Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
nicht anders sind als wir. Sie lieben Geld und ein bequemes Leben genauso wie jeder andere. Das Geheimnisvolle war allerdings irgendwie dahin, als er anfing, mich Sir zu nennen. Aber Geld verdirbt nun mal den Charakter.“
„Und du bist mit deinem Wissen nicht an die Öffentlichkeit gegangen?“
„Was hätte das für einen Sinn gehabt? Wenn die Leute wüssten, dass es euch gibt, würde das die ganze Welt verändern. Vielleicht würde der Verfassungsschutz sogar ein paar von euch einstellen, eine Zauberer-Einheit gegen die organisierte Kriminalität bilden. Nein, ich habe kein Interesse daran, euch zu outen. Aber ich mag eure Spielsachen.“
Tanith lächelte. „Dann weißt du ja, weshalb ich hier bin.“
„Du kannst meinen Bogen nicht haben. Wie du siehst, benutze ich ihn.“
„Auch nicht, wenn ich nett darum bitte?“
„Nicht einmal dann. Er ist einfach zu praktisch. Ich bin kein besonders guter Schütze – aber bei dem hier muss ich einfach nur draufhalten und loslassen. Warum sollte ich so etwas jemals hergeben?“
„Weil ich dich umbringe, wenn du ihn mir nicht gibst?“, schlug Tanith vor.
Er lachte leise. „Wenn du direkt vor mir stehen würdest und dein Schwert gezogen hättest, würde ich dich ernst nehmen, keine Frage.“
„Hm, wie stehst du zu Verhandlungen, wenn ich dir schon nicht drohen kann? Wie viel willst du dafür haben?“
„Er ist nicht käuflich.“
„Natürlich ist er käuflich.“
„Nicht zu einem Preis, den du aufbringen könntest.“
„Jackie Earl, dir muss doch klar sein, dass ich Chicago unter keinen Umständen ohne den Bogen verlassen werde. Das musst du doch wissen.“
Er nickte. „Ich hab’s mir gedacht.“
„Dann weißt du auch, dass ich den Bogen entweder an mich nehme, nachdem ich dich bezahlt habe, oder ich nehme ihn an mich und wische dein Blut von meinen Stiefeln.“
„Ich weiß, wie gefährlich du bist, Tanith Low. Ich weiß auch, wie gefährlich deine Freunde sind. Ich habe alles mitgehört. Du hast alle möglichen Monster da unten, stimmt’s?“
„Und dabei habe ich nicht einmal meinen Vampir mitgebracht.“
„Ich will wegen dieser Sache keinen Krieg mit euch anfangen. Wenn ich dich also töten muss, um dem allem hier und jetzt ein Ende zu bereiten, werde ich dich töten.“
„Obwohl da draußen alle meine Freunde sind? Ist das dein Ernst?“
Er erwiderte ihr Lächeln. „Was ist das auf deinem Rücken?“
„Mein Schwert.“
„Nein, Tanith Low, ich meine nicht das Schwert. Was ist in der Tasche?“
Sie zögerte, hob dann ganz langsam den Arm und zog die Tasche von der Schulter. Die Bogensehne spannte sich.
„Sachte.“ Sie zog den Reißverschluss der Tasche halb auf und zeigte ihm den Bogen darin.
Earl lachte. „Du wolltest sie vertauschen? Ich muss schon sagen – das ist clever. Eine echt clevere Idee, Tanith Low. Ich bin beeindruckt.“
„Danke, Earl. Du willst nicht zufällig tauschen, nein?“
„Herzlichen Dank für das Angebot. Das ist sehr nett, aber ich glaube, ich bleibe lieber beim Original.“
„Das habe ich befürchtet.“
„Also, wie hättest du es jetzt gerne? Bringe ich dich um, oder lasse ich dich gehen? Du solltest dich schnell entscheiden – es ist echt anstrengend, dich nicht zu erschießen.“
Sie heftete den Blick auf den Pfeil. Er begann zu zittern. „Du würdest mich gehen lassen? Nachdem ich so weit gekommen bin und so viele deiner Männer getötet habe?“
„Sie wussten um das Risiko“, erwiderte Earl. „Ja, ich würde dich gehen lassen. Allerdings würde ich dir raten, nie mehr einen Fuß in diese Stadt zu setzen.“
Der Pfeil zitterte inzwischen ziemlich heftig. Die Vorstellung, ihn fliegen zu sehen, gefiel ihr nicht sonderlich.
„Ich glaube, ich nehme dein Angebot an.“ Sie ging zur Tür und öffnete sie. „Einen guten Rat kann ich dir noch geben. Es wird noch eine zweite Gruppe Zauberer vorbeikommen, die auf dasselbe aus sind. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du den Bogen gut versteckst, damit er ihnen nicht in die Hände fällt.“
„Danke für die Warnung.“
„Gerne. Eine Hand wäscht die andere und so.“
Sie ging hinaus. „Tanith Low?“
Sie schaute zurück.
„Du suchst nicht zufällig einen Job, oder? Jemand mit deinen Fähigkeiten könnte es in diesem Geschäft weit bringen.“
Sie lächelte. „Du bist süß, und ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich habe bereits einen Job und muss mich dem wieder widmen. Pass auf dich auf, Jackie Earl. Und
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