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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Mordfall bearbeiten!« konnte Hell-wig gerade noch äußern, da öffnete sich auch schon die zweite Tür des Zimmers.
    Doktor Löscher, Ende Vierzig, eine Spur zu extravagant gekleidet und nach »Monsieur Rochas« duftend, kam auf sie zu. Seine burschikose Art zu sprechen paßte nicht so recht zu seinem Äußeren. Aber was hatte das schon zu bedeuten. Genies steckten in Säcken und Sakkos.
    Er klatschte leicht in die Hände und versicherte: »Wenn auch eine verspätete, so ist es mir trotzdem eine Freude, Sie begrüßen zu können. Bitte, treten Sie ein. Zu welchem der Herren darf ich Herr Roller sagen?«
    »Das bin ich!« gab sich der Inspektor zu erkennen, während sie das Büro betraten.
    Sie nahmen in einer feudalen Polsterecke Platz. Löscher beugte sich zu Inspektor Roller hin: »Da Sie keinerlei Papiere mitbringen, nehme ich an, daß es sich um Ihre erste Erfindung handelt.«
    Hellwig, der wußte, daß Albert Roller jetzt nichts lieber täte, als einen vom Größenwahn gepackten Tüftler zu spielen, griff an dieser Stelle ein: »Verzeihung, Herr Doktor Löscher, es ist wohl an der Zeit, eine kleine Hinterlist aufzuklären. Mein Kollege ist weder ein Erfinder, noch handelt es sich bei unserem Besuch um irgendwelche Patentanmeldungswünsche.«
    Löscher machte gute Miene zum bösen Spiel. Mit weit ausgebreiteten Armen »ergab« er sich sozusagen in die Unabänderlichkeit: »Nachdem Sie sich nun schon in meine kostbare Zeit eingeschlichen haben, lassen Sie mich auch an Ihrem Geheimnis teilnehmen!«
    »Ich bin Kommissar Hellwig von der Mordkommission, und das ist Inspektor Roller, mein Mitarbeiter. Wir wollten Ihnen gern unvorbereitet gegenüberstehen, deshalb die kleine Erfindung mit dem Erfinder...«
    War Löscher geschockt oder gar beunruhigt, so verstand er es gekonnt, sich nichts anmerken zu lassen. Alles, was sich in seinen Zügen widerspiegelte, sah aus wie aufrichtiges Erstaunen. Seine Worte paßten dazu: »Nun gut, Sie kommen als Angehörige der Mordkommission. Ich gebe zu, daß ich davon nicht gerade angenehm überrascht bin. Wer bekommt schon gern Besuch von Leuten, die ausschließlich schlimme Vergangenheit aufarbeiten. Was möchten Sie von mir?«
    »Es geht um den Tod von Fräulein Cerbak!« erklärte Hell-wig.
    Löscher sah starr von einem zum anderen: »Sie meinen doch nicht etwa Nadja Cerbak, die Astrologin?«
    »Die meinen wir!«
    »Verkehrsunfall?« Im gleichen Atemzug schlug sich Doktor Löscher vor die Stirn. »Blödsinn, dann würde sich nicht die Mordkommission damit befassen.«
    »Fräulein Cerbak wurde erdrosselt...«
    Haralt Löscher sprang auf, ging einige Male hin und her und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. Dabei murmelte er: »Deshalb also... Jetzt wird mir einiges klar... das heißt — wann wurde sie ermordet? Heute? Gestern?«
    »Gestern!« gab Roller zu.
    »Also doch...« Löscher sah den Kommissar an. »Ich war gestern mit ihr verabredet.« Plötzlich war Neugier in seinen Augen. »Wie kommen Sie eigentlich auf mich?«
    »Wir haben Ihren Namen auf einem Kalenderblatt gefunden. Wann waren Sie mit ihr verabredet?«
    »Ich sollte um 18 Uhr bei ihr sein. Und ich stand auf die Sekunde pünktlich vor ihrer Tür. Ihr Hang zur Pünktlichkeit hat... Pardon, hatte, fast pathologische Züge. Aber sie öffnete nicht. Ich habe sechs- oder siebenmal geklingelt.«
    »Sie gingen öfters zu ihr?«
    »Je nach Laune und Stimmung. Dazu kam allerdings noch, daß mir Laune und Stimmung gar nichts halfen, wenn sie keinen Termin frei hatte. Zum Kartenlegen kam sie auch manchmal zu mir.«
    »Hierher?«
    »Nein, in meine Privatwohnung.«
    »Ein ganz neuer Aspekt«, fand Inspektor Roller. »Daß sie auch Karten legte, wußten wir noch gar nicht.«
    »Ja«, nickte Löscher, »sie ist... sie war sehr vielseitig.«
    »Und Sie ließen sich immer nur die Karten legen?«
    »Ja, ich bin leider sehr abergläubisch. Sie nicht?«
    Um Rollers Lippen huschte ein Lächeln. »Wer bei der Mordkommission beim Aberglauben erwischt wird, bekommt zehn Prozent Gehalt abgezogen. Was taten Sie, als Fräulein Cerbak nicht öffnete?«
    »Das nächstliegende: Ich fluchte und ging!«
    »Wenn Sie sich die Karten legen ließen«, erkundigte sich jetzt Hellwig, »befolgte sie da einen bestimmten Ritus?«
    Dr. Löscher nickte eifrig: »Karten legte sie grundsätzlich nur bei heruntergelassenen Jalousien, Kerzenlicht und Wein.«
    »Wein auch am Vormittag?« Roller hielt das anscheinend für einen schlechten Scherz

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