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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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bringen, koste es, was es wolle. Jetzt ist es mir egal.“
    „Gut“, bemerkte ich. „Hervorragend, Hagen, und willkommen in der Welt der erwachsenen Vagabunden, wie wir es sind. Herzschmerz und Liebeskummer sind die übelsten Gefährten, die wir uns aussuchen können. Leider wird man sie so schnell auch nicht wieder los. Sie sind wie Kletten. Du schlägst sie von deinem Umhang, nur um sie an anderer Stelle wiederzufinden.“
    „Ja, ihr großen Meister der Liebe. Lasst es gut sein!“
    Selbstironie stach durch seine Fassade. „Wahrscheinlich werde ich von den Damen in Zukunft die Finger lassen. Was ist schon gute Sprache gepaart mit vor Schmerzen zuckenden Seelen?“
    Er schlug sich auf die Oberschenkel und stand auf, wankte eine Sekunde lang vom Alkohol, dann stand er fest auf beiden Beinen.
    „Glaubst du, dass Goethe weiß, worüber er in seinen Werken schreibt?“, fragte er mich.
    Ich zuckte die Achseln. „Wer weiß? Zumindest lässt er es andere Leute glauben.“
    Hagen schnappte sich verächtlich die Rumflasche und blickte sie hasserfüllt an.
    „Was jetzt?“, wollte er schließlich wissen.
    „Jetzt jagen wir!“
    „Wen denn?“
    „Einen Vampir, irgendeine andere verrückte Fluchgestalt und alles, was sich sonst noch so blicken lässt.“
    „Aber was, wenn unsere Vermutung zutrifft und etwas hier diese Dinge anzieht?“
    Ich sah Hagen tief in die Augen, bis ich einen Funken der Entschlossenheit meines Blickes auch in seinem wiederfand. „Es kann hier nicht unendlich viele Geister geben. Irgendwann muss auch dieser Strom versiegen.“
    2.
    Lang, lang lebe die Nacht,
    Wie sie aus Traum und Legende erdacht!
    Die Flamme, die das Papier erfasste, als ich es mithilfe des Fidibus entzündete, flackerte grün. Hoffentlich würde Salandar Wort halten und auf dem schnellsten Weg hier eintreffen. Wer wusste, wie viel Zeit uns blieb? Die Schwanenfrau würde sicher nicht dichthalten. Zumindest konnte sich Hagen das nicht vorstellen und ich – nach allem, was ich jetzt wusste – auch nicht.
    Lang, lang lebe die Nacht!
    Es schien unser persönlicher Zauberspruch zu werden in diesen Wochen. Er sagte eigentlich alles über uns, unsere Haltung und unsere Stimmung in dieser Sache. Zu allem Überfluss wurde es gerade Nacht.
    Hagen und ich waren in unsere Gemächer gegangen und hatten uns gerüstet.
    Salz, Öl, Silberstaub. Messer und Pistolen, Kugeln und Klingen aus Silber. Fackeln und Seile, Amulette und Bannzeichen. Einen Rosenkranz samt Kreuz, den jeder um das rechte Handgelenk trug. Notizbücher mit Exorzismen und Ringe mit allerlei Mineralen besetzt.
    Wer wusste schon, womit wir es zu tun bekommen würden. Mit einem Vampir, Strigoi, so viel stand Frau Hauser zufolge fest. Vielleicht mit etwas Schlimmerem?
    Wir schlichen durch die Gänge, um Caspars und Gerrits Blicken, vor allem aber denen derer von Eulenbach zu entgehen. Schließlich verließen wir den Landsitz, und der Wind empfing uns mit Nässe und widerlicher Kälte, als wir mit wehenden Mänteln im Licht des immer voller werdenden Mondes die schlammige Straße in Richtung Leyen entlang stapften.
    Eine Gestalt empfing uns kurz vor der Stadtgrenze. Im Mondschein konnte man ihren wehenden Umhang und die Armbrust erkennen.
    „Wohin des Weges, finstere Gesellen?“, tönte eine sonore Stimme hinter uns. Ich erkannte sie sofort, doch Hagen fuhr herum und musste erkennen, dass die Frage aus dem Nirgendwo zu uns gedrungen war.
    „Ich hätte es wissen müssen“, stellte ich trocken fest und verbarg dabei, dass es mir eigentlich recht war.
    Doch unser Gegenüber mit der Armbrust störte sich daran wenig, während Hagen endlich den huschenden Schemen eines Katzentieres mit des Nachts leuchtenden Augen ausmachte.
    „Lucien“, stellte unser Gegenüber mit süffisanter weiblicher Stimme fest. „Ihr seid nicht die Einzigen, die ihre Augen und Ohren an immer mehr Stellen haben.“
    „Ich kann mir denken, was du willst“, knurrte ich.
    „Nicht nur, was ich will. Sondern auch, was ich tun werde. Das Einzige, was ich gelernt habe: jagen.“
    „Bitte ...“
    „Wieso willst du mich davon abhalten?“, fauchte Maria mit dem wehenden Mantel.
    In diesem Augenblick wurde ich des wirklichen Grundes gewahr, der mir ihre Begleitung bei dieser Sache zuwider werden ließ.
    „Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert“, gestand ich leiser, als man es vielleicht von mir gewohnt war.
    Sie trat an mich heran, sodass unsere Gesichter nur ein paar Handbreit voneinander

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