Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
„Sie wissen, weshalb wir hier sind.“
Earl blieb beeindruckend unbeeindruckt. „Ihr habt vor, in der Szene mitzumischen, und wollt ein paar Tipps?“
Vex lächelte. „Wo ist der Bogen, Mr Earl?“
„Welcher Bogen? Ich weiß gar nicht, wovon Sie …“
Ohne den Blick von Earl abzuwenden, wies Saracen auf die Wand zu seiner Linken. „Dahinter ist er. In einem Geheimfach. Ein Schaltsystem läuft über den Boden zum Schreibtisch.“
Earl wurde blass.
„Hätten Sie was dagegen?“, fragte Vex. „Seien Sie kollegial und drücken Sie auf den versteckten Knopf.“
Der Gangster zögerte und griff dann unter seinen Schreibtisch.
„Passen Sie auf, dass Sie nicht aus Versehen an das Gewehr kommen, das Sie da unten versteckt haben“, warnte Saracen. „Ich will nicht, dass es irrtümlich losgeht.“
Earl biss die Zähne zusammen, dann bewegte er sich wieder, sehr langsam, und von der Wand her war ein lautes Klicken zu hören. Vex ging hinüber, schob die Fingerspitzen unter ein großes Gemälde und zog. Es schwang zurück, und zum Vorschein kam das Geheimfach. Er hob den Bogen heraus und spürte sofort die Kraft, die das Ding praktisch vibrieren ließ. In dem Fach war auch noch ein Köcher mit Pfeilen, den er ebenfalls herausnahm.
„Sind das spezielle Pfeile?“, fragte er.
„Nein. Es sind ganz gewöhnliche Pfeile. Sie erhalten ihre Kraft durch den Bogen. Darf ich Sie bitten, ihn zurückzubringen, wenn Sie ihn nicht mehr brauchen? Er gehört schließlich mir.“ Es schien, als bereitete Earl jedes Wort körperliche Schmerzen.
„Tut mir leid“, entgegnete Vex. „Ich habe so ein Gefühl, als würden Sie ihn für kriminelle Zwecke verwenden, und das wäre unfair gegenüber all den anderen Kriminellen in dieser Stadt.“
„Aber ich habe dafür bezahlt. Und zwar eine ganze Menge.“
„Dann hätten Sie das Geld besser für etwas anderes ausgegeben. Für ein Waffeleisen zum Beispiel. Ich liebe Waffeleisen. Man bekommt ein gutes schon für – wie viel? Dreißig Dollar? Wie viel haben Sie für den Bogen bezahlt?“
„Eine halbe Million.“
Vex überlegte kurz. „Dafür hätten Sie eine Menge Waffeleisen bekommen. Wahrscheinlich mehr, als Sie gebraucht hätten.“
„Wer weiß“, meldete sich Saracen, „vielleicht kann er von Waffeln gar nicht genug kriegen.“
„Kann gut sein. Mögen Sie Waffeln sehr, Mr Earl?“
Earl schenkte sich einen Drink ein. „Wissen Sie, was ich hoffe, Gentlemen? Ich hoffe, dass Sie und diese verrückte Blonde einander begegnen und sich gegenseitig umbringen. Das hoffe ich wirklich.“
Vex’ Lächeln erlosch. „Und was für eine verrückte Blonde wäre das?“
Earl nahm einen Schluck, schloss genießerisch die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Als er die Augen wieder öffnete, schaute er zur Decke hinauf. „Tanith Low. Sie war gestern Nacht hier – wegen dem Bogen, genau wie Sie. Sie hat mir gesagt, dass Sie kommen würden, weshalb ich den Bogen versteckt habe. Hat nicht eben viel genützt. Und diese verdammten Totenbeschwörer auch nicht.“
„Sind Sie sicher, dass es Tanith Low war?“, hakte Saracen nach.
Earl schaute ihn an. „Hundertprozentig.“
„Hatte sie jemanden dabei?“
„Monster. Eine hässliche blaue Frau. Einen großen hässlichen Mann, der ständig durch die Gegend gehüpft ist. Sie behauptete, sie hätte auch einen Vampir, aber den habe sie zu Hause gelassen.“
„Und ein Mann mit Sonnenbrille?“, fragte Vex.
Earl nickte. „Er war dabei, klar. Er und eine Frau. Viel weiß ich nicht über sie, und selbst wenn, würd ich’s Ihnen nicht erzählen. Mir gefällt die Vorstellung, dass Sie beide mächtig Ärger bekommen. Der Verlust des Bogens schmerzt dann nicht mehr ganz so sehr.“ Vex runzelte die Stirn. „Sie ist also wegen dem hier gekommen – und ohne ihn gegangen?“
„Ich bin ihr zuvorgekommen. Hab ihr keine andere Wahl gelassen.“
„Sie sind Tanith Low zuvorgekommen?“
„Ich kann ganz schön raffiniert sein. Aber wie sieht’s aus? Wollen Sie mich die ganze Nacht zuquatschen, oder kann ich endlich versuchen zu retten, was von meinem Geschäft noch zu retten ist?“
Als der Lieferwagen vom Gelände fuhr, legte Vex den Bogen in eine längliche Kiste und schloss sie ab, während Saracen den anderen Bericht erstattete. Schreck Jones saß hinter dem Steuer. Er zuckte nicht mit der Wimper, als Taniths Name fiel. Wilhelm dagegen …
„Tanith Low?“, keuchte er. „Wir nehmen es mit Tanith Low auf?“
„Mach
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