Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
Vom Netzwerk:
über der Schulter hin und her schlenderten, und schnappte sogar das eine oder andere Wort ihrer Unterhaltung auf. Belangloses Zeug.
    Als sie jemanden hinter sich hörte, setzte sie ein Lächeln auf, aber es war nur Sanguin.
    Er schaute sie stirnrunzelnd an. „Was ist mit deinem Mund passiert?“
    „Nichts“, murmelte sie.
    „Hast du einen Anfall gehabt?“
    „Es ist nichts.“ Sie fand ihn so ätzend. Warum musste er es sein? Warum konnte es nicht Jack sein? Dann hätten sie hier zusammen in der Dunkelheit kauern und warten können, bis sie Leute umbringen konnten, und es wäre so romantisch gewesen. Jack hätte nicht gefragt, ob ihr Lächeln von einem Anfall rührte, das wusste sie.
    Oder vielleicht doch. Es hatte keinen Sinn, sich zu belügen. Sie hatte gesehen, wie er die kleine Blonde angeschaut hatte, diese Sabine. Anfangs hatte sie seinen Blick fälschlicherweise als Hunger gedeutet. Sabine war ein leckerer Happen, das musste man ihr lassen. Sie war eine Mahlzeit, die nur darauf wartete, verzehrt zu werden. Annis selbst hatte es sich schon ausgemalt. Das war völlig normal. Sie schämte sich ihrer Bedürfnisse nicht.
    Doch je öfter sie die beiden zusammen sah, desto weniger sicher war sie sich, dass aus Jacks Blick Hunger sprach. Vielleicht war es Hunger von einer anderen Art. Und dieses kleine Miststück, dieses Flittchen, diese Jezabel, dieses blonde Luder wickelte Jack ein, als sei das alles ein Spiel. Zorn brannte in Annis’ Kehle.
    „Hast du gehört, was ich eben gesagt habe?“, fragte Sanguin.
    Sie blinzelte zu ihm auf. „Wie?“
    „Reiß dich zusammen Annis. Du hast einen Job zu erledigen.“
    „Ich weiß“, blaffte sie. „Mir gehen nur … Dinge durch den Kopf.“
    „Tu uns allen einen Gefallen und konzentriere dich, ja? Du bist die Startpistole. Du gehst da runter und lenkst sie ab, wie nur du es kannst. Das ist das Signal für Jack und Sabine, sich die Sterblichen vorzuknöpfen, und für Tanith, sich auf die Suche nach dem Bogen zu machen.“
    „Wo ist der Vampir?“
    „Auf der anderen Hofseite ist eine verstärkte Tür – ich gehe davon aus, dass sie den Vampir dort festhalten. Sie werden ihn erst loslassen, nachdem du in Erscheinung getreten bist. Halte dich also bereit. Und falls du einen Typen mit einem Zauberstab siehst, lässt du die Finger davon. Er gehört mir.“
    Annis spähte nach unten. „Und wie soll ich da runterkommen?“
    „Tanith hat dazu irgendwas gesagt. Was war es gleich noch mal? Irgendetwas mit Überraschungsmoment. Oh ja, jetzt fällt es mir wieder ein.“
    Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und stieß sie vorwärts, und plötzlich ging es mit Annis abwärts. Sie wedelte im Fallen mit den Armen, und ihr Rock wehte um ihren Kopf. Der Boden kam ihr entgegen, und das Zusammentreffen war etwas unsanft. Sie prallte einmal ab, rollte herum und blieb keuchend und nach Atem ringend auf dem Rücken liegen. Sie blickte nach oben und sah Sanguin winken. Ihre Haut färbte sich blau.
    Sie hörte Schritte, die rasch näher kamen, biss die Zähne zusammen und setzte sich mühsam auf. Ihre Zähne wurden bereits länger, und auch ihre Fingernägel wuchsen zusehends. Leise stöhnend rappelte sie sich auf und sah ein halbes Dutzend bewaffneter Männer auf sich zukommen. Der erste blieb bei ihrem Anblick wie angewurzelt stehen, und die anderen liefen in ihn hinein. Es wurde viel geflucht und geschubst, doch als ihr Unterkiefer herunterklappte, damit ihre Zähne ihre volle Länge erreichen konnten, herrschte schlagartig Ruhe.
    Die schwarze Annis stand vor ihnen, mit blauer Haut und wild abstehendem Haar, ihre Fingernägel klackten aneinander, und der Speichel tropfte ihr übers Kinn.
    „Was zum Teufel ist das?“, raunte einer der Männer.
    Ein anderer hob seine Waffe. Sie zitterte in seiner Hand. „Ein Monster.“
    Annis fauchte.
    Die Männer stellten sich in einer Reihe vor ihr auf. Annis blickte in die Läufe ihrer Gewehre. Sie mochte keine Gewehre. Gewehre taten weh.
    Ein Mann mit einem lächerlichen Schnauzer drückte als Erster ab. Die Kugel traf sie in die Schulter. Dann schossen auch die anderen. Sie wankte, als Kugeln ihren Körper trafen, ihre Beine, ihren Kopf. Sie stürzte und knallte wieder auf den harten Boden.
    Die Schüsse hörten auf. Die letzte Patrone vollführte einen kleinen Tanz auf dem Beton und blieb dann liegen. Korditgeruch hing in der Luft.
    „Ist es tot?“, fragte einer der Männer.
    „Keine Ahnung“, antwortete ein anderer. „Geh rüber

Weitere Kostenlose Bücher