Lange Finger - flinke Beine
Wohnwagen stieß. Er gehört dem Räumkommando!
Richard: Dann gehören Sie also zum Räu mk ommando?
Förster: Ja, mein Name ist Förster. Ich bin Ingenieur. Und ich habe bereits auch einen Funkspruch an unsere Leitstelle durchgegeben. Im Laufe des Tages wird ein Reparaturwagen hier eintreffen, der Sie wieder flottmachen wird.
Daddy: Na, was sagt ihr nun zu eurem alten Daddy?
Miß: Zugegeben, Mister Daddy, so ganz übel sind Sie nicht, wenn wir Ihretwegen auch ziemliche Ängste ausstehen mußten.
Daddy: Aber ich habe es doch wiedergutgemacht. Denken Sie doch an den Reparaturwagen...
Förster: Ich würde vorschlagen, daß Sie alle bis dahin in unseren Wohnwagen kommen. Er ist warm und gemütlich. Und Platz ist auch genügend da, da meine Leute ja bereits wieder unterwegs sind.
Miß: Fein, das nehmen wir an, nicht, Mister Bradley?
Richard: Und wie gern wir das annehmen.
Miß: Außerdem ist es eine gute Gelegenheit!
Jim: Eine gute Gelegenheit wozu?
Miß: Für eine nette kleine Advents-Vorfeier. Einige Kleinigkeiten kann ich noch beisteuern...
Daddy: Gute Idee.
Miß: Ich möchte mit Ihnen wetten, Mister Daddy, daß ich noch eine gute Idee habe!
Daddy: Ach...
Miß: Ich möchte wetten, daß es Ihnen Vergnügen machen wird, jetzt ein paar Tannenäste abzuschlagen und für uns einen kleinen Adventskranz zu binden.
Daddy: Oh, Sie sind eine ganz Hinterlistige! Was bleibt mir nun schon weiter übrig, als nicht zu wetten und statt dessen zu binden. Und solchen Leuten rette ich nun das Leben!
Vierzehn Stunden später endlich konnten wir die Reise nach White Horse fortsetzen. Als wir Miß Patter dann ausgeladen hatten und weiterfuhren, kam es uns allen vor, als sei der Wagen nur zur Hälfte ausgelastet. So sehr fehlte uns die alte Miß, die angeblich eine schlechte Lehrerin war... Und das nur, weil sie manchmal fluchte!
Wer hatte das gleich behauptet? Ach ja, der Bürgermeister. Verdammt noch mal und Himmelkreuzdonnerwetter, so ein Bürgermeister gehört doch glatt abgesetzt, oder?
Eine fast tödliche Begegnung
Für Chantal schien es ein heiterer, unbeschwerter Vormittag zu sein. Laut sang sie die Melodien aus dem Radio mit, probierte zwischendurch einige Kleider an und trank eine ganze Kanne Schokolade leer. Sie pries sich glücklich, zu den Frauen zu gehören, die sich um ihr Körpergewicht keine Sorgen zu machen brauchten.
Sie konnte essen und trinken, was und soviel sie wollte. Sicher ein Erbteil ihrer burmesischen Mutter. Von ihrem Vater, einem Franzosen, der als Jäger ins Land ihrer Mutter gekommen war, konnte die Veranlagung nicht stammen. Robert Bisson war zeit seines Lebens ein zur Korpulenz neigender Typ gewesen.
Chantal betrachtete sich im Spiegel.
Das weiße Organzakleid brachte ihre exotische Schönheit besonders nachhaltig zur Geltung. Sie wußte es, und es bereitete ihr genußvolle Befriedigung.
Doch wie immer in solchen Augenblicken schlich sich, fast höhnisch mahnend, Besorgnis ein. Mischte sich Angst unter das Gefühl der Beschwingtheit, ließ ihr Herz schneller und härter schlagen.
Im Radio sang Veronique Sanson »J’ai perdu ton adresse«. Es war kurz vor 11 Uhr. Sollte sie sich etwas kochen? Viel Lust dazu empfand sie nicht.
Ob sich Cleo dazu überreden ließ, mit ihr essen zu gehen? Zu Pasquale, dem Korsen, der so ausgezeichnet mit Muscheln umzugehen verstand? Oder vielleicht zu Hugo Rennier, dem Wildspezialisten in der Rue Sirgonne?
Sie würde Cleo anrufen!
Jetzt, auf der Stelle!
In Chantal kehrte die alte Fröhlichkeit zurück. Sie beugte sich ihrem Spiegelbild zu und flüsterte: »Hallo, Chantal, komme gleich zurück, rufe nur Cleo an!«
Nur noch wenige Meter trennten sie vom Telefon im Salon, als es klingelte.
Es klingelte an der Wohnungstür.
Sie vermochte es sich nicht zu erklären, warum dieses harmlose Klingeln in ihr plötzlich wieder jene Beklemmung hervorrief, die sie eben erst verdrängt hatte.
Chantal schüttelte unwillig über sich selbst den Kopf, zog den Reißverschluß des Kleides wieder hoch und wandte sich der Tür zu.
Reserviert betrachtete sie den großgewachsenen, elegant gekleideten Mann, der sich, mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen und einem Strauß lachsfarbener Rosen in der Hand, galant vor ihr verbeugte.
»Madame Chatalain, ich wünsche Ihnen einen recht angenehmen Tag und darf Ihnen zum Zeichen meiner Verehrung dieses bescheidene Bukett überreichen.«
Chantal, an Komplimente und auch deren verschiedenste Arten gewöhnt, zeigte
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