, daß man die Früchte gefahrlos essen kann … der Augenblick, in dem ich die erste Frucht gegessen habe …«
»Tolldreist«, kommentierte Ewen, aber MacLeod wußte wußte noch immer mit diesem Offensein daß der junge Arzt allein seine eigene Unterlassung verfluchte. Er sagte: »Warum? Die Früchte waren gut, sonst wären wir jetzt alle krank.«
»Ich werde das Gefühl nicht los«, sagte Heather zögernd, »daß es etwas mit dem Wetter zu tun hatte. Mit einer Veränderung.«
»Ein psychedelischer Wind«, spottete Ewen, »ein Geisterwind, der uns
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