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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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schon aus, nun, nennen wir es mal Respekt vor der finanziellen Position Ihres Mannes.«
    Chantal fühlte alle Empfindungen auf einmal: Entsetzen, Empörung, Ekel und Erniedrigung. Sie wußte, daß der Erpresser mit jedem seiner Worte recht hatte. Ihre Chancen, heil aus dem Dilemma zu kommen, falls sie nicht auf Bertins Bedingungen einging, waren gleich Null. Sie kannte Maurice Chatalain gut genug, um zu wissen, daß er zu keinem Gespräch mehr bereit sein würde, wenn Bertin erst mal seine Beweise... Beweise? Stand hier nicht, wie man immer so schön sagt, Aussage gegen Aussage?
    »Ich werde alles abstreiten! Glauben Sie, daß er in diesem Fall einem windigen Privatdetektiv mehr glaubt?«
    Bertin schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Sie sind so schrecklich naiv, Madame, daß es mir schon fast wieder leid tut, Sie als Opfer beklagen zu müssen.«
    Er griff in die Innentasche seines Jacketts und reichte ihr ein gestochen scharfes Foto. Es zeigte sie zusammen mit Trévert vor dem Haus am Boulevard Raspail. Trévert hielt ihre Rechte in beiden Händen. Sie erinnerte sich auch noch an die Situation, die dem Foto zugrunde lag: An diesem Nachmittag hatte sie über sechstausend Franc verloren und war von Trévert zur Tür gebracht worden. Er tröstete sie beim Abschied mit den Worten, daß sie das nächste Mal bestimmt mehr Glück haben würde.
    Chantal zerriß die Fotografie in kleine Stücke. »Wieviel verlangen Sie? Ich hoffe, Sie wissen, daß ich nicht unbeschränkt Mittel zur Verfügung habe.«
    Sie erhob sich, öffnete das Fenster, warf die Handvoll Schnipsel hinaus und schloß das Fenster wieder.
    Bertin wartete, bis sie auf ihren Platz zurückgekehrt war. Zum zweiten Mal verschwand seine Hand in der Tasche. Diesmal förderte er eine Brieftasche zutage. Er legte sie auf den kleinen Tisch und klappte sie theatralisch auf. Zuoberst erneut eine Fotografie, diesmal im Postkartenformat. Chantal erkannte sich und Chatalain in großer Abendrobe. Sie trug ein sündhaft teures Abendkleid von Dior, Maurice steckte in einem nachtblauen Smoking.
    Das Bild war auf einem Empfang des englischen Botschafters aus Anlaß des Geburtstags der Königin Elisabeth II. gemacht worden.
    »Hier ist die Antwort auf Ihre Frage, Madame. Ihr Mann gab es mir, damit ich Sie auch ja nicht verwechsle.« Chantal sah Bertin verständnislos an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Monsieur!«
    »Die Gegenleistung für mein Schweigen ist das Kollier, das Sie auf dem Bild tragen!«
    »Sie sind verrückt!« entfuhr es Chantal. Sie ballte die Hände und schlug kurz und hart auf die Sessellehnen. »Sie müssen verrückt sein! Das ist ein Hochzeitsgeschenk meines Mannes.«
    »Um so besser«, nickte Bertin. »Ich nehme an, daß er Ihnen zu diesem Ereignis etwas besonders Wertvolles geschenkt hat.«
    »Hören Sie, Monsieur«, fuhr Chantal auf, »das Kollier ist ein Erbstück seiner Mutter. Es ist mindestens eine halbe Million Franc wert.« g er tin freute sich. »Das ist wunderbar. Genau der richtige preis für meine Gefälligkeit. Ich hoffe, Sie sind meiner Meinung, Madame!«
    »Dieser Preis ist zu hoch!« sprach Chantal atemlos.
    »Das finde ich nicht.«
    »Ich könnte das Fehlen des Kolliers niemals erklären. Das wissen Sie so gut wie ich!«
    »Man kann dem Vorbeugen. Ich habe eine solche Möglichkeit einkalkuliert!«
    »Das Kollier liegt im Schließfach der Bank.«
    »Dann holen Sie es!«
    »Und dann?«
    »Dann geben Sie es mir! Ich habe in Mentone einen alten Freund, der darauf spezialisiert ist, Duplikate nach Originalen anzufertigen. Sie erhalten diese Kopie von mir und tragen sie in die Bank zurück. Und beim nächsten Tragen verlieren Sie das einmalige Stück. Wie gefällt Ihnen dieser Plan? Er birgt so gut wie kein Risiko...«
    Chantal hatte sich erhoben. Die Erregung verursachte hektische Flecken auf ihren Wangen.
    »Ich könnte Sie töten!« flüsterte sie.
    »Sie setzen ein Schmuckstück gegen ein Menschenleben?« tat Bertin verwundert.
    »Aber was für ein Menschenleben. O Monsieur, wie ich Sie hasse.«
    »Es ist das Vorrecht der Machtlosen, zu hassen, Madame!« lächelte der Detektiv ungerührt.
    »Welche Gewähr hätte ich, daß es bei dieser einen Erpressung bleibt? Daß Sie nicht bei nächster Gelegenheit wiederkommen?«
    »Ich glaube kaum, daß es Sie beruhigen würde, versicherte ich Ihnen an dieser Stelle, daß Sie mich nicht Wiedersehen. Zumindest als Fordernden. Also kann ich nur sagen, daß Sie mit dem Risiko leben müssen.« Ein

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