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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich verwirrt.
    Und sicher war es die Verärgerung über diese Verwirrung, die sie so aggressiv sein ließ: »Sie haben sich in der Tür geirrt, Monsieur!« sagte sie kalt.
    »Wollen Sie damit sagen, daß es hier im Haus noch eine Madame Chatalain gibt?« Der Besucher tat überrascht. »Nein, das...«
    »Na, dann bin ich aber froh...« Chantal glaubte Spott in seiner Stimme gehört zu haben. Oder irrte sie sich?
    Nein, das war kein harmloser Besucher...
    Ihre Beklemmung verstärkte sich.
    Seine Blicke... Wie sollte sie die deuten?
    Sie spürte, wie Drohendes auf sie zukam...
    »Madame, ich möchte Sie gern sprechen!«
    Chantal fröstelte, doch sie zwang sich zu einem unpersönlichen, kühlen Ton:
    »Sie wollen sicher meinen Mann sprechen, ich werde ihn rufen!« Ihre Absicht, im Anschluß an diese Worte die Tür z u schließen, wurde durch die rasche Erwiderung des Draußenstehenden zunichte gemacht.
    »Einmal, Madame, käme ich zu Ihrem Mann kaum mit Rosen, und zum anderen: Wir wissen beide, daß sich Monsieur Chatalain im Augenblick in Versailles aufhält. Und was Ihr Mädchen Claudine anbetrifft, die hat heute ihren freien Tag. Oder irre ich da?«
    Chantal starrte den Fremden mit dem Ausdruck totaler Hilflosigkeit an. Und noch bevor sie auf seine letzte Frage reagieren konnte, fuhr er, noch immer lächelnd, fort:
    »Sie sollten mich jetzt hereinbitten!«
    »Nein!« Sie schüttelte den Kopf.
    »Wünschen Sie, daß ich über gewisse Dinge in einem Haus am Boulevard Raspail hier spreche? Die Concierge sah mir nach besonders feinen Ohren aus...«
    Hielt Chantal bis jetzt die Tür auf, so brauchte sie diese jetzt zum Festhalten. Ihre Knie zitterten, und sie spürte das Pulsieren ihres Blutes im Hals. Sie wandte sich um.
    Im Salon ließ sie sich schwer in einen Sessel fallen. Der Besucher hatte hinter sich die Tür geschlossen, die Blumen auf das Schränkchen in der Garderobe gelegt und stand ihr jetzt gegenüber.
    »Wer sind Sie?« fragte Chantal, und es klang heiser.
    »Ich darf doch...« Ohne auf ihre Antwort zu warten, setzte sich der ungebetene Besucher in den Sessel ihr gegenüber. Als sei makelloses Äußeres in dieser Situation das Wichtigste, blies er sich zwei Stäubchen vom dunkelblauen Zweireiher.
    »Erlauben Sie mir zunächst, daß ich mich vorstelle, Madame. Mein Name ist Georges Bertin, und ich bin Privatdetektiv. Das beantwortet zunächst einmal Ihre Frage. Im übrigen tut es mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe...«
    Chantal hockte blaß und zusammengekauert in ihrem Sessel. Vergeblich versuchte sie zu ergründen, was der Fremde, der sich Bertin nannte, nun wirklich von ihr wollte.
    Was hatte sie mit einem Privatdetektiv zu tun? Woher wußte er von ihren Besuchen bei Trévert?
    Bertin lehnte sich zurück. Einige Atemzüge lang musterte er sie nachdenklich, ja, in seinem Blick lag sogar eine gewisse Zärtlichkeit. Doch dann schien er sich daran zu erinnern, daß solcherlei Gefühlsregungen nicht zu seinem Vorhaben paßten, und er bemühte sich um einen geschäftsmäßigen Ton.
    »Madame, ich werde Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen, und ich darf Sie bitten, mich nicht zu unterbrechen. Vor etwa vier Wochen erhielt ich Besuch eines vornehmen, gepflegten Herrn in den besten Jahren. Ich schätzte ihn auf fünfzig bis fünfundfünfzig. Sein Auftauchen bei mir schien ihm äußerst peinlich, und ich hatte alle Hände voll zu tun, um seine Hemmungen abzubauen.
    Im Laufe der nächsten Minuten verriet er mir, daß er Maurice Chatalain sei, der Verleger. Sofort stand ich innerlich stramm, denn damit saß der reichste Klient vor mir, der je in meinen bescheidenen Büroräumen Platz genommen hatte. >Monsieur Bertin<, sagte er zu mir, >ich mache mir Sorgen um meine junge Frau. Es ist da etwas, hinter was ich noch nicht gekommen bin. Und um ehrlich zu sein, ich geniere mich, sie danach zu fragen.< So sprach er. Und ich erkundigte mich, was ihn im einzelnen beunruhigte.
    »Immer öfters<, so erzählte er weiter, »geschieht es, daß ich zu Hause anrufe und sie nicht antreffe. Wenn ich sie dann am Abend frage, wie ihr Tag verlaufen sei, erzählt sie, daß sie gelesen, telefoniert oder sonstwas getan habe. Besonders an den Tagen, an dem das Mädchen frei hat, habe ich schon halbe Nachmittage darauf verwendet, sie ans Telefon zu bekommen — vergebliche
    Ja, Madame, das waren seine Worte. Und ich muß gestehen, daß Ihr Gemahl dabei äußerst beunruhigt wirkte. Sie ahnen sicherlich, worauf das Ganze hinauslief: Ich

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