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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Löschers.
    »Auch am Vormittag.« Als der Anwalt Rollers ungläubige Miene gewahrte, verzog er den Mund zu einem etwas mitleidigen Lächeln. »Lieber Inspektor, ich könnte Ihnen jetzt einen langen Monolog über die Synthese Wein und Tageszeit halten. Aber das würde wohl Ihre Zeit zu sehr in Anspruch nehmen. Ich beschränke mich deshalb auf eine einzige, vielleicht etwas provokatorische Feststellung: Nur Spießer und die denen nahestehenden Gruppen trinken vor dem Essen oder am Morgen keinen Wein!«
    »Danke!« sagte Roller. »Ich bin ein Teefan!«
    »Warum hat man sie umgebracht?«
    »Auch um das in Erfahrung zu bringen, sitzen wir hier.« Löscher tippte sich fast entrüstet gegen die Brust. »Sie halten doch nicht etwa mich für den Mörder?«
    »Sie sind klug genug, Herr Doktor Löscher, um zu begreifen, daß für uns zunächst jeder verdächtig ist, der mit ihr in Verbindung stand. Und Sie gehören nun mal zu diesem Personenkreis. Was sollte uns also davon abhalten, Sie zu den Verdächtigen zu zählen?«
    »Zweierlei«, rief Löscher. »Erstens gibt es für mich keinen Grund, und zweitens müßten dann ja meine Fingerabdrücke in der Wohnung der Toten zu finden sein. Oder sind Sie da anderer Ansicht?« Er streckte den Beamten seine geöffneten Hände entgegen: »Bitte, nehmen Sie meine Fingerabdrücke ab, und vergleichen Sie!«
    »Fingerabdrücke kann man abwischen!« stellte Roller fest, und Hellwig: »Könnte es nicht sein, daß Sie schon um 17 Uhr mit Fräulein Cerbak verabredet waren?«
    Löscher schüttelte den Kopf: »Uhrzeiten sind für mich wichtiger Bestandteil des Tages, da irre ich mich nie! Um 17 Uhr saß ich noch hier im Büro.«
    »Gibt es dafür einen Zeugen? Vielleicht Ihre Sekretärin!« schlug Hellwig vor.
    »Hm... Hm... Ich glaube nicht. In dieser Hinsicht ist mein Alibi wacklig. Fräulein Tilgmann hat gestern ab 15 Uhr freigenommen. Du lieber Himmel«, ärgerte er sich plötzlich laut und heftig: »Welchen Grund sollte ich haben, die Cerbak umzubringen. Sie hat mir eine Menge Spaß mit ihrer Kartenlegerei bereitet.«
    »Was wissen Sie über ihre anderen Kunden?«
    »Nichts. Sie sprach lieber darüber, daß sie bis zum neunten Lebensjahr ins Bett gemacht hat, als über ihre Kunden. Als ich mal so einen kleinen Dicken aus ihrer Tür kommen sah, ich war an diesem Tag überpünktlich, und sie nach ihm fragte, wurde sie fuchsteufelswild. Sie drohte mir mit dem Abbruch unserer... na ja, sagen wir Geschäftsbeziehungen. Sie wollte keine Karte mehr für mich anrühren, wenn ich sie noch einmal nach ihren Kunden fragen sollte. Nein, Herr Kommissar, ich bin für Sie die falsche Adresse. Mit dem Mord habe ich ebensowenig zu tun wie Sie.«
    Der Kommissar erhob sich. »Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht finde ich auch heraus, daß Sie ein bißchen mit der Wahrheit manipuliert haben. Wie dem auch sei, ich muß Sie bitten, irgendwann morgen aufs Präsidium zu kommen, damit wir ein Protokoll aufnehmen können...«

    Während Inspektor Roller ins Labor gegangen war, saß Kommissar Hellwig mit einer Liste an seinem Schreibtisch. Ganz deutlich spürte er, daß die Lösung bei einem der Namen auf dem Zettel lag.
    Buscher — Ohl — Meinert — Löscher... Buscher — Ohl — Meinert — Löscher. Immer wieder ‘glitten seine Augen darüber hinweg. Und noch etwas wurde ihm zur fast schmerzenden Gewißheit: Die Lösung, nach der er suchte, würde so einfach sein, daß er sich später schämen würde zuzugeben, sie nicht auf der Stelle erkannt zu haben.
    Er lehnte sich zurück und schloß die Augen... Buscher — Ohl — Meinert — Löscher... Noch einmal versuchte er die Aussagen der vier Männer zu rekapitulieren.
    Und dann ging es wie ein elektrischer Schlag durch ihn. Erleichterung schloß sich an und — schon jetzt ein bißchen Scham. Woran nur hatte er gedacht, als die entscheidenden Worte gesprochen wurden? — 20 Uhr 15.
    Wo sollte er jetzt noch einen Haftbefehl herbekommen? In diesem Augenblick tauchte Inspektor Roller wieder auf. Er strahlte nicht gerade Zufriedenheit aus.
    »Noch nichts Neues!« rief er.
    »Im Augenblick unwichtig«, gab Kommissar Hellwig geschäftig zurück. Seine Finger glitten suchend über das Telefonverzeichnis. »Wichtiger ist, daß wir noch zu einem Haftbefehl kommen. Wenn ich einen Mörder erkannt habe, dann will ich ihn auch keine Sekunde mehr aus den Augen lassen...«

    Es handelte sich um ein dreistöckiges Eckhaus.
    Inspektor Roller hielt im Schatten einer großen

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