Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Er meint, es hätte in jüngster Zeit keine Unruhen innerhalb des Sanktuariums gegeben.“
Vex nickte. „Wenn wir Glück haben, bedeutet dies, dass Tanith sich noch nicht eingeschlichen hat. Was wiederum bedeutet, dass sie heute Abend einbricht, genau wie wir. Dieser Freund – glaubst du, er kann uns hineinschmuggeln?“
„Nicht ohne verhaftet zu werden. Aber mach dir keine Gedanken, ich habe ein paar Tricks auf Lager. Überlass einfach alles mir.“
„In Ordnung. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein klein wenig nervös bin. Was immer du vorhast, vergiss nicht, dass niemand etwas merken darf. Wir müssen rein und raus, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Es ist riskant, und wenn wir geschnappt werden, wandern wir ins Gefängnis. Oder werden umgebracht. Wenn also jemand meint, er hat an einem Samstagabend etwas Besseres zu tun, ist jetzt die Zeit, sich davonzumachen.“
Keiner rührte sich. Alle schwiegen. Bis Saracen sich zu Aurora hinunterbeugte.
„Wir könnten heute Nacht sterben.“
Sie blickte ihn finster an und zuckte dann mit den Schultern. „Hilf mir auf.“
Er nahm ihre Hand, und sie gingen hinaus, und Gracious ließ den Kopf hängen.
Auf die Frage, wie sie sich ins Sanktuarium schleichen sollten, hatte es die unterschiedlichsten Antworten gegeben. Doch sämtliche Vorschläge waren verworfen worden, da sie entweder nicht sehr gut oder so gut wie unmöglich zu verwirklichen waren. Schließlich marschierten sie einfach zum Seiteneingang und klopften.
Die Tür ging auf, und Merriwyn Hyphenate-Bash, die Administratorin, schaute heraus. Ihr Blick erfasste die ganze Gruppe und blieb dann an Schreck Jones hängen.
„Ich wüsste nicht, dass wir einen Termin vereinbart hätten, Mr Jones.“
„Haben wir auch nicht, aber ich muss trotzdem ins Sanktuarium.“
„Tut mir leid, Sir, aber die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft, und Vorschriften müssen eingehalten werden. Falls Sie es wünschen, kann ich veranlassen, dass ein Ratsmitglied Sie vor der Tür trifft. Wenn er keine Bedenken hat, können wir die formellen Verfahren einleiten, um Ihnen einen befristeten Besucherausweis auszustellen.“
Jetzt trat Gracious vor und reichte ihr eine kleine Glaskugel. „Was halten Sie davon?“
Sobald Merriwyn die Kugel in der Hand hielt, fing diese an zu leuchten. „Sie ist zweifellos sehr hübsch“, meinte sie und betrachtete die Farben. „Woher haben Sie sie?“
„Gefunden, gleich da drüben“, antwortete Gracious. „Ich dachte mir, jemand hat sie vielleicht verloren. Die Lichtpunkte sind interessant, nicht wahr? Fast hypnotisch.“
Merriwyn nickte. „Wirklich sehr hübsch.“
„Fast könnten sie einen einschläfern, nicht wahr? Wenn man sie lange genug anschaut.“
„Das könnte sehr wohl der Fall sein.“
„Sie spüren schon, wie Ihre Augenlider schwer werden.“
„Sie könnten recht haben.“
„Schauen Sie sich die schönen Farben an.“
„Ich sehe sie.“
„Spüren Sie, wie Sie immer schläfriger werden …“
„So richtig müde bin ich eigentlich nicht.“
„Spüren Sie, wie Ihnen die Augen zufallen …“
Vex seufzte, als Gracious vornüberkippte. Er schlief tief und fest.
Merriwyn konnte gerade noch „Meine Güte“ hauchen, bevor Aurora ihr einen Schwinger verpasste und sie zusammensackte.
Donegan stupste Gracious ein paarmal mit dem Fuß ins Gesicht, bis sein Partner sich stöhnend aufsetzte. „Das“, sagte Donegan, „war genial. Du hast dich selbst außer Gefecht gesetzt, Gracious, das muss dir erst mal einer nachmachen.“
Gracious blinzelte verschlafen. „Hat es funktioniert?“
„Du bist ein Genie“, fuhr Donegan fort. „Ein magisches, mystisches Genie. Noch in vielen Jahren wird man Lieder über dich schreiben. Sie werden grottenschlecht sein, diese Lieder, unmelodisch und mit einer Menge Gesumme, aber es werden Lieder sein, und das ist das Entscheidende.“
Schreck Jones half Gracious auf die Beine, und alle miteinander schlichen sie durch die Tür.
„Zwei Sensenträger im nächsten Raum“, flüsterte Saracen. „Beide mit dem Gesicht zu uns.“
„Ich übernehme sie“, erbot sich Gracious.
Aurora runzelte die Stirn. „Bist du sicher?“
Gracious wedelte ihre Bedenken beiseite und holte einen roten Gummiball aus seiner Tasche.
„Sie sind keine jungen Hunde“, erinnerte Donegan ihn.
„Schirmt eure Augen ab.“ Gracious drückte den Ball ein paarmal zusammen, ließ ihn auf dem Boden aufprallen und warf ihn dann durch die Tür. Vex
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